Erst als endlich Stille einkehrte, als ich die Tür der Suite hinter mir schloss, wurde mir bewusst, was heute passiert war. Es brach aus mir heraus, ich sprang unbeherrscht herum und gab undeutbare Freudenschreie von mir. Mit einem Grinsen über beide Ohren schmiss ich mich aufs Sofa, um vor all den Schmetterlingen in mir nicht gleich abzuheben. Sobald ich die Augen schloss, sah ich ihn vor mir. Er hatte mich geküsst! Mich! Die unbekannte, gewöhnliche Stuntfrau aus Guayabo! Ich war komplett überfordert mit meinen Gefühlen, ich wusste nicht mehr wo hinten und vorne war. Ich wusste nur eins. Und zwar, dass ich gerade auf dem besten Weg war, mich Hals über Kopf in den Leader der Bangtan Boys zu verlieben. Ob das nun gut war oder nicht, war mir egal.
Eine Zeit lang rührte ich mich nicht, sondern flog auf meiner Wolke sieben herum, bis meine Gedanken wieder zu meinen Liebsten fielen.
Schnell griff ich nach meinem Handy und rief meine Eltern an.
„...Hallo, Rokoni hier?" einen kurzen Moment schwieg ich, um mich wieder in meiner Muttersprache einzufinden.
„Mama?" Und dann ging der Ansturm los.
„Lilith! Wie schön von dir zu hören! Wir haben uns schon Sorgen gemacht, aber du hattest bestimmt viel zu tun! Wie geht es dir? Wie ist Seoul? Hast du schon Freunde gefunden?"
„Mama...", ich musste leise lachen „mir geht es fantastisch. Es ist noch viel schöner als ich es mir vorgestellt habe. Es ist alles so groß und lebendig, meine Arbeit ist auch toll, ich hab schon einen Vertrag abschließen können."
„Das klingt großartig, wie schön, dass es dir so gut gefällt. Wie spät ist es bei gerade?"
Ich sah kurz auf die stylische Uhr über der Tür: „kurz nach 7. Wieso?" „Wow, ist das abgefahren. Ich muss jetzt gleich Mittag machen, es gibt dein Lieblingsessen. Hach, du fehlst uns so!"
„Mama, ich vermisse euch auch, aber ich bin hier sehr gut aufgehoben. Am allermeisten vermisse ich doch deine Kochkünste!" Sie lachte. „Es ist alles so neu und interessant hier, deswegen ist es auch schwer, so oft an Zuhause zu denken. Ich schicke nachher mal ein paar Bilder, okay?" „Hm, ja mach das. Papa ist gerade nach Hause gekommen, ich muss auflegen. Schöne Grüße! Ich melde mich die Tage nochmal." Ein flüchtiger Kuss durchs Telefon, dann legte ich auf und wählte gleich die nächste Nummer. Mina.
„Lil!", begrüßte sie mich freudig und redete gleich weiter. „Du und BTS?! Wie cool ist das denn bitte? Ich hab's auf der Website gesehen, das Gruppenbild. Du siehst so glücklich aus, bist du jetzt auch ein Army?"
„Ja, ich bin glücklicher denn je! Es ist einfach traumhaft, mehr kann ich dazu nicht sagen. Wie war das, du bist auch ein Army? Hast du nie erzählt."
„Und wie ich ein Fan bin. Jetzt bereue ich, nicht auch Stuntfrau geworden zu sein... Bringst du mir ein Autogramm mit? Und was machst du das Wochenende so?" „Klar, wenn ich eins bekomme. Ich habe soweit frei, ich möchte ein wenig trainieren und vielleicht ein bisschen Sightseeing betreiben. Ich bring dir was mit, versprochen!" „Hoffe ich doch! Naja, halt die Ohren steifen, wir hören voneinander." Wir lachten beide. Ehe ich das Handy runtergenommen hatte, klingelte es erneut. Schon etwas genervt ging ich ran, wurde aber gleich wieder happy, als ich sah, dass es Kimi war.
„Hallöchen", begann ich das Gespräch. Ich hörte Autos im Hintergrund. „Hey du, ich bin gerade auf dem Rückweg. Morgen bin ich beschäftigt, aber wollen wir uns am Sonntag treffen? So gegen 13 Uhr?" Ich war sofort begeistert und willigte gerne ein. „Dann bis dann, ich freu mich, und, schöne Grüße von den Jungs." Er jetzt hörte ich sie alle im Hintergrund.
Ich lächelte und legte ein letztes Mal auf. Erschöpft legte ich das Handy auf den Tisch und beschloss, mich fertig zu machen.
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Der Samstag war ein sehr entspannter und ruhiger Tag, ob ruhig dabei gut oder schlecht war, wusste ich selbst nicht. Ich war ziemlich spät aufgestanden, hatte gemütlich gegessen und mir noch einen Smoothie mitgenommen, denn ich wollte den gesamten Tag ins Training investieren.
Am Vormittag verbrachte ich die meiste Zeit im Fitnessstudio, zum Krafttraining. Da es heute nicht so warm war, war das Training auch nicht ganz so anstrengend. Jenes gestaltete sich wirklich schön, denn auch im Fitnessstudio gab es eine große Fensterfront, die direkt zur großen Straße fiel, wo breites Treiben herrschte. Es war irgendwie einlullend die Menschen und Autos zu beobachten, die verschieden Typen, alte, junge, manche entspannt, andere im Stress. Manchmal fragte ich mich wirklich, wie es den Einwohner in ihrer Stadt- also Seoul- ging.
Nach dem Essen ging ich direkt in den Tanzsaal, den ich überraschenderweise, ganz für mich alleine hatte. Schon als ich den ruhigen, leeren Raum voller Möglichkeiten vor mir sah, konnte ich meine Füße nicht mehr stillhalten und lief los. Ich schlug Räder, tanzte, drehte mich, machte Saltos und Handstandüberschläge. Total aus der Puste warf ich mich an die Wand und ließ die Beine hängen, (wie das klingt xDD) ich grinste breit. Ich hoffte sehr, dass mich niemand beobachtet hatte, aber irgendwie war mir dann auch egal, denn genau das war es, was mir so Spaß machte.
Als kurze Pause zwischendurch trank ich meinen Smoothie und legte mit neuer Energie von vorne los.
Den gesamten Nachmittag und Abend war ich dabei, mir eine eigene Choreografie zusammenzubasteln, mit Tanz und Turnelementen, manche Sachen unterbewusst auch inspiriert von der „Unreal" Choreo. Während des Tanzens wurde mir immer mehr bewusst, was für einen großen Einfluss BTS und Co mittlerweile auf mich hatten, Einfluss auf mein Leben.
Sie waren mein Beruf- doch eigentlich schon so viel mehr. Sie machten einen großen Teil meiner Freizeit aus und waren nebenbei auch noch meine Freunde geworden. In so kurzer Zeit hatte ich sie so liebgewonnen, dass ich sie jetzt richtig vermisste.
Umso glücklicher war ich, als ich auf mein Handy sah. 4 Nachrichten: Jin, Jimin, Tae und Namjoon.
Von Jin und Jimin bekam ich ein Gruppenfoto geschickt, Tae hatte ein Video von Suga, der während der Maske in einer ziemlich eigenartigen Pose eingeschlafen war geschickt und von Namjoon bekam ich ein süßes Selfie.Sofort brach wieder eine Schmetterlingsfamilie in meinem Magen aus.
Als Antwort schickte ich allen vieren ein kurzes Video, einen Teaser meiner Choreo, mit dem Titel „Produktiver als sonst, trotzdem einsam. Vermisse euch!"
----Etwas ungeduldig wartete ich auf Kimi, jetzt schon seit genau 6 Minuten und 43 Sekunden. Zwischen all den Menschen, die es so eilig hatten, der großen Straße und den hohen Häusern fühlte ich mich ein wenig verloren, und hilflos noch dazu. Ich war schon froh, überhaupt in die Straße gefunden zu haben, denn ich hatte schon mit einberechnet, mich zu verlaufen. Egal wie sehr ich andere Sachen nicht konnte, meine größte Schwäche war noch immer mein nicht vorhandener Orientierungssinn. Nervös klammerte ich mich also an meine Jacke und mit schweifenden Blick suchte ich Kimi, bis ich ihre Stimme direkt hinter vernahm. Ich knuddelte sie dankbar, dass sie da war und folgte ihr. Sie hatte mich in eine bekannte Einkaufsmeile eingeladen und wollte mich ein wenig herumführen.
Es war mehr eine Gasse als eine Meile, denn sie war wirklich sehr eng. Von beiden Seiten ragten diverse Stände in den Gang und die Händler priesen laut ihre Sachen an. Der Strom durch die Gasse war dicht, es war schwer an den vielen, unterschiedlichen Ständen halt zu machen, aber die Mühe lohnte sich, denn die Sachen, die es gab, waren mit viel Liebe gemacht. Von Schmuck, zu Fanartikeln, bis Kerzen, Souvenirs und Essen konnte man alles entdecken, es war einfach eine riesige Reizüberflutung.
Während Kimi gerade von ihren ersten Tagen als Managerin erzählte, standen wir an einem Stand mit Kerzen und Souvenirs.
„Am Anfang war es wirklich komisch für mich. Organisation war schon immer eine Sache, die ich gerne gemacht hatte, aber nur für mich, nicht für sieben ultra chaotische Jungs. Mittlerweile arbeite ich aber schon seit mehr als 3 Jahren mit ihnen zusammen, ich kenne sie, sie kennen mich, ich könnte mir keinen besseren Job vorstellen." „Das glaube ich dir. Obwohl ich erst seit einer Woche mit euch arbeite, ist es, als würde ich euch schon ewig kennen. Vielleicht kenne ich dich und die Jungs noch nicht so gut, aber man fühlt sich herzlich Willkommen und ihr habt immer gute Laune, da macht die Arbeit gleich dreimal so viel Spaß. Was hälst du von der Kerze mit Skyline?" „Die ist schön, für deine Eltern?" „Ne, für meine beste Freundin. Sie arbeitet in der Vermittlungsstelle in Costa Rica." „Ist das bei euch irgendwie Kult, dass ihr alle in diese Branche geht? Ich meine, dass ich ja nicht gerade der üblichste Job." Ich nickte. „Nein, natürlich nicht. Mein Bruder studiert Musik und meine Eltern machen auch nichts in die Richtung. Ein guter Freund aus der Umgebung hat die Leitung der Zentrale übernommen und da wir beide im selben Alter waren, Sport und Bewegung unsere größte Leidenschaft waren, haben wir kurzerhand dort angefangen. Was Besseres hätte uns nicht passieren können. Auch wenn die Bezahlung nicht die Beste ist, ich habe viel Spaß und komme jetzt mit so jungen Jahren so viel rum, dass ich gar keinen Urlaub brauche."
„Es hört sich an, als wärst du sehr glücklich mit dem was du hast." Ich lächelte breit als Antwort. Ich bezahlte die Kerze und bekam sie eingepackt, Kimi sah mich schweigend an. Als wir weitergingen, fragte sie mit einem neugierigen Unterton: „Wo wir vorhin schon bei den Jungs waren, was passiert da eigentlich zwischen dir und Namjoon?" ich hielt kurz die Luft an und wurde sofort rot. „Äh- wir verstehen uns gut, und haben ähnliche Interessen." Sie zog eine Augenbraue hoch und lächelte mich geheimnisvoll an, aber ließ es dabei. Den Rest des Abends verbrachten wir noch mit quatschen und lachen, wir aßen etwas, sie zeigte mir einen Park und einen Tempel in der Nähe, es war wundervoll.
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Adrenalin- Holi in the Air (BTS/Namjoon FF)
Fiksi PenggemarAd•re•na•lin /Adrenalìn/ Substantiv, Neutrum [das] Das Gefühl, wenn dein Herz bis zum Hals pocht, der ganze Körper bebt. Dein Gehirn, wie in Watte gepackt ist, du nicht mehr fähig bist, einen klaren Gedanken zu fassen. Du am liebsten Rennen möchtest...