Therapiebeginn

763 34 0
                                    


Es war fast niedlich wie unsicher sich der Fremde hier im Haus bewegte. So als ob an jeder Ecke eine Gefahr lauern könnte. Ich hatte dieses Verhalten schon bei einigen Neuen Therapeuten gesehen, doch er überspielte diese Unsicherheit wirklich gut. Ich wusste wer er war. Er konnte niemand anderes sein als der Physiotherapeut den Dr. Rickert für heute bestellt hatte. Lustiger Weise war mein Termin in wenigen Minuten. Ich starrte auf die Tür, hinter der der hübsche Junge inzwischen zweifelsfrei saß und Tee trank. Er sah wirklich gut aus, mit seinen warmen haselnussbraunen Augen und den blondierten Haaren. Sein Gesicht gefiel mir. Männlich aber trotzdem irgendwie...süß.

Ich interessierte mich nie wirklich für meine Mitmenschen, aber natürlich fiel es mir auf, wenn Jemand so attraktives in meiner Nähe war. Ich freute mich fast schon darauf seine Hände auf meinem Rücken zu spüren.

Als es Zeit war, sich am Behandlungsraum einzufinden, trat auch der Fremde aus dem Dienstzimmer der Therapeuten und zuckte kurz zusammen, als ich plötzlich vor ihm stand.

„Ich bin Mik", sagte ich und hielt ihm meine Hand hin. „Ich glaube wir haben jetzt einen Termin zusammen."

„Kostas", sagte der Junge zögerlich und ergriff meine Hand. Ich hielt seine Hand fest in meiner, schüttelte sie aber nicht. Ich hatte schon ewig keinen Kontakt mehr mit einem Menschen den ich anziehend fand. Vielleicht war ich ja emotional verkrüppelt, aber meine körperlichen Begierden funktionierten noch sehr gut.

Vorsichtig, aber bestimmt entzog mir Kostas seine Hand.

Er bewegte sich in Richtung der Therapiezimmer und ich folgte ihm auf dem Fuße. Dr. Rickert erwartete mich bereits vor den Räumlichkeiten.

„Ah, Marik. Sie gehen bitte mit Herr Rose in Behandlungsraum zwei." Und an einen anderen Patienten gewandt, den ich nur flüchtig kannte sagte er „Sie gehen bitte mit Herr Weiß in Behandlungsraum drei." Ich starrte auf den bebrillten kleinen Mann. Es gab zwei Physiotherapeuten? Scheiße. Den da wollte ich nicht. Ich spürte die Wut in mir hochkochen, die ich so schlecht kontrollieren konnte. Ich schluckte sie hinunter so gut es ging und lenkte meine Schritte wiederwillig in mein Behandlungszimmer. Ich sah noch einmal zu Kostas, der mir ein trauriges Lächeln schenkte, und mit den Schultern zuckte. Das hätte ich mir ja denken können. Schließlich war mein Leben immer gegen mich.

Die Hände dieses Trottels auf meinem Rücken brachten mich fast zur Weißglut. Nicht nur dass seine Hände schweißnass waren, was mich fast zum Würgen brachte, nein, sie zitterten auch noch.

„Ich will das nicht mehr", sagte ich nach nur knapp fünf Minuten.

„Wie bitte?", fragte der Trottel.

„Nimm deine Hände von mir runter. Sofort.", sagte ich bestimmt. Rückartig, fast als hätte er sich verbrannt, zog er seine Hände zurück.

„Danke.", presste ich hervor. Diese Massage hatte bei mir für mehr Verspannungen gesorgt, nicht für weniger. Das lag nicht mal an seiner Technik, doch ich konnte mich bei seiner Art einfach nicht entspannen.

„Wollen sie die Therapie wirklich abbrechen? Ich.. Ich könnte etwas anderes versuchen, wenn ihnen diese Griffe nicht zusagen.", sagte er zögerlich und legte wieder eine Hand auf meinen Rücken.

„HÄNDE WEG ODER ICH BRECHE SIE DIR!", brüllte ich, was ihn bis an die Wand zurückweichen ließ.

Seine Hand zuckte zu dem roten Knopf neben der Tür.

Ich seufzte „Sorry.", sagte ich gelassen. „Ich kann nicht gut damit umgehen, wenn mir Menschen zu nahe kommen", erklärte ich wiederwillig. Der Trottel sah mich weiter verängstigt an, was mich wiederum wütend machte. Da entschuldigte ich mich schon, und der starrte mich an als wäre ich irgendein Irrer.

My beloved Madman - KostoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt