Edgar, Dieter, Boris

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Das Klappern von Geschirr weckte mich. Verschlafen rieb ich mir meine Augen, bevor ich sie komplett öffnen konnte. Dann kam auch schon ein herzhaftes Gähnen aus mir aus. "Aufgewacht, Dornröschen?", kicherte Manuel hinter mir. Ich setzte mich auf und sah zu ihm. Wie konnte ein Mensch nur so schön sein. Sofort musste ich lächeln. Ein Anblick, den ich genoss. "Wie spät ist es?" Ich stand langsam auf und streckte mich nochmal. "Zwölf." Manuel lehnte sich gegen den Türrahmen. Auch, wenn er Jogginghose und ein zu großes T-shirt trug, wirkte er auf mich anziehend. "So spät." Seufzend ging ich zu ihm. Sein grinsen wurde immer breiter, desto näher ich kam. "Darf ich mal?", fragte ich. Ich wollte durch die Tür, weil ich auf Toilette musste. "Was willst du denn?" Verschmitzt grinste er mich an. Ich wusste, dass er mich auf keinen Fall durchlassen würde. Er war der Alte. Früher hatte er das auch getan. Nur wusste er es nicht. Es entwickelte sich von selbst. Er war noch genau die selbe Person. Mein Manuel. "Ich muss mal", grinste ich also und lief einmal mit voller Absicht gegen ihn. Doch er stemmte mich zurück. "Das kostet Eintritt." "Eintritt wird hier verlangt?" Ich wollte Ernst bleiben, doch mein grinsen ging einfach nicht weg. "Was wird denn an Geld verlangt?" Er hatte seine Hände gegen meine Brust gelegt, um mich zurück zu halten. Im Notfall wusste ich aber, wie ich durchkommen würde. Manuel war kitzelig. "Kein Geld", meinte er dann. Ich legte meine Hände an seine Handgelenke. "Was dann?" In meinem Kopf spielte sich ein Szenario ab, wo er sagte, ich solle ihn küssen und lieben. Ein flaues Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus. "Du räumst den Tisch ab." Meine Mundwinkel senkten sich wieder Richtung Erdboden und Manuels gingen steil nach oben. Das flaue Gefühl im Magen war verpufft. "Darauf habe ich aber keine Lust", entgegnete ich. Manuels grinsen, was meiner Meinung nach nicht mehr breiter ging, wurde aber noch breiter. "Dann kommst du nicht durch." "Ach, tue ich das nicht?" Ich löste meinen Griff und legte meine Hände an seine Seiten, um drauf los zukitzeln. Ein  mehr als männlicher Schrei entwich Manuel und seine Beine gaben nach. Schon saß er vor mir auf dem Boden. "Du mieses Schwein!", schimpfte er mich lachend an.

Mahnend hob ich meinen Zeigefinger. "Na na na. Schwein wird niemals im negativen Kontext verwendet." Manuels lachen verstummte. "Wieso das denn?" Ich selbst hatte in dem Augenblick vergessen, dass er sich an die Dinge ja nicht erinnerte. Seufzend reichte ich ihm meine Hand und half ihm wieder hoch. "Wegen Edgar. Mein Minecraft Schwein." "Edgar", wiederholte er leise und ging an mir vorbei, wo er sich auf's Sofa setzte. Ich sah ihm kurz zu, wie er dort grübelnd saß, ging dann aber schnell ins Bad.

Als ich zurück kam, schaute Manuel zu mir auf. Seine Augen schienen zu glitzern. "Was ist?", fragte ich ihn neugierig. "Edgar, Dieter, Boris." Meine Augen weiteten sich. Er konnte sich an sie erinnern. "Patrick. Ich erinnere mich an Freedom. An Leben. An dich." Letzteres sagte er so leise, das es kaum hörbar war. Und dann rollte ihm eine stille Träne aus dem Auge. Ich konnte es nicht glauben. Nur, weil wir auf das Thema  "Schwein" gekommen sind, hatte er sich an mich erinnert. Ich war fassungslos darüber und riss meinen besten Freund in die Arme. Auch er erwiderte meine Umarmung fest. So saßen wir da, Arm in Arm. Ich konnte es einfach nicht glauben.

Amnesie / Kürbistumor FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt