10.Kapitel

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Jessica ging, nachdem sie mich begrüßt hatte, an die Kasse um sich etwas zu trinken zu holen. Den Moment nutzte ich aus um mir die Sechserbande genauer anzusehen.
Während man den anderen fast gar nicht mehr ansah dass sie einen Kater hatten, sah Aiden komplett... scheisse aus. Er war blass, hatte einen leichten Stoppelbart, seine Haare waren ungestylt und seine Augen waren glasig. Außerdem war ihm der Schock und die Schlaflosigkeit ins Gesicht geschrieben und mein Gefühl sagte mir, dass es nicht nur an der gestrigen Party lag. Sie hatten sich in die hinterste Ecke des Starbucks gesetzt und schienen zu klären, wer was haben möchte. Alle bis auf zwei Jungen saßen, wahrscheinlich hatten sie sich bereit erklärt das Essen und Trinken zu holen. Man sah jedem von dieser Gruppe an dass sie regelmäßig trainierten, da sie alle breite Schultern hatten und man bei manchen sogar ihre Muskeln durch die Kleidung sehen konnte. Einer der stehenden hatte schwarze und der andere rötliche Haare und anhand des Gesprächs am Tisch konnte ich ausmachen, dass der rothaarige wohl Harry hieß und der schwarzhaarige Raven. Sie waren ungefähr gleich groß, Harry hatte ziemlich helle Haut, seine Haare unordentlich gegelt, einen englischen Akzent und war im Prinzip das Paradebeispiel für einen typischen Engländer. Mich würde es nicht wundern, wenn er Unterwäsche mit der Queen als Motiv tragen würde. Raven hingegen hatte seine etwas längeren Haare zu einem Knoten zusammengebunden und hatte einen leichten Oberlippenbart und ich muss sagen, so scheisse sich das auch anhören mag, er sah echt gut aus. Er schien außerdem nicht wie die Art Typ der viel redet, sondern eher ziemlich still und mysteriös. Der Typ, den Jessica vorhin so komisch angeschaut hatte, hatte leicht gebräunte Haut, unten dunkelbraune und oben blondierte Haare, die er in einem Sidecut trug. Da sie zu lang waren, hatte er sie zu einem Top Knot gebunden. Erster Eindruck: Definitiv zu macho für meinen Geschmack, aber irgendetwas sagte mir, dass er die Kontrolle über diese Bande hatte. Schätze das war dieser berühmt-berüchtigte Tyler Davies. Dann waren da noch 2 andere Typen, einer der ziemlich asiatisch, aber trotzdem Playboy-like aussah und mit Tattoos übersäht war, dessen Name jedoch noch nicht genannt wurde und ein Typ mit gewellten, hellbraunen Haaren und total süßen Grübchen, deren Name Jason Birmingham war. Jeder in unserer Schule kannte ihn, da er einen unglaublichen Charme ausstrahlte und egal welche Stimmung gerade Herrschte, wenn er den Raum betrat waren alle gut gelaunt. Eigentlich war er total nett, deswegen wäre er die letzte Person von der ich erwartet hätte, Mitglied bei dieser Gruppe zu sein. Dann wäre da noch Aiden, der (wie ich finde) von allen am Besten aussah (naja momentan nicht aber normalerweise schon), obwohl die anderen wie bereits erwähnt auch nicht hässlich waren. Alles in einem war diese Truppe ziemlich bunt durchmischt und je länger ich sie betrachtete, desto harmloser kamen sie mir vor.

Genau in diesem Moment kam Jessica mit ihrem Latte Macchiato zurück, setzte sich auf den Platz direkt gegenüber von mir und versperrte mir somit mein Sichtfeld. „Naaa wie war dein Tag?" fragte sie für meinen Geschmack viel zu fröhlich. „Langweilig wie immer. Und deiner? Du bist so gut drauf, irgendetwas muss doch wohl passiert sein." antwortete ich und widmete mich derweil meinem Blaubeermuffin. „Ach nichts, ich freue mich einfach nach dem Arbeiten mal ein bisschen entspannen zu können" sagte sie und nahm einen Schluck von Ihrem Kaffee. „Also, du wolltest dass ich dir erzähle, warum man sich von denen da hinten lieber fernhalten soll, richtig?" fuhr sie fort. „Ja genau, jetzt wo ich sie alle mal gesehen habe, kommen Sie mir nämlich überhaupt nicht so schlimm vor." sagte ich mit vollem Mund. „Ich frage mich wirklich, wie sie dir noch nie aufgefallen sind, schließlich sind sie die größten Player der gesamten Schule." sie musterte mich nachdenklich. „Liegt vielleicht daran, dass ich nicht wirklich auf Menschen achte." „Du bist echt merkwürdig" sagte sie schmunzelnd. „Jedenfalls... der Macho mit dem Tanktop da war für einige Monate mein Freund. Ich habe ihn auf einer von diesen Partys kennengelernt... er blieb den ganzen Abend lang bei mir und beschützte mich, sagte mir dass ich etwas besonderes für ihn wäre... er gefiel mir auch, also gab ich ihm meine Nummer und wir fingen an zu schreiben. Zwei Wochen später kamen wir zusammen und ich war das glücklichste Mädchen überhaupt. Er war immer für mich da, machte mir Geschenke, benahm sich wie die netteste Person auf Erden und ich dachte wirklich ich würde ihm etwas bedeuten... Ich war so naiv und hab meine Jungfräulichkeit an ihn verloren, nur um kurz darauf zu erfahren dass er schlecht über mich geredet und mich mit mehreren Mädchen betrogen hat. Als ich ihn zur Rede gestellt habe grinste er mich nur dreckig an, gab zu das alles getan zu haben und sagte dass er es eh nie ernst meinte mit mir. Ich war am Boden zerstört und in der Schule kannte man mich nur noch als naive Schlampe, die den größten Player der ganzen Stadt für sich allein haben wollte. Ich wurde regelrecht gemobbt und irgendwann wurde es so schlimm, dass ich in tiefen Depressionen versank und die Schule wechseln musste. Zum Glück wurde es auf meiner jetzigen Schule besser, da mich niemand kannte. Auf jeden Fall möchte ich dich nur vor Tyler und seiner Affenbande warnen, da du echt nett zu sein scheinst und ich nicht will dass du verletzt wirst und genauso leiden musst wie ich..." mit jedem Satz wurde ihr Gesichtsausdruck finsterer und nachdem sie zu Ende gesprochen hatte, war ihre gute Laune komplett verflogen. Es entstand eine lange Stille zwischen uns und ich war geschockt. Einerseits von der Tatsache, dass ein Mensch so herzlos und kalt sein konnte und andererseits weil ich ihr wichtig war. Ich wollte mich bei ihr bedanken, dass sie sich Sorgen um mich machte und ihr versprechen dass ich mich von Ihnen fernhalten werde, jedoch hatte sich ein riesiger Kloß in meinem Hals gebildet der mich unfähig machte zu sprechen. Diese Geschichte kannte ich nur zu gut. Ich hasste Fuckboys wie die Pest und werde nie vergessen  was meiner Schwester zugestoßen ist. Man darf sich keine Hoffnungen bei Ihnen machen, da sie sich nie ändern werden und ihr Leben lang kalte Bastarde bleiben, denen die Gefühle aller anderen scheißegal sind. Ich blinzelte die Tränen weg, die sich in meinen Augen gebildet haben und schluckte schwer, bevor ich ihr antwortete. „Danke dass du dir Sorgen machst, Jessica..." „Nenn mich ruhig Jessi oder Jess" unterbrach sie mich lächelnd und schaute mich aufmunternd an. „Danke, Jess... Aber du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen, denn ich werde mich nie, wirklich niemals auf einen dieser Typen einlassen."

Please (don't) Save me.Where stories live. Discover now