Followers- du bist nicht alleine

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Ich war noch ein Kind, als es anfing.

Mein Blick ging zum Fenster. Ich war beeindruckt, wie weit die tiefe Schwärze reichte. Damit fing es an. Nein. Es  gab nur einen Anfang und dies war er nicht. Es war der Umzug. Der Umzug in ein altes Haus, abgelegen von der Stadt in einen Wald. Damals, mit acht Jahren, hatte ich keine Angst, was nebenbei ziemlich erstaunlich war, wenn man in Betracht zog, wie ängstlich die meisten Kinder damals doch waren. Ich hatte keine Angst. Nie. Dies sollte sich bald ändern.

,, John, kommst du bitte? Es gibt Essen!''

Meine Mutter. Sie rief nach mir. Mein Blick war noch immer starr in die Dunkelheit gerichtet. Ich konnte nur darüber lachen, wenn ich daran dachte wie einige Kinder sich vorstellten, welche Monster dort hausen könnten und sie wehrlos in ihre sichere Schwärze zogen. Kurz beobachtete ich das Aussenleben, bevor ich aus meinem Zimmer trat und die Treppe hinunter lief. Meine Mutter hatte den Tisch bereits gedeckt, weshalb ich mich bloß auf meinen Platz setzte und auf meinen Vater wartete, der kurz nach mir eintraf. Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn und wuschelte mir durch meine braunen, zotteligen Haare, ehe auch er sich auf seinen Platz begab. ,, Magst du dein neues Zimmer?'' Verwirrt drehte ich mich zu meiner Mutter. Ich hatte ihr nicht wirklich zugehört. Das war oft so. Ich war dann immer verwirrt und kam wie ein kleines, dummes Kind rüber. ,, Ob du dein Zimmer magst.'', wiederholte meine Mutter lächelnd. Ich nickte selbstverständlich und sah auf mein Essen hinab, was sie mir samt den Teller reichte. ,, Klar- selbstverständlich- Es war wunderschön.'', antwortete ich. Meine Mutter seufzte mit meinem Vater fast synchron. ,, Ich meine dein neues, schatz.'', lachte sie, um ihre Enttäuschung vor mir zu verstecken. ,, Ja... Klar. '' Zufrieden lächelte meine Mutter. ,, Das freut mich.'' Natürlich freute sie das. Es wäre jawohl schrecklich, wenn alle zufrieden wären, bis auf mir. So dachte ich zumindestens.

,,Ich räume ab.'', sprach meine Mutter und schickte mich hoch. Mein neues Zimmer gefiel mir recht gut, schließlich hatte ich den besten Ausblick nach draußen in den dunklen Wald. Ich legte mich aufs Bett und schnappte mir einen meiner Comics. Auch wenn ich sie alle schon hundert mal gelesen hatte, liebte ich sie. ,, John, was soll das?'' Ich zuckte zusammen. ,, Ähm-'' ,, Ich sagte doch du solltest bis heute aufgeräumt haben!'', motzte meine Mutter. Ich suchte nach Worten. Vergeblich. Sie waren nicht da, nie, wenn ich sie brauchte, fehlten sie mir. Meine Mutter schüttelte ihren Kopf und verlies das Zimmer. Für viele wäre es das jetzt gewesen, doch nicht für mich! Sie würde wieder kommen und dann wäre es vorbei, schreiend vor Wut stände sie vor mir, während ich weinen würde. So war es nun mal. Ich sprang auf und kramte eine Kiste hervor, wo ich meine wenigen Sachen ordentlich sortiert reinlegte, sie verschloss und unters Bett schob, bevor mein weg mich zum Fenster führte, wo ich mich auf die breite Fensterbank setzten konnte. ,, Wieso macht sie so ein Theater?'', murmelte ich. ,, Man muss doch nicht immer perfekt aufgeräumt haben.'' Ich schloss meine Augen, lehnte mich ans Fenster, dachte an nichts. Nein, ich dachte nach. Das tat jeder Mensch, leider. ,, Gehst du bitte ins Bett?'' 

Ich gähnte. Dad lächelte. Laute Schritte. Er stand vor meinem Kleiderschrank, kramte einen Schlafanzug heraus, verließ das Zimmer. Ich streckte mich und wechselte meine Kleidung, dann den Raum. Ich sollte mir die Zähne putzen. Sebastian tat es bestimmt nicht. Nein, Basti stank wie ein Pferd. Jeden Morgen, jeden verdammten Morgen stank er wie ein Pferd. Er sah gepflegt aus, roch gut, nur sein Atem nicht. Basti war Krank. Bestimmt! Er war vielleicht erkältet, aber das war egal. Sebastian stank einfach tierisch. Wieso setzte er sich jeden Tag in der Schule neben mich? Ich spürte wie etwas wie mit scharfen Klauen an mir zog. Dieses Gefühl, dieses Zerren, ich sollte es ihm sagen! Ich sollte Basti sagen, er soll sich nicht nur an mich klammern. Basti nervte. Er nervte gewaltig! Allerdings, wenn er es nicht tat, tat es jemand anderes. So schlimm war Basti nun auch nicht. Er war... Er hatte bloß Angst. Angst vor allem. Ich kenne ihn schon seit den Kindergarten. Er war einsam gewesen und still- so wie ich. Galten wir deshalb als merkwürdig? Basti hatte sich geändert. Nun redete er viel.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 18, 2014 ⏰

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