✵♫♪Melodie 21♫♪✵

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Changbin

Überrascht weitete ich meine Augen und sah Felix irritiert an. Seine Aktion hatte mich überrumpelt und im ersten Moment wusste ich nicht so ganz, was ich tun sollte. Dann aber ging ich vorsichtig einen Schritt zurück und zog dabei meine Hand mit.

Es war interessant, wie beschützerisch der Jüngere gegenüber seines Instrumentes war. Er bewachte es, als sei es sein größter Schatz, was es vermutlich auch war. Und genau das faszinierte mich. Deswegen holte ich rasch mein Notizbuch hervor und notierte mir diese Eigenschaft.

"Ich darf das Klavier also nicht berühren?", fragte ich sicherheitshalber noch einmal nach und sah wieder auf, direkt zu Felix. Er beobachtete mich argwöhnisch und hatte seine Arme verschränkt, nickte dann aber.

"Ja", sagte er so kühl wie möglich und setzte sich dann an den Klavierhocker. Ich beobachtete ihn dabei und ließ mich dann auf dem Sofa nieder, wobei ich trotzdem weiterhin zu ihm sah.

"Warum denn nicht?", wollte ich neugierig wissen, um es notfalls auch in meine Geschichte einzubauen. Mir war bereits aufgefallen, wie gepflegt das Klavier war. Er kümmerte sich gut darum und das hatte sicherlich auch einen Grund.

"Weil es mir viel bedeutet", erwiderte Felix nur und ließ seine Finger sanft über die Tasten gleiten, ehe er einen Ton spielte. Ich legte meinen Kopf schief und beobachtete ihn. Ja, mir war klar, dass er mir Informationen nicht einfach so gab, aber trotzdem hatte ich gehofft, er würde mir zumindest ein wenig mehr verraten.

"Und warum?", hakte ich weiter nach und sah, wie Felix genervt seine Augen verdrehte und mir einen bösen Blick schenkte. Sofort zog ich meinen Kopf etwas ein, seufzte dann jedoch und sah ihn fest an. Auch wenn es ihm nicht gefiel, ich brauchte solche Fakten.

"Felix, ich weiß, es nervt dich, aber ich brauche den Grund. Er kann mir helfen. Helfen, dich zu verstehen. Helfen, mich in den Hauptcharakter meiner Geschichte einzuleben", bat ich ihn nun sanft und ließ meinen Blick weich und liebevoll werden. Ich wusste nicht, mit was ich den Brünetten überzeugen konnte und deshalb musste ich verschiedenes versuchen.

"Warum brauchst du dafür den Grund? Es kann dir doch total egal sein, warum mir ein Instrument viel bedeutet", knurrte Felix nur und verschränkte seine Arme. Ich spürte, dass er darüber nicht reden wollte und seufzte nun einmal schwer, denn ihn bedrängen wollte ich auch nicht.

In diesem Moment fiel mir ein, dass ich ein kleines Geschenk hatte und deswegen nahm ich meine Tasche auf meinen Schoß. Kurz kramte ich in ihr herum und zog dann ein Notenbuch hervor, welches ich Felix reichte. Darin waren einige bekannte und beliebte Lieder aufgeschrieben und ich hoffte, es würde ihm gefallen.

Eher zögerlich nahm der Jüngere mein Geschenk entgegen und musterte es misstrauisch, ehe er es aufschlug und die Lieder betrachtete. Er las einige Noten und blätterte dann weiter, bis sich ein unscheinbares Lächeln auf seinen Lippen bildete. Doch kaum hob er seinen Blick, verschwand es wieder.

"Warum gibst du mir das?", fragte er interessiert. Nun lächelte ich ihn wieder sanft an, da er sich sehr wohl darüber freute, auch wenn er versuchte, es zu verstecken.

"Es ist ein Geschenk an dich. Als Dankeschön", erklärte ich ihm. Verstehend nickte er und seine Mundwinkel verzogen sich zu einem kurzen Lächeln, bevor er das Buch auf der Notenablage abstellte und sich wieder dem Instrument zudrehte.

Schweigend begann er damit, einige Töne zu spielen, die sich schnell zu einer wundervollen Melodie bildeten. Ich schloss meine Augen und lauschte seiner Musik, die harmonischer nicht klingen konnte. Doch plötzlich hörte er auf und ich öffnete irritiert wieder meine Augen. Felix sah nicht zu mir, sondern auf seine Hände, aber er begann trotzdem leise zu sprechen.

"Wegen meinen Eltern. Das Klavier ist alles, was mir von ihnen geblieben ist."

𝐒𝐲𝐦𝐩𝐡𝐨𝐧𝐢𝐞 𝐝𝐞𝐫 𝐋𝐢𝐞𝐛𝐞 ✦ 𝖢𝖧𝖠𝖭𝖦𝖫𝖨𝖷Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt