75|pure Verzweiflung

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„Denke schon.", meinte ich. Er nickte mit einem breiten Lächeln, was mich auch zum Lächeln brachte.

~

Immer noch bekam ich kein Auge zu.

Es war schon Mitternacht und ich saß bloß auf dem Krankenbett und sah gelangweilt auf den kleinen Fernseher, der nur Müll zeigte.
Genervt schaltete ich es aus und sah auf das kleine Sofa auf dem Baran lag. Seine Arme überkreuzt. Ich wollte reden. Wenigstens irgendwas tun.

„Ba-..", wollte ich sagen, doch stoppte sofort als ich in sein schlafendes Gesicht sah. Er wirkte so erschöpft.
Langsam stand ich auf und zog den Ständer mit der Flüssigkeit mit um Baran zuzudecken. Er kuschelte sich ein und drehte sich auf die Seite.

Er sagte mir, er hätte mich aus dem Wasser geholt.
Die Flecken im Gesicht hätte er von den Steinen im See, weil er nicht aufpasste als er mich aus dem Wasser zog.
Klang zwar unglaublich gelogen, aber ich beließ es fürs erste.
Vor allem, da er meine gefesselten Hände nicht ansprach oder das Tuch auf meinem Mund. Als wäre ich von selbst hineingefallen.

Ich setzte mich wieder aufs Bett und sah auf den leeren Teller. Ich drückte den Knopf, dass meine Krankenschwester kam und das tat sie auch sofort. Sie war so unglaublich nett, ich mochte sie so sehr. Sie half mir die ganze Zeit bei einfach allem und kam innerhalb von dreißig Sekunden in mein Zimmer, wenn ich sie rief. Sie war einfach für mich da.

„Seren wieso sitzt du? Brauchst du etwas?", fragte sie mich, doch ich schüttelte den Kopf.

„Ich wollte dich bitten, das wegzuräumen.", bat ich sie und sie nahm es sofort. Ich blieb am Rand sitzen und sah sie an. Ob sie etwas wusste? Hatte sie mich die ganze Zeit schon in Behandlung?

„Ehm.. Ich habe noch eine Frage.", hielt ich sie auf. Sie blieb stehen und sah mich freundlich lächelnd an.

„Weißt du-.. Wer hat mich eigentlich hierher gebracht?", fragte ich sie. Sie sah überlegend an die Seite.

„Das war ein junger Mann.", antwortete sie,„Er selbst war von Kopf bis Fuß nass. Wir wollten auch ihn aufnehmen, aber so schnell er hier mit dir auf den Armen war, war er auch wieder weg. Er wirkte ängstlich oder panisch, ich weiß nicht mehr genau." Ich sah zu Baran und dann zu ihr während ich auf ihn zeigte.

„War er es?"

„Nein, definitiv nicht, er hatte ganz andere Gesichtszüge.", antwortete sie mir. Ich nickte und sah überlegend vor mich.

„Okay Dankeschön.", bedankte ich mich und sie verschwand.
Wieso log Baran mich an?

Kenan

Ich saß immer noch auf der Kante meines Bettes und sah aus den Fenstern hinaus zum strahlenden Mond.
Das war auch das einzige was ich seit Stunden tat.

„Seren!", schrie ich als ich das umgekippte Boot sah. Sofort rannte ich los und sprang ins Wasser. Nirgendwo sah ich sie.
Fuck!
Fuck, wie konnte ich nicht daran denken?

Ich schloss meine Augen und fuhr mir durch meine, mittlerweile, trockenen Haare. Mein Handtuch immer noch um meine Schultern.

Ich zog sie aus dem Wasser und legte sie hin. Panisch sah ich sie an und fing an gegen ihre Brust zu drücken und hörte nach ihrem Atem. Bitte Seren bitte!

Frustriert zog ich an den Spitzen meiner Haare und sah auf meinen Schoß.

„Seren bitte! Ich flehe dich an atme!", schrie ich sie ängstlich an und schlug leicht gegen ihre Wange. Was sollte ich bloß tun? Ich würde mir das niemals verzeihen, wenn ihr etwas passieren würde!

Ich legte meine Hände aufeinander und führte sie vor meinen Mund, dabei richtete ich meinen Blick wieder hoch zum Mond.

„Scheiße Seren nein!", rief ich und sah panisch umher,„Nein, du.. du.. du wirst leben! Du wirst mir meinetwegen auch weiterhin auf den Sack gehen, aber du wirst leben!"

Diese Bilder gingen mir nicht mehr aus dem Kopf.
Wie konnte ich nur?

Ich trug sie auf meinen Armen und ging schnell auf mein Auto zu. Angekommen legte ich sie schnell hinein und stieg selbst ein und fuhr mit zu hoher Geschwindigkeit ins nächste Krankenhaus. Sie musste leben! Ich konnte das nicht getan haben! Sowas durfte nicht passieren.

Ich war so dämlich! Man, das war doch Seren! Seren verdammt! Sie würde so sehr zappeln, dass das Boot kippen würde, wieso dachte ich nicht daran? Wieso übertrieb ich es so? Nach diesem Zeitpunkt würde ich nichts mehr tun. Rein gar nichts, egal was Seren jetzt auch machen würde.
Ich würde sie nicht einmal mehr anfassen.

In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie etwas so sehr bereut wie das.
Was war bloß los mit mir? Ich übertrieb doch nie so sehr. Wieso dann jetzt?
Wieso musste ich sie fast umbringen?
Umbringen, verdammt!
Sie war doch ein Mädchen! Sie.. Sie war sie!

Wütend ballte ich meine Hände zu Fäusten.

„Jo Kenan, alles gut?", ertönte Korays Stimme als er in mein Zimmer platzte. Ich krümmte mich mehr und immer mehr Wut sammelte sich. Ich hasste mich so unglaublich sehr dafür, dass ich so ein Arschloch war.

„Bruderherz was ist los?", fragte er und stand neben mir,„Du bist heute gar nicht aus deinem Zimmer gekommen. Mama meinte ich soll nach dir schauen. Soll ich ihr sagen du- Scheiße, hattest du eine Schläger-.."

Wütend brüllte ich auf und schupste ihn an die Seite. Ich schmiss meine Nachttischlampe auf den Boden und sie zersprang. Ich griff nach der Bettdecke und warf sie auf den Boden.

„Kenan!", rief Koray und wollte nach mir greifen, doch ich ging um mein Bett auf die andere Seite und schmiss den Billardtisch um.

„Du Wichser! Du hättest sie fast umgebracht!", brüllte Baran mich an und schlug ein erneutes Mal mit seiner Faust gegen meine Wange. Ich spuckte weiter Blut und ließ es über mich ergehen. Er hatte jedes Recht dazu.

„Alter oha!", kommentierte er meinen Wutausbruch. Ich griff nach dem Gemälde an der Wand und schmiss es quer durch das Zimmer. Ich schlug einfach alles um mich und fiel auf die Knie.

„Ich weiß es doch selbst! Fuck Baran es tut mir leid!", brüllte ich ihn an und schlug ihn,„Es tut mir verdammt nochmal leid! Ich wollte nie, dass es so weit kommt!" All meine Wut auf mich selbst ließ ich bei ihm aus. Ein erneuter Schlag gegen seine Augenbraue. Er schupste mich gegen die Wand und wollte zuschlagen, doch ich ging an die Seite und er traf die Wand. Schmerzerfüllt verzog er sein Gesicht und zischte auf.

Hektisch atmete ich ein und aus während mein kleiner Bruder auf mich zukam.

„Kenan geht es dir gut?", fragte Koray vorsichtig und kniete sich neben mich. Ich schüttelte den Kopf und verzog mein Gesicht. Ging es mir gut? Ging es mir überhaupt je gut?

„Nein.", antwortete ich mit zittriger Stimme,„Nein mir geht es absolut beschissen."

Koray zögerte, doch zog mich in seine Arme. Ich versuchte krampfhaft die Tränen zu unterdrücken, aber es ging nicht. Es ging einfach nicht und schon liefen krampfhaft die ersten Tränen.

Kenan am verzweifeln.
So eine ernste Situation wird schon nicht allzu lange bleiben, don't need to worry.🤨😂
Ey omg ich muss jetzt voll lachen, wenn ich daran denke was passiert.
Einfach nur peinlich.😂🤝
5/8

ALL I HATEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt