Dark Mind

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I

Regen praselte auf die kleine Gemeinschaft ein. Von der Handvoll Menschen, hatte nur einer ihn wirklich gekannt.
"Bist du sicher, dass du nicht unter den Schirm willst?", der rothaarige junge Mann kam einige Schritte auf ihn zu, doch er schüttelte schlicht den Kopf. Aus seinem Haar tropfte das Wasser und mischte sich wieder mit dem Regen, seine Striefel waren bis zu den Knöcheln im Schlamm der Wiese versunken. "Du solltest..."
"Halt die Klappe.", knurrte er und schob die Hände in die Taschen der schwarzen Anzughose. "Ich will für einen Moment allein sein."
"Aber..."
"Ich meine es Ernst. Verzeih dich und nimm die Polizisten mit.", er warf einen kurzen Blick über seine Schulter. Der Rothaarige stand ein wenig verloren unter dem Schirm.
"Ja...also...ist gut.", murmelte er dann, eh er sich umwandte und mit den Beamten sprach. Zusammen verschwanden sie, nachdem sie eine kurze Diskussion geführt hatten. Er starrte den grauen Stein vor sich an. Irgendwie verspürte er den Drang etwas zu sagen. Niemand hatte etwas über ihn gesagt, jedenfalls nichts Gutes. Die Medien hatten von einem guten Tag gesprochen. Die Straßen waren wieder ein Stück sicherer und er, Katsuki Bakugou, galt als Held der Stunde. Das war doch verrückt, immerhin war das hier eine Beerdigung. Niemand sprach davon, wer er wirklich gewesen war, der unschuldige Junge, den die Welt verdorben hatte. Den er verdorben hatte, weil er ein Idiot war. Ein selbstfixierter Arsch, der nicht erkannt hatte, dass dieser intelligente Junge keine Gefahr für ihn darstellte.
"Du warst kein schlechter Mensch.", er schüttelte langsam den Kopf.
"Glaubst du das? Echt?", erschrocken wandte er sich um. Im Regen stand ein zierlicher, junger Mann, sein weißes Hemd war mit roten Flecken bedeckt, die grünen Haare klebten an seinem Gesicht, dass ebenso wie sein Hals blutverschmiert war. Seine grünen Augen schimmerten kindlich und warm, er hatte sie geweitet.
"D-du...", der Blonde taumelte zurück. "Du bist tot."
"Ja...für die alle.", er deutete in Richtung des Tores. "Für die bin ich tot. Aber für dich, Kacchan?" Er trat langsam auf ihn zu, der Held stolperte zurück, bis er das Gleichgewicht verlor. Unter sich spürte er die kalte, nasse Erde, an seinem Rücken den glitschigen, kühlen Stein. "Bin ich für dich tot?"
"Verschwinde...", der Grünhaarige beugte sich ein wenig über ihn und legte den Kopf schief, seine Augen funkelten ein wenig wahnsinnig, trotzdem lächelte er unschuldig.
"Was hast du, Kacchan? Du zittert ja?"
"Verschwinde!", er kniff die Augen zusammen.
"Katsuki?! Was ist los?!", der Rothaarige bog um die Ecke und stoppte abrupt, als er ihn sah. "Was ist passiert? Bist du okay?" Sein Partner wollte ihm aufhelfen, doch der Blonde schlug seine Hand weg und stand von selbst auf. Er spürte, dass seine Beine zitterten.
"Lass mich!", er wich zurück als Eijiro Kirishima einen Schritt auf ihn zu kam. Er spürte eine kalte Berührung an seiner Schulter.
"Wer ist das, Kacchan?", säuselte Dekus Stimme neben seinem Ohr. "Ist er dein Freund?" Der Blonde musterte seinen Partner, welcher ihn ebenfalls verwirrt anstarrte. Sein Anzug war durchtränkt, die roten Haare hatten ihre Form verloren.
"Hey, ist schon gut. Ich weiß, dass dich das Ganze hier mitnimmt aber du musst dich echt entspannen.", versuchte er ihn zu besänftigen.
"Hast du ihm von mir erzählt?", die Stimme klang erfreut. "Hast du gesagt, dass ich dein Freund bin?"
"Ich brauche Ruhe, glaube ich.", murmelte der Blonde und stolperte in Richtung des Ausgangs.
"Kacchan! Warte auf mich!", krähte die Jungenstimme. "Lass mich nicht allein! Lass mich nicht zurück."
Er hielt sich die Ohren zu. Als er weit genug von allen entfernt war, sodass er sicher sein konnte, dass keiner ihn hörte, fuhr er herum.
"Was willst du von mir?! Du bist tot! Lass mich in Ruhe!", er ging sich verzweifelt durch die Haare. Was war nur los mit ihm? Warum hörte dieser Albtraum nicht auf? Ein Schniefen ließ ihn aufblicken. Der junge Mann vor ihm, wischte sich mit der dunkel behandschuhten Hand, die Tränen von der Wange.
"Du brauchst mich, Kacchan. Merkst Du das nicht? Ich bin doch nur bei dir, weil du mich brauchst, weil ich dein Freund bin.", er blickte den Blonden wütend an, dann trat er auf ihn zu und umgriff seinen Kopf links und rechts, starrte ihm in die Augen. "Du brauchst mich!" Dem Helden wurde für eine Sekunde schwarz vor Augen und seine Sicht von schwarz, zu verschwommen, zu scharf wechselte, spürte er, dass er schwankte und gegen die Hauswand prallte. Er zitterte, vielleicht vom Regen, ihm war übel und sein Kopf schmerzte furchtbar. Langsam zog er sich an der Wand auf die Füße, atmete tief durch und kämpfte sich voran.

Dark Mind //»My hero academia«-OneshotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt