4 | shut the fuck up

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S K Y E

Ich stand am Auto angelehnt und schrieb meinem Bruder, dass ich dort auf ihn warten würde. Direkt nachdem es geklingelt hatte, las er die Nachricht und schrieb er sei auf dem Weg zu mir. Während der ganzen Zeit die sie im Unterricht verbracht hatten, lief ich irgendwo hin wo ich alleine sein konnte.

Ich weinte mir die Seele aus dem Leib und ließ mich meinen Hass spüren. In irgendeiner Gasse schlug ich gegen eine Mauer und hörte nicht auf, bis ich keinen Schmerz mehr in meinen Knochen spüren konnte. Sie waren aufgeschürft und am bluten. Beide Händen fingen an dicker und lila-blau zu werden.

Leicht hob ich meinen Kopf, um nach meinem Bruder Ausschau zu halten. Meine Kapuze hatte ich tief in mein Gesicht gezogen, damit man meine roten Augen nicht sehen konnte. Meine Hände hatte ich in Fäuste geballt und versteckte ich in meinen Ärmeln. Mit meinem Po lehnte ich an meinem Auto und wartete ungeduldig auf Rafa.

Das laute Gebrüll der Unterstufe kam mir entgegen und die unterschiedlichsten Schüler liefen an mir vorbei. Sie blinzelten zu mir rüber, aber schauten weg sobald sie einen Blick von mir erhaschten. Schwere Schritte kamen mir entgegen und machten vor mir halt. Mein Blick glitt zu der Kleidung und diese deutete mir, dass mein Bruder vor mir stand. Vorsichtig hob ich mein Gesicht und blickte ihn an. Seine Augen weiteten sich und er wollte mich in den Arm nehmen, als ich ihn davon abhielt, da Milo mit Kyle, Luca und leider Gottes auch Chelsea auf uns zu kamen.

"Bring mich nachhause, bitte.", flehte ich ihn zum allerersten mal seit langem an. Er nickte ohne einen Ton zu sagen und mein Blick fiel wieder zu Boden, als die vier angekommen waren.

Chelsea war an ihn geschmiegt und grinste provozierend. Die Blicke von Kyle und Luca entgingen mir keinesfalls, aber sie schmerzten nicht so wie diese einen. Rafael räusperte sich und schnappte nach Luft bevor er sprach: "Sorry, Jungs, aber ich muss nachhause und hole euch ab, wenn ihr Schluss habt."

"Wir haben kein Bock mehr und wollen schwänzen. Wir hatten gedacht: Bei dir?", fragte Luca lässig. Ich sog die Luft scharf ein und wartete darauf, dass mein Bruder etwas erwiderte.

"Du kannst ja das elende Stück von Schwester hier lassen und uns einfach zu dir bringen. Ohne sie würden wir ins Auto passen.", wandte sich Chelsea zu Wort und brachte das Fass zum Überlaufen.

Ich schubste mich von meinem Auto weg und steuerte auf diese dreckige Plastikpuppe zu. Nicht einmal einen Meter vor ihr blieb ich stehen und sah ihr ins Gesicht. Sie mag vielleicht größer sein als ich, aber hätte nicht einmal ihren gemachten Arsch in der Hose, um mir etwas anzutun. Mit verengten Augen schaute ich ihr in die Augen und bemerkte wie sie sich von Milo wegstieß. Provozierend grinste sie und mir reichte es. Meine Hände holte ich aus dem Stoff meines Pullis und ließ sie immer noch in Fäuste geballt.

"Woher du dir auch immer das Recht nimmst, mich als elendes Stück zu bezeichnen oder daran zu denken deinen Arsch in mein Auto zu bewegen, geschweige denn mein Zuhause.", knirschte ich mit mahlenden Zähnen in ihr Gesicht. Ihr dreistes Grinsen wurde größer und sie schloss die Lücke zwischen uns.

Lachend schüttelte sie ihren Kopf und kam mir mit ihrem Gesicht immer näher. "Wenn ich meinen Arsch bei dir Zuhause platzieren will, dann mache ich das auch und werde mich nicht von dir elendes Stück abhalten lassen.", zwinkerte sie mir zu und wollte sich gerade entfernen, als ich sie an ihrem Handgelenk packte und gegen die schwarze Motorhaube drückte. Meine Beine drückten ihren Unterkörper dagegen und voller Hass sah ich sie an. Ich vernahm ein kleines, aber schweres Schlucken ihrerseits wahr und meine Mundwinkel zuckten für einen winzigen Moment nach oben.

"Hast du meine Drohung vorhin nicht gehört oder muss ich sie erst umsetzten, damit du merkst wozu ich im Stande bin?"

"Milo..", wimmerte sie als sich mein Griff verstärkte.

"Ohh, Süße, er wird dir nicht mehr helfen können. Regel deine Angelegenheiten selber und kneif den Arsch zusammen, wenn es hart auf hart kommt! Ich hoffe du weißt was jetzt zu tun ist, wenn ich dich los lasse.", zischte ich und starrte in ihre Augen.

"Dir deine Haare ausreißen und dich umbringen, ja.", wimmerte sie unter dem Druck, den ich ausübte.

Unglaubwürdig lachte ich auf und presste meine Lippen aufeinander. Ich spannte mich an und wollte gerade Sprechen, als ich weggerissen wurde. Mein Blick glitt über meine Schulter und Kyle hatte mich an meinem Arm gepackt und mich von der Tussi entfernt. Meine Kapuze rutschte bei der schnellen Drehung meines Kopfes runter und mit rotunterlaufenden Augen blickte ich ihn an, bis er seine Griffel von mir nahm.

Meine Augen verfinsterten sich und ich wollte meine angefangenen Sache zu Ende bringen, damit ich hier so schnell wie möglich weg konnte. Chelsea war schon wieder in Milo seinen Armen und heulte ihn voll. Ich lief angespannt auf beide zu und würdigte ihm keine Blicke.

"Ausheulen, obwohl Madame angefangen hat."

"Skye, lass sie in ruhe!", knurrte Milo plötzlich und ich hatte komplett vergessen wie mein Name aus seinem Mund klang. Ich blieb in einer Schockstarre und wechselte meinen Blick zu ihm rüber. Unsere Augen trafen sich und bei ihm spähten sie nur Kälte aus. Er leckte sich kurz über die Lippen und ich starrte darauf, als wäre es das absurdeste der Welt. Es sah so verdammt sexy und heiß aus, wenn er dies tat.

"Halt deine Fresse, Milo.", gab ich abrupt von mir und merkte wie jeder in der Runde still wurde. Voller Wut sah er mich an und löste sich von ihr. Er kam einen Schritt auf mich zu und ich bemerkte wie stark sein Kiefer angespannt war. Milo wollte gerade etwas sagen, als ich ihn unterbrach: "Denkst du ernsthaft ich habe Angst vor jemanden wie dir? Wenn ja, dann hast du dich gewaltig geirrt und jetzt geh mir aus den Augen."

Ohne das er irgendetwas erwiderte nahm er Chelsea an die Hand, wie ein kleines Baby und zog sie von uns allen weg. Ich drehte mich zu Kyle und Luca, die mich wie in Trance angafften und mein Bruder, der schwer schluckte. 

Desinteressiert lief ich zum Auto und stieg ein. Ich lehnte mich mit dem Kopf an dem schwarzen Leder an und amtete tief durch. Rafa stieg ebenfalls ein und startete den Motor des Autos. Mit quietschenden Reifen fuhren wir davon und eine angespannte Stimmung herrschte.

Vorsichtig schloss ich meine Augen und ließ das ganze Szenario noch einmal vor meinen Augen auftauchen. Meine Atmung stoppte, als mir erst bewusst wurde was ich zu dem stark anziehenden Jungen gesagt hatte und wie der Schmerz in seinen Augen loderte. Ich hatte es zum zweiten mal geschafft ihn zu verletzten, aber diesmal tat es mir nicht leid. Hätte er sich eben nicht in die Sache einmischen sollen und die Hand für seine Freundin hinhalten sollen.

Abrupt öffnete ich meine Augenlider, als Rafa mit ernster und mit einem Hauch besorgter Stimme sprach: "Dir ist bewusst was du gerade eben getan hast? Und auch gegenüber wem?"

"Ja, sehr und mir tut es nicht leid.", murmelte ich den letzten Part und schaute zum Fenster raus.

"Skye-"

"Du musst dir keine Sorgen machen. Er würde mir nie etwas antun, sondern mich einfach nur stärker hassen.", gab ich von mir und sah im Augenwinkel wie Rafa sich zu mir drehte. Er musterte mich von der Seite und zog scharf die Luft ein.

"Damit tut er dir aber was an. Er verletzt dich und es macht dich kaputt."

"Ich hab es selbst dazu gebracht, Rafael. Es ist allein meine Schuld und es wird sich nichts mehr ändern. Hass hin oder her, uns gibt es nicht mehr und damit müssen wir leben - auch du. Soll er machen was er will. Ich werde ihn nicht davon abhalten sein Leben zu leben wie er möchte.", ich zuckte mit den Schultern und erfasste sein unglaubwürdiges Gesicht.

Er schüttelte seinen Kopf und fuhr weiter, als die Ampel auf grün umsprang. Für einen kurzen Moment herrschte Stille und diese verflog wieder nachdem er sich zu Wort meldete: "Weißt du eigentlich was du da von dir gibst, Skye? Merkst du eigentlich wie du dich selber verletzt indem du diese Sachen sagst oder dir eher einredest? Ich nämlich schon und ich weiß, dass es dich nicht kalt lässt."

"Doch tut es.", schnaubte ich.

Er antwortete nicht mehr sondern blieb für die restliche Fahrt still. Auch ich schwieg und versuchte seine Antwort zu ignorieren. Ich wusste warum er nicht antwortete. Er wusste dass ich log und er Recht hatte. Würde er weiter darauf eingehen, würde ich weiterhin lügen bis ich meine Lüge selbst glaubte und sie perfekt auswendig konnte.

Mich ließ es nicht kalt. Nein, ganz und gar nicht.

Ain't nobody takin my babyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt