XXIII

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»Und was machst du in den Sommerferien?«, apathisch lauschte ich den Fragen die Sirius mir stellte.
Wir saßen mal wieder im Gemeinschaftsraum und trotz des Wetters, welches wieder wärmer wurde, saßen wir vor dem Kamin und wärmten uns am Feuer auf.
»Ich werd's schon irgendwie hinbekommen. Zur Not suche ich mir einen Zuhälter bei den ich schlafen kann.«
Ich hörte sein Hirn förmlich arbeiten und als er die Information verarbeitete schaute er mich geschockt an und fragte dann mit einem Grinsen in seinem wunderhübschen Gesicht: »Aber nur, wenn ich dein Zuhälter sein darf.«
Wie mit einem kleinen Kind sprechend tätschelte ich ihm den Kopf und sagte mit einem aufgesetzten Schmollmund 'Natürlich'.
Die letzten paar Schüler verschwanden aus dem Gemeinschaftsraum (was wohl an der Uhrzeit lag, es war zwei Uhr morgens und am nächsten Tag war Schule) und so langsam fing ich an mir ernsthaft Sorgen darum zu machen, wo ich meine Ferien verbrachte.
Sirius sah es mir irgendwie an und sprach mit sanfter Stimme: »Das war kein Scherz Engel, ich mein das Ernst. Du kannst in den Ferien zu mir und James kommen, seine Eltern haben sicher nichts dagegen.«
Ich zuckte mit den Schultern.
Es war ein nettes Angebot, aber weder wollte ich fremden Leuten zur Last fallen, noch wollte ich, dass Sirius mich über so einen langen Zeitraum ertragen muss.
Auf längere Zeit wurde ich immer emotional, und das konnte ich mir momentan nicht leisten, da ich erfolgreich die Gedanken an meine Mutter verdrängte.
»Weißt du Lou, ich bewundere dich,« ich schaute auf und sah ihn fragend an, Lou nannte er mich immer, wenn er mir etwas wichtiges mitteilen wollte (ist eine seltsame Abkürzung meines Zweitnamens), »dein Vater hasst dich, du hast kein Zuhause mehr, du wurdest aus deinem alten Leben gerissen und deine Mutter hat sich umgebracht. Und trotzdem sitzt du hier und lebst dein Leben weiter als wäre nichts. Ich weiß nicht inwiefern du es verdrängst, oder ob du einfach nur lebensfroh bist, aber deinen Kampfgeist hätte ich gerne.«
Leicht beschämt sah er zu Boden, dabei hätte ich es sein sollen die das tat.
Ich lügte meinen Freunden doch bloß etwas vor, denn auf keinen Fall wollte ich schwach oder verletzlich auf sie wirken, denn das war ich nicht.
Sein Blick war immer noch gesenkt, weshalb ich problemlos meine Stirn an seine legen konnte.
»Weißt du Tatze, mir geht es nicht gut damit. Ich weiß auch nicht warum ich dir das erzähle und ich werde dich umbringen müssen nachdem ich es dir erzählt habe, aber mir geht es nicht gut damit. Es ist einfach nur ein scheiss beschissenes Gefühl zu wissen, das deine Mutter sich wegen dir umgebracht hat. Der Frau, die dir das Leben schenkte, hast du es genommen.
Und ich frage mich immer ob ich den Brief einfach nicht hätte schreiben sollen.
Es ist scheisse, dass ich mich nirgends mehr Zuhause fühle, ich habe einfach keins. Ich weiß nicht wie ich mit den ganzen seltsamen Gefühlen umgehen soll, die in meinem Kopf sind denn eigentlich sind da nie welche gewesen!«, mit der Zeit liefen mir Tränen über die Wangen, obwohl ich nichtmal wirklich traurig war.
Ich konnte mich auch nicht daran erinnern, wann ich jemals zuvor in meinem Leben schonmal geweint hatte.
Ohne zu fragen nahm mich Sirius in den Arm und strich mir behutsam über den Rücken.
»Engel, Zuhause muss nicht zwanghaft ein Ort sein, es kann auch eine Person sein.«

»i'm not your angel« | Sirius Black Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt