「ᴋᴀᴘɪᴛᴇʟ 14 /ταє」

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»Ich nahm dein Schrei wahr, eilte dir dann zu Hilfe und legte die Typen außer Gefecht, bevor sie in Begriff waren, Schlimmeres zu tun.«, schildert *frigida hominum dann doch das Geschehen von vorhin und verständnisvoll gebe ich ein »Ah!« von mir. »Aber wie hast du die denn platt gemacht?

Zwar konnte ich in dem Moment nicht sehen was vor sich ging, aber mein ausgeprägtes Gehör konnte drei Aufprallen direkt hintereinander wahrnehmen. In so einer kurzen Zeit schon fast nicht machbar.«, will ich von ihm erläutert bekommen und bin erstaunt, dass er von sich aus, meine Fragen beantwortet, ohne ihn bedrängen oder nerven zu müssen.

Beide von uns schlendern gemeinsam zu der Straße in der sich das Wohnblock mit unsere Wohnungen befinden und führen währenddessen ein Gespräch. Sein Blick war immer starr nach vorn gerichtet und würdigte mir beim Fragen, weder noch beim erklären, keinen einzigen Blick. Im Gegensatz zu mir, der permanent sein wunderschönes Seitenprofil mustert und sich dauerhaft fragt, wie ein Mann so bildschön sein kann.

Den einzigen Mann, den ich jemals freiwillig hübsch gefunden und genannt habe war Kim Seokjin. -Ein Mann wie in einem Märchen und illegaler Waffenhändler von dem ich meine erste und einzige Waffe erhielt. Die Pistole sollte mir zum eigenen Schutz dienen, laut seiner Aussage zumindest. Er hatte in den letzen vergangenen Jahren soviel für mich getan, sodass ich ihm für all das noch heute dankbar bin.

Er setze sich dafür ein, dass ich die Bibliothek und andere Geschäfte besuchen darf, ohne von den Angestellten, Besuchern und Kunden raus gescheucht zu werden. Gäbe es solche barmherzige Menschen wie ihn nicht, dann würde sich die Zerstörung der Menschheit deutlich verschnellern. Umso froh darüber bin ich, dass er lebt. Aber auch er hat eine dunkle und finstere Seite wie jeder Mensch diese hat.

Durch sein Handel mit vielen Mafiosen und Underground Gruppen, welche von ihm illegal Waffen kauften, die ohne Erlaubnis von internationalen Frachtschiffen durchs Ozean bis nach Südkorea verfrachtet worden sind, nahmen von sehr vielen Menschen das Leben ein trauriges Ende - ob unschuldig oder schuldig.

Nur durch seinen atemberaubenden Aussehens und seinem verführerischen Charmes konnte er so viele Kriminelle auf seiner Seite ziehen, die alles für ihn machen würden. Er ist manipulativ und weißt genau mit Worten umzugehen.

Er war in dieser Zeit, in der alles so trüb und voller Gefahren lauerten, ein Vorbild für mich. Als ich mich bei ihm öfters mal informierte, weshalb er den Weg der Kriminalität einschlug, waren seine Worte diese:

»Es gibt zwei Arten von Verbrechern, Tae. Die, die böse Taten vollbringen, weil die es wollen und die, die es müssen. Also zu welcher Art von Verbrecher gehöre ich?« Tatsächlich lässt diese Aussage mich nicht in Ruhe, hängt noch immer im meinem Kopf und bis heute frage ich mich, ob er dies muss, weil er bedroht wird oder weil er es als Aufgabe sieht.

「✬」

Schwirr in Gedanken streite ich den Weg fort, ohne auf meinem Nachbar zu achten ehe ich stehen bleibe, da dieser vorhin zuerst zu stehen kam. Verwundert drehe ich mich zu ihm um und erkundige mich zaghaft, weshalb er stehen bleibt.

Gelassen lässt er weiterhin seine Hände in die Taschen seiner dunklen Sweatjacke sacken und sieht weiterhin mit diesem monotonen Gesichtsausdruck nach vorn. »Jeder Mensch hat ein speziellen Schwachpunkt, mit dem man ihn oder sie ausschalten kann. Ich habe diese schnellstmöglich gefunden und sie reglos gemacht.«

Mit seiner Erläuterung seinerseits habe ich nicht wirklich gerechnet, doch akzeptiere ich diesen Argument und nicke mit meinem Kopf als Signal zum verstehen. Weiterhin schreiten wir von Straße zu Straße und Gasse zu Gasse bis er erneut zum plötzlichen Stehen kommt. Erneut mache ich ihm dies nach und da er zum Glück nicht weiter hinter mir steht, sondern bloß ein Fuß entfernt, wende ich nur meinem Kopf in seine Richtung und begutachte ihn mit merkwürdigen Blick.

Warum und wieso er bei seiner Bewegung inne hält, wird mir erst klar als er sich bückt und etwas, vom Mond reflektierendes Funkelndes aufhebt. Als er diese in der Hand hält, sich wieder aufrecht regt und seine Hand mit dem Gegenstand in Höhe geht, erkenne ich das Objekt, welches Form und Farbe durch die Helligkeit des Vollmondes annimmt. Es ist ein Schlüssel. Doch nicht irgend ein Schlüssel, sondern meine verlorengegangener Schlüssel!

Er hat sie tatsächlich gefunden!

Hastig und erleichtert nehme ich das Gegenstand, welche mir solchen Ärger einbrachte, an mich und bedanke mich gefühlte tausend mal bei ihm. Unfassbar, dass er bei dieser Dunkelheit überhaupt etwas auf dem Boden erkennen konnte.

Meine Taschenlampe, die ich am Anfang mit mir trug, ließ ich beim Zusammenstoß mit der Junkie-Gang, in der Gasse fallen und dort zurück. Doch ist diese nicht so wertvoll und teuer wie dieser Schlüssel, denn ohne diese müsste ich täglich auf dem Baum klettern und durch das offene Fenster in meine Wohnung gelangen.

»Der Schlüssel zu deinem Herzen, huh?«

Überrascht wende ich den Blick von dem Schlüssel in meiner Hand zu ihm ab und stecke mein kleines Gegenstand in die Hosentasche. »Wie meinst du das?«, will ich von ihm wissen, jedoch kommt bloß ein Kopf schütteln seinerseits ehe er weiter läuft und in unsere Straße ankommt. Mit schnellen Schritten folge ich ihm bis ich erneut neben ihm her marschiere und wieder einmal sein Seitenprofil begutachte.

»Dir scheint es zu gefallen, was du siehst. Schieß doch gleich ein Foto von mir, dann kannst du mich bis an die Ewigkeit bestaunen.«, stellt er fest und meint diesen Vorschlag eher sarkastisch, da auf seinem Lippen kein lächeln ziert, weder noch seine Augen Belustigung ausstrahlen. Leere. Nichts als bloße Leere. Ich verstehe nicht wie ein Mensch keine Spur von jeglichen Emotionen zeigt und er distanziert, sowohl eiskalt wirkt.

Doch wie aus dem nichts, ist er nun derjenige, der seinen Blick zu mir wendet und mich intensiv mustert. Erneut fühle ich diese Unterlegenheit und wie klein zu kriegen, ich doch bin. Selbst mich verstehen kann ich nicht, da ich bei seiner Anwesenheit anders bin als bei den Rest der Menschen. Bei ihm wirke ich plötzlich offener und äußere mich, wenn mir was nicht passt. Aber dann fühle ich mich auf dem nächsten Moment schwach und ihm nicht gewachsen.

「✬」

In unserem Wohnhaus endlich angekommen, steigen wir vorsichtig die sämtlichen Stufen hinauf und ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus, wie elegant, schon fast schwerelos er sich Stufe für Stufe bewegt. Jede seiner Bewegungen sehen geplant und gar bedacht aus. Einfach schön anzusehen und unglaubwürdig, dass ich es erst jetzt realisiere.

In der dritten Etage angekommen bleiben wir beide vorerst vor meiner Wohnungstür stehen, während ich aus meiner Hosentasche, die Schlüssel heraus zucke, diese in den Türschloss stecke und nach links zum aufsperren drehe. Noch ein letztes Mal drehe ich mich zu dem Dunkelhaarigen um und bedanke mich erneut für den Fund meines Schlüssels ehe ich ihm eine weitere schöne Nacht wünsche und die Türe öffne, um in meine Wohnung hineinzutreten.

»Wie ist dein Name? «

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*frigida hominum = latein und steht laut Google für "Kalter Mann". Hoffe, dass Google kein Schrott von sich gibt. Aber naja xD

ᴰᴱᵛᴵᴸɢɢᴜᴋᴛᴀᴇ (old Ver.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt