"Duck dich, sonst sieht uns hier noch jemand!" rief Jason und sah mich dabei nervös an. "Is gut!" zischte ich genervt und duckte mich, sodass ich unter der Höhe der Betonmauer vor mir versteckt war. Wir, von der Westside, eine örtliche Drogengang, suchten ein neues Quartier und dieses alte Gebäude könnte sich eignen.
Wir liefen noch ein paar Meter bis das Loch in der Betonwand vor uns war, über das uns zuvor unser Anführer Jason und seine Freundin Joline informiert hatten. Die beiden hatten das neue Quartier erst gestern entdeckt, also musste ich mich wohl überraschen lassen.
Es war ein altes, verlassenes Hallenbad, was mich bei unserer Stadt nicht wunderte, denn wir lebten in einer kleinen, armen Stadt mit wenigen Einwohnern. Dort gab es viele verlassene Gebäude im Zentrum, doch wir suchten ein Quartier am Stadtrand, also war das alte Hallenbad von der Lage her perfekt.
Nachdem wir alle durch das Loch und dem dahinter liegenden Busch gekrochen sind, führte uns Joline durch das Gelände. Es scheint lange nicht mehr besucht worden zu sein, das Gras ging mir bis zum Bauchnabel und die Farbe des Gebäudes war teilweise abgesplittert und teilweise von Efeu bewachsen.
Wir liefen über den Rasen in geduckter Stellung, aus Angst von anderen entdeckt zu werden, bis wir zu einer kleinen Tür kamen, welche Ben, ein anderes Mitglied unserer Clique, mit einem Draht knackte.
Die Tür ließ sich quietschend öffnen und wir sahen einen dunkelen großen Raum, ein paar Lichtstrahlen kamen von den Dachfenstern und warfen Licht auf die leeren Schwimmbecken.
"In den Becken könnte man super anbauen" murmelte Ben. Ich nickte zustimmend denn er hatte wirklich Recht. Die Becken waren riesig und Wasser war seit langem nicht mehr drinnen.
"Hier lang" flüsterte Jason.
"Ich hab Angst!" erwiederte Joline. "Hey, ich beschütz dich, kleine!", sagte Jason und nahm sie tröstend in den Arm. Ben und Max sahen mich beide gleichzeitig mit diesem 'ich-hasse-Pärchen'- Blick an, ich zuckte nur mit den Schultern. Es war eh nichts mehr bei den beiden zu retten.
Jason führte uns durch einen schmalen Gang der bei einer Tür endete die mit der Aufschrift 'Personal' gekennzeichet ist. Nun war wieder Ben an der Reihe, er schaute sich das Schloss an und es dauerte eine Weile bis die Tür sich knarrend öffnen ließ. Ben war 'Der' Schlossknacker unter uns, er packte einfach jedes Schloss.
Hinter der Türe war eine Treppe, doch man sah nur die ersten paar Stufen. Zum Glück hatte Max Taschenlampen dabei die uns den Weg erhellten. Wir liefen ein paar Minuten, bis zu einem kleinen Raum mit drei Türen. Jason stieß zielstrebig die mittlere der drei auf und es entblößte sich ein riesiger, alter und staubiger Raum.
Max riss die Augen auf: "woow, niceee". Damit hatte er nicht unrecht, der Raum war größer als jedes der anderen Quartiere, die wir bis jetzt hatten.
"Nicht schlecht, was? Das war der einzige Raum ohne tropfende Rohre, hier gibt es sogar eine Heizung."
"Luxus" murmelte ich staunend und sprang dabei auf eines der alten Sofas und scannte von da aus den Raum. Er ist nicht besonders hell, da von den kleinen Kellerfenstern nur wenig Licht kommt, aber dafür gibt es genug Stromanschlüsse. Auserdem ist der Raum sehr geräumig und es wäre sicher genug Platz für die eine oder andere Drogenparty um neue Kunden zu gewinnen.
Ja, Kunden sind wichtig in unserem Business. Und um diese zu erwerben, veranstaltet man am besten kleine Partys auf denen man Drogen anbietet. Pro Veranstaltung erwirbt man 5-10 mögliche Neukunden und deshalb suchen wir ein neues Quartier.Wir besitzen schon ein Hauptquartier aber ein zweites für Partys und Partydrogen schadet nie.
Max gesellte sich zu mir aufs Sofa während Ben mit Jason und Joline den Raum weiter erkundete. Schließlich war der Raum zur Hälfte ein ganzes Labyrinth aus Kartons. Max und ich redeten noch eine Weile als sich die anderen wieder zu uns gesellten. Jason und Joline knutschen mal wieder rum und Ben hatte einen echt genervten Blick drauf.
"Sie habens schon wieder getan!" gab er genervt von sich. Ja sie taten es oft, und damit meinte er nicht mal Sex oder so, er meite turteln. Gegen Sex hätte er ja nichts, ich auch nichts, solange sie es leise und mit Kondomen tun; aber ich hasste dieses Pärchen-Turteln. Dieses ständige 'Schaaattz' und 'Schnuck' und was auch immer. Argh. Zum Kotzen.
Plötzlich hörten Jason und Joline auf zu knutschen und Jason schaute geschockt auf die Decke, die knartschende Geräusche von sich gab.
"Scheiße! Sie sind daa!" flüsterte er.
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