Jahrmarkt der Gefühle

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"Warum genau schleppst du mich jetzt nochmal mit hierher?" "Du wirst mir noch dankbar sein, wart's ab!" Jeongguk und Yoongi waren gerade auf dem Weg zum Jahrmarkt. "Wieso bin ich heute überhaupt aufgestanden? Es ist Samstag.", beschwerte Yoongi sich weiterhin, doch Jeongguk verdrehte bloß die Augen. "Ist dir eigentlich bewusst, dass wir uns gerade in dem Teil für kleine Kinder aufhalten? Hast du deine alte Liebe zum Karusell fahren wiederentdeckt oder was?", fragte Yoongi weiterhin sichtlich genervt. "Nein, viel besser.", schmunzelte Jeongguk nur noch und deutete auf einen Stand in der Ferne. "Oh."

Währenddessen wartete Jin nervös am Eingang des Marktes. Er wusste beim besten Willen nicht, wie er sich Namjoon gegenüber verhalten sollte. Dennoch war er froh, dass der Jüngere nun endlich mit ihm reden wollte, was auch immer ihn dazu bewegt hatte. Er sah sich nochmal um und knetete unruhig seine Finger. Er hätte sich gerne moralische Unterstützung gesucht, aber Jimin und Tae waren ja mit dem Stand beschäftigt und Hobi musste diesen Samstag wieder mal mit dem Einstudieren von Choreografien verbringen. Also wartete er alleine. Was, wenn Namjoon nicht kommen würde? Oder wenn er die ganze Sache beenden wollte? Jin hatte Angst vor dem Gespräch, gleichzeitig wusste er jedoch, dass nichts und niemand ihn um diese Unterhaltung herumführen konnte. Er musste da jetzt durch. "Hey, Jin." Erschrocken fuhr er zusammen und fasste sich vor Schock an die Brust. "Oh, sorry. Ich wollte dich nicht erschrecken.", entschuldigte sich der Auslöser dieses Schreckens sofort und Jin bemerkte erleichtert, dass Namjoons warme Augen ihn besorgt ansahen. "Schon gut.", sagte er schnell und blickte verlegen zu Boden. Es entstand eine unangenehme Stille. Sie beide wussten, dass sie reden mussten, aber keiner traute sich, den ersten Schritt zu machen. "Ähm, hier, ich habe unterwegs gebrannte Mandeln gekauft, willst du welche?", bat Namjoon schließlich an, um die Stille wenigstens mit irgendwas zu füllen. Jin nickte und nahm sich ein paar der süßen Nüsse, und die beiden begannen langsam über den Platz zu schlendern. Ihr eigenes Schweigen erdrückte sie nur um so mehr, je lauter es um sie herum wurde. "Wollen wir damit fahren?", fragte Namjoon schließlich und deutete auf ein Riesenrad. Jin nickte wiederrum und nach einer kurzen, ebenso stillen Anstehzeit, konnten sie zu zweit in eine Gondel steigen. Erst als sie ein paar gute Meter vom Boden weg waren, und der Lärm der Leute langsam leiser wurde, erhob Namjoon wieder die Stimme. "Wie...geht es dir?", fragte er und sah Jin unsicher an. "Ich...Namjoon...ich", begann Jin zu stammeln, sollte er wirklich ganz ehrlich sein? Ja, sollte er, würden sie nun endlich anfangen zu reden, dann würde er nichts mehr verschweigen. Er atmete tief durch. "Namjoon, ganz ehrlich - ich habe Angst. Angst um dich, Angst um diese Beziehung. Und du...du verschließt dich vor mir, und ich weiß nicht, was ich tun soll.", sagte er und Tränen traten ihm in die Augen. Plötzlich umfassten sanfte Hände seine Finger. "Jin, ich möchte, dass du weißt, dass ich auch ganz ehrlich bin, wenn ich dir sage, dass mir das alles furchtbar Leid tut. Ich war ein Idiot. Ein Idiot und ein Feigling.", begann nun Namjoon und Jin hörte interessiert zu. "Nun, du sollst wirklich die ganze Wahrheit erfahren. Jin, ich mag dich, mochte dich schon seit letztem Jahr, und ich war überfordert. Vor dir war ich in nur einer anderen Beziehung und...wie man sieht, ist sie nicht gut ausgegangen. Damals hat mein Partner mir gesagt, ich sei zu anhänglich gewesen und hätte alles überstürzt - also habe ich versucht meine Fehler zu korrigieren, aber das ist wohl nach hinten losgegangen. Und dann, immer wenn ich dich sehe, rasen meine Gefühle und ich konnte nicht mehr klar denken, und das hat mir Angst gemacht. Ich will es mir mit dir nicht vermasseln, weil ich, ich... Und ich war immer nur gut mit meinen Gedanken, ich konnte noch nie gut reden - und du Jin, bist so einzigartig. Ich wollte - ich will dich nicht verlieren, und weil ich mir keinen sinnvollen Plan ausdenken konnte, habe ich versucht, das Problem zu ignorieren. Und das bereue ich zu tiefst, ich war ein Feigling. Aber ich kam zu dem Schluss, dass wenn ich bei dir bin, alle Gedanken gar nicht mehr wichtig sind, sondern nur noch zählt, was ich fühle. Zuerst hatte ich auch davor Angst, weil meine Gefühle mich überwältigt haben. Ich hatte fast immer einen Plan im Leben, den man Punkt für Punkt abarbeiten konnte, und ich wurde panisch, als ich bemerkte, dass du alles in mir auf den Kopf stellst. Aber ich weiß nun, Jin, dass du alles bist, was ich brauche, um glücklich zu sein. Denn ich...Ich liebe dich, Jin." Namjoon schluckte. Er hatte alles gesagt und nun fühlte er so verletzlich, wie schon lange nicht mehr. Doch Jin sah ihn nur an, sah ihn aber wirklich an, während eine stumme Träne seine Wange hinunterlief. Dann wurde er in eine herzzerreißende Umarmung gezogen. Und in dem Moment wurde ihm klar, dass Jin ihn nicht verletzen würde. Er konnte ihm alles offenlegen, und Jin würde ihn mit einer sanften Umarmung empfangen. "Namjoon, ich...wow!", stammelte Jin ein Schluchzen unterdrückend und brachte Namjoon zum Lächeln. "Und du sagst du, bist nicht du mit Worten.", scherzte Jin und wischte eine Augen trocken. "Also...verzeihst du mir?", fragte Namjoon unsicher. Nun wurde Jin wieder ernst. "Namjoon, ich mag dich auch. Aber das mit uns funktioniert nur, wenn wir ab jetzt miteinander reden. Wenn du Angst hast, dann sagt es mir, und wenn du mich küssen willst, dann küss' mich verdammt nochmal. Alte Fehler sind alte Fehler, aber hier und jetzt, Namjoon, können wir alles richtig machen. Wenn du mir versprichst, dass du mit mir reden wirst.", sagte Jin und Namjoon nickte. "Hoch und heilig.", bestätigte er und Jin grinste. Und sein Lächeln wurde nur noch breiter, als Namjoon ihre Hände miteinander verschränkte und ein Stückchen näher zu ihm rückte. Vorsichtig lehnte Jin seinen Kopf an Namjoons Schulter, was diesen zufrieden grinsen ließ. Mit einem Quietschen hielt das Riesenrad. "Sieh' mal, wir sind ganz oben.", staunte Namjoon und die beiden sahen nach unten, wo in weiter Ferne der Trubel der Anderen herrschte. "Es kommt einem so hoch oben vor.", flüsterte Jin. "Fast als würde man darüber hinweg fliegen und nicht dazu gehören. Nur wir zwei alleine, hier oben.", fügte er hinzu. Und bevor er auch nur zweilmal gucken konnte, pressten sich auch schon zwei warme Lippen auf seine eigenen und die Welt erblühte. Als sie sich wieder lösten grinsten sie beide. "Das hätte unser erster Kuss sein sollen.", meinte Namjoon verlegen. "Ach, ich mochte unseren ersten auch. Da hattest du so einen Badboy-vibe.", grinste Jin und Namjoon lief rot an. "Tut mir Leid, ich hätte das damals nicht tun sollen. Aber alles in mir hat danach geschrien...und, wie gesagt, ich kann nicht denken, wenn du so nah bei mir bist.", meinte Namjoon entschuldigend und sah zu Boden. "Schhh, ich hab doch schon gesagt, er hat mir gefallen. Er wird für immer in unserem Gedächtnis bleiben.", sagte Jin nur und drückte Namjoons Hand ein bisschen fester. "Und, was machen wir als nächstes?", fragte er dann. "Was immer du willst.", antwortete Namjoon. "Dann lass' uns noch eine Weile so sitzen bleiben.", meinte Jin und lehnte sich wieder an den Größeren. Und in ihrer eigenen Welt, weit weg von allem Trubel, bemerkten so zwei Menschen, wie wertvoll doch ein Gespräch sein konnte.

Bangtan School Musical | JikookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt