Ich liege auf der Bank in einer dunklen Ecke des Innenhofs eines Ferienhauses. Obwohl wir mit ungefähr sechzig Jugendlichen hier sind, ist es ruhig. Nur wenige sitzen unter den Lichtern und spielen Karten, während die anderen noch am Meer sind oder bereits mit ihren Mitbewohnern in den Wohnungen.
Ich hingegen lausche dem Rauschen der Wellen und schaue in den Sternenhimmel."Darf ich mich zu dir setzen?"
Diese Stimme ist unverkennbar: Jonathan, der so ziemlich süßeste Typ auf der ganzen Freizeit. Eigentlich verstehen wir uns recht gut, auch wenn er ein wenig speziell ist. Macho eben.
"Warum nicht" seufze ich und setze mich auf, sodass auch er Platz hat.
"Worüber denkst du nach?" fragt er.
Ich schweige eine Weile.
"Warum machen Menschen Fehler?" frage ich.
Schweigen.
"Weil es uns dankbar macht. Dankbar für Dinge, die wir schaffen. Dinge, die wir haben, die aber nicht selbstverständlich sind. Wärst du dankbar dafür, dass deine Eltern noch verheiratet sind, wenn du nicht wüsstest, dass es anders sein könnte?"
Ich brumme zustimmend.
"Aber sind manche Fehler nötig? Muss jemand mein Vertrauen missbrauchen, damit ich es schätze, wenn es jemand nicht tut?"
Er sieht auf seine Hände und denkt nach.
Schließlich antwortet er: "Ich denke schon. Alles hat seinen Sinn. Es gibt jemanden, der es sich ausgedacht hat."
Ich seufze. "Warum streben dann alle danach, perfekt zu sein?"
Er sieht mich an.
"Ich weiß es echt nicht.""Ab ins Bett ihr zwei. Es ist schon spät." Lisa, eine der Betreuerinnen nickt mit dem Kopf Richtung Ferienhaus.
"Na dann... Gute Nacht Joni" murmle ich. Statt zu erwidern, zieht er mich in eine Umarmung und flüstert:
"Würde es perfekt geben, wärst du es"Ist von 2018 und eine leicht veränderte Rekonstruktion des Beginns einer wunderbaren Freundschaft (hi joni!)
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"so perfekt"
Short Story"wenn es perfekt gäbe, wärst du es" inspired by: "so perfekt" - casper