"Uwahhh!", höre ich einen Mann neben mir quallvoll schreien. Durch diesen markerschütternden Schrei geweckt, drehe ich mich blitzschnell um und sehe einen Mann, aus dessen Brustkorb Blut spritzt und ein Messer immer und immer wieder in diesen hineingestochen wird.
"Du!", ein Fetzen Lunge fliegt durch die Luft, "wirst niemals!", schreit ein kleines Mädchen, während Blut an mein Bett spritzt, "meiner Mutter!", ich höre das Knacken von zerbrechenden Knochen, "wehtun!""Du bist wach?", flüstert sie mir zu und dreht dabei ganz langsam ihren Kopf in meine Richtung. Aus ihren Augäpfeln sehen mich zwei leere Kugeln an, durch die sich Venen ziehen, die selbst dem Blutbad auf dem Boden Konkurrenz machen könnten. In ihrer rechten hand hält sie einen kleinen, mit Blut und Körper überzogenen Dolch, an ihrem ganzen Körper, all ihren Klamotten kleben kiloweise Innereien.
"Ich habe dich beschützt. Liebst du mich immernoch?"
Bei den Worten und ihrem Blick durchläuft mich der größte Schock meines gesamten Lebens.
Ein eiskalter Speer ersetzt meine Wirbelsäule, meine Beine Falle ab, meine Haare werden durch Nägel ersetzt und kein einziges Wort schallt aus meinem von Furcht festegehaltenen Fraßwerk."Liebst du mich etwa nicht?"
Sie stützt sich mit ihrem Arm auf den Boden, drückt sich nach oben und ihr Oberkörper ist beinahe gerade, als auch noch ihre Beine sich aufrichten und sich mir zuwenden. Zitternd nähert sich ihr sicherlich seelenloser, teuflischer Körper und reißt das Messer in die Höhe!
"Du liebst mich, oder?"
Sie steht vor mir und packt die Klinge mit beiden, zitternden Händen. Ein Krusten ihres Opfers fällt auf mich."Ja!", mehr bringe ich nicht hervor. Mein Puls ist auf über 200 gestiegen, jede Millisekunde kommt mir wie eine Ewigkeit vor und bewegungslos bin ich dazu auch noch!
Doch mit diesen zwei Buchstaben wird aus einer Kongo-Wasserkobra ein taubenartiges, weißes Kind, mit Spuren des Hasses und der Hoffnung.
Plötzlich fängt sie an zu weinen.
"Ich hatte solche Angst!", schreit sie, ohne sich die hunderte Tropfen Tränen, die auf mein Bett wie ein Taifun landen, wegzuwischen, "denn hättest du mich nicht mehr lieb, wüsste ich nicht, wer sonst!"
"Niemals könnte ich es wagen, mich gegen dich zu wenden und dich von mir abzuweisen, mein Kind", versuche ich mich selbst vor ihrer Gewalt zu schützen."Bitte Vater! Bitte lasse sie schnellstmöglich von mir weichen", bete ich noch in meinen angsterfüllten Gedanken.
Und während ich so bete, fällt sie mir ein weiteres Mal um meinen vor Angst bebenden Hals, doch sie scheint es nicht einmal zu bemerken und drückt mich mit einer solchen Wucht, dass ich beinahe durch diese ein schwarzes Loch in meinem inneren zu fühlen spüre. Doch ihr warmer, zarter Körper lässt mich jegliche negative Emotionen vergessen und mich meinen irren Gedankenzügen weiter nachgehen.
Wenige Minuten später klopft es an der Tür:" Frau, rausgehen! Ihre Zeit ist gekommen! Ich weiß, dass sie wieder wach sind!"
"Ja, ich weiß. Geben Sie mir bitte nur noch zwei Minuten", bitte ich den vermeintlichen Besitzer dieser Kneipe.
"Aber... Ist er nicht ein böser Mensch?", fragt mich das kleine Mädchen verwirrt, "der letzte, der hineinkommen wollte, hatte schließlich den Plan, dich für immer von mit wegzunehmen. Und das darf doch keiner!", beginnt sie mit sehnsüchtig zu schreien.
"Ist das etwa der Grund dafür gewesen, ihn so zuzurichten?, frage ich sie mit einem aggressiven Unterton in meiner Stimme.
"Natürlich! Siehst du das etwa anders? Er ist doch nur Abschaum in dieser Welt gewesen", fängt sie an zu weinen.
"Nein, nein, nein! Du hast alles richtig gemacht!", beruhige ich sie und streichle ihr ein, zweimal über den Kopf, "komm, lass uns aufbrechen! Wir müssen hier raus, sonst passiert vielleicht noch etwas schlimmes."
DU LIEST GERADE
Sterben Um Zu Leben, Oder Leben Um Zu Sterben? _ ABGEBROCHEN
AdventureNichts Nichts umgab Haruka, als Kenta starb. Nichts, außer Hass, Wut, Trauer, Angst und die Sehnsucht nach einem Ende. Doch sie muss bis zum Ende in einer Welt leben, in der Leben und Sterben so sehr miteinander verknüpft ist, wie Brot und Essen. Oh...