11.Kapitel

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POV Aiden

Mina.

Das war der einzige Gedanke den ich in den letzten 2 Tagen fassen konnte. Dieses Mädchen ähnelte Mina so sehr, dass es fast schon unheimlich war. Sie hatte dieselben hellbraunen, welligen Haare, die gleichen grünblauen Augen und die selbe süße Art wie Mina. Was sie jedoch von ihr unterschied, waren die Gesichtszüge. Ich konnte mich noch haargenau an alles erinnern, als wäre es erst gestern gewesen. Während Minas Gesicht etwas rundlicher war und ihre Lippen eine strenge Form hatten, hatte dieses Mädchen wunderschöne, definierte Gesichtszüge und sanfte, rosarote Lippen. Ihr Gesicht hatte die perfekte Symmetrie und ich fragte mich in diesem Moment mal wieder, warum sie mir nicht schon vorher aufgefallen war. Sie war unglaublich hübsch, aber ich konnte nicht aufhören sie mit Mina zu vergleichen, und das machte mir Angst. Ich dachte ich hätte dieses Kapitel in meinem Leben für immer abgeschlossen und auf einmal begegnet mir dieses Mädchen und bringt alles wieder hoch.

Anscheinend starrte ich sie etwas zu lange und auffällig an, denn auf einmal tippte mir Jason auf die Schulter und ich sah, dass alle Blicke der Gruppe auf mir lagen. „Was zum Fick ist eigentlich dein scheiss Problem?! Seitdem du mit der da zusammengestoßen bist, bist du so komisch! Was ist aus dem alten Aiden Roberts, dem kalten gefühllosen Arschloch, der eine nach der anderen fickt geworden?! Wegen dir werde ich langsam schon heiser!" brüllte Tyler mich zum gefühlt tausendsten Mal heute an. Ich verschluckte mich an meinem Pumpkin Spice Latte, den ich anscheinend bis eben noch getrunken habe. Fuck ist das heiß. „Es ist nichts, ich bin einfach nur scheisse übermüdet in letzter Zeit. Meine Tante ist zu Besuch und stresst rum weil ich mich anscheinend nicht gut genug um Ms Cinnabun kümmere. " log ich nachdem ich mich von meiner Hustenattacke erholt habe. Meine Tante hab ich seit 5 Jahren nicht mehr gesehen, aber ich wusste dass Tyler diesen fetten Flohsack mehr liebt als alles andere auf der Welt, obwohl er sie höchstens zwei mal in der Woche sieht, immer wenn er zu mir kommt. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig von angepisst zu geschockt und ich fragte mich, wie  dieser Typ der Anführer der berüchtigtsten Gruppe der gesamten Stadt war. Im Prinzip haben wir alle unsere Probleme oder Schwachpunkte, bei Tyler sind es eben Katzen. „Wehe du tust meiner kleinen Zimtschnecke was an oder fütterst sie nicht genug. Dann gibt es fett aufs Maul von mir, das kannst du glauben. Ich hab dir schon hundert mal erklärt wie du dich um sie zu kümmern hast und du scheinst es immer noch nicht zu checken. Jeden Dienstag musst du sie mit lauwarmem Wasser..." Gott, er könnte echt stundenlang über dieses fette hässliche Vieh reden. Eigentlich war Ms Cinnabun seine Katze, jedoch hatte seine Mutter schon immer eine Allergie auf Katzenhaare gehabt und am ersten Weihnachtstag vor 2 Jahren sprang das fette Mistvieh auf den Esstisch, schaffte es nicht, fiel mitsamt der Tischdecke und dem ganzen Buffet mitten auf Ms Davies und riss diese mit auf den Boden. Um es kurz zu sagen, Tys Mutter verbrachte dieses Weihnachten im Krankenhaus und die Katze wurde rausgeschmissen. Und da Tyler mein bester Freund war, nahm ich die Katze natürlich auf. Größter Fehler meines Lebens, da wir uns gegenseitig nicht ausstehen konnten. Wenn ich sie aber irgendjemandem abgeben würde, wäre ich schon bald einen Kopf kürzer, das garantierte mir Ty jeden Tag aufs Neue.

Während er damit beschäftigt war, den anderen Bilder von seinem Fettklops als Baby zu zeigen, wandte ich meinen Blick (diesmal unauffälliger) den 2 Mädchen ein paar Tische weiter zu. Scheisse, so konnte das nicht weitergehen. Ich kannte nicht mal ihren Namen und sie machte mich jetzt schon verrückt. Nur ein Blick von ihr und ich war komplett aus dem Konzept gebracht. Ignorieren konnte ich sie nicht, da wir auf der selben Schule waren. Seit gestern brannte mir diese eine Frage auf der Zunge und irgendwann müsste ich sie ihr stellen, andernfalls würde ich durchdrehen. Da ich am Rande des Tisches saß und die anderen Tylers Vortrag lauschten, entschied ich mich meinen Plan jetzt zu verwirklichen. Also stand ich so unauffällig wie möglich auf und ging rüber zu ihrem Tisch. Hoffentlich würde ich das später nicht bereuen.

„H-hey, Ähm... können wir kurz reden?" Stammelte ich, was sie sichtlich verwirrte. Sie reagierte nicht, bis ihre Freundin sie anstupste und ihr somit signalisierte, mit mir mitzukommen. Das Mädchen stand auf und kam langsam auf mich zu. Oh man, was dachte ich mir nur hierbei. Ohne auf sie zu warten ging ich in den Raum, der zu den Toiletten führte. Als sie vor mir stand und mich mit fragendem Blick anschaute, wusste ich nicht mehr was ich überhaupt von ihr wollte. „Also.. Sorry nochmal wegen gestern, ich hätte dir helfen sollen, schließlich war es meine Schuld dass deine Bücher runtergefallen sind..." fing ich leise an. „Ähm, kein Problem, sie waren ja nicht wirklich schwer" sagte sie nach ein paar Sekunden. Ich atmete tief ein und merkte, dass sie sehr angenehm roch. Dieser Geruch kam mir nur allzu bekannt vor. Er weckte viele Erinnerungen und mein Herz fühlte sich an, als hätte jemand mit einem Messer reingestochen. Keine Frage, sie hatte definitiv etwas mit Mina zu tun. Knapp anderthalb Jahre waren nun seit ihrem Tod vergangen und ich war immer noch nicht über sie hinweg. Gerade als ich dachte ich hätte mein altes Ich und damit mein Herz unter einer dicken Schicht Alkohol, Drogen und Sex begraben kommt dieses Mädchen und gräbt es in Nullkommanichts wieder frei.

Sie stand mit verschränkten Armen vor mir und schaute mich geduldig an, bis ich etwas sagte und je länger ich sie betrachtete, desto schöner war sie und desto hilfloser fühlte ich mich. „Wie heißt du eigentlich?" fragte ich sie krächzend weil ich Angst hatte jeden Moment meine Stimme zu verlieren. „Kaya. Kaya Anderson. Und du heißt Aiden, oder?"Gab sie unsicher zurück.
Anderson. Das konnte doch alles echt nicht wahr sein.
„Ja, Aiden Roberts. Freut mich dich kennenzulernen." sagte ich, kurz davor einen Nervenzusammenbruch zu erleiden. Als sie meinen Nachnamen hörte, zuckte sie kurz, fast unmerklich zusammen.„Gleichfalls." Kaya lächelte. Sie streckte mir ihre Hand aus und ich erwiderte die Geste. Sogar ihre Hände waren weich und warm... Moment mal, seit wann dachte ich sowas?

Verdammt, Ich musste mich zusammenreißen, schließlich war ich aus einem bestimmten Grund hier. „Darf ich dich was fragen, Kaya?" „Klar, schieß los." sie versuchte selbstsicher zu wirken, aber in ihren Augen blitzte ein Hauch Nervosität auf.
„Kennst... kanntest du eine Mina Anderson?"

Please (don't) Save me.Where stories live. Discover now