Kapitel 35

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Die Vorsehung ist auch weltklug, und heult mit den Wölfen, wie der schlaueste Mensch. Sobald aber ihr Wille reig geworden, wirft sie die Maske ab.

-Ludwig Börne

*

"Ich fasse es nicht, dass der Winter so schön sein kann."

Freya schaute fasziniert nach draußen durch Fenster, in den schneeweißen Himmel.  Seit es heute in der Nacht angefangen hat zu schneien, ist Freya wie ausgewechselt. Statt wie immer frühs müde und etwas benebelt zu sein, strahlt sie frühlich vor sich hin.

Kopfschüttelnd widme ich mich wieder meinen Kaffee, den ich am Morgen immer brauche bevor ih irgendwas erledigen kann. Nebenbei schaue ich noch auf mein Handy ob ich irgendwelche Narichten bekommen habe. Und natürlich bekam ich in diesem Moment eine von Louis.

Freu mich auf heute Abend Babe.

XLouis

Augenrollend schickte ich schnell einen Kussmiley ab und trank dann einen Schluck aus der dampfenden Tasse.

Seit mehr als einen Monat ist es her, als ich das erste mal mit Louis geschlafen habe. Seit dem hat sich etwas zwischen uns verändert. Wie genau kann ich es nicht beschreiben, aber die Beziehung mit Louis ist-.

"Wann sagtest du nochmal kommen die Jungs vorbei?"

Kurz genoss ich noch die Wärme der Tasse an meinen Händen, bevor ich ihr zu einer Antwort ansetzte.

"Genau weiß ich es auch nicht. Er hat lediglich gesagt, dass er am späten Nachmittag Zuhause wäre."

Verstehend nickte sie und sah wieder nach draußen. Dieses Mal jedoch mit einen gedankenlosen Blick.

Auch für Freya gab es viele Veränderungen. Seit ungefähr 2 Wochen kann sie wieder beruhigt schlafen. Keine Alpträume oder Panikattacken mehr. Ein großer Bestandteil trägt Noah dazu bei, aber der wesentliche Teil ist die einstweilige Verfügung gegenüber ihren Vater.

Ihr Vater stand eines Tages aus dem nichts vor der Tür. Es war klar was er wollte. Er wollte Freya, gegen ihren Willen nach "Hause" bringen. Wie war ihm in dem Moment egal. Ich erinnere mich immer noch an das aggressive Klopfen an der Tür, dass einfach nicht aufhören wollte. Die Tür die sich so sehr bewegte, dass sie fast aus den Angeln fiel.

Das einzige was ich in diesem Moment tat, als ich vor der Tür stand, war starr wie eine Salzsäure davor zu stehen. Erst als er anfing zu brüllen wachte ich aus meinet Starre und rief sofort Louis an.

Leider dauerte es ein wenig, da das Gebrüll meine Stimme etwas übertönte. Aber wirklich viel brauchte ich nicht sagen, da er nach dem zweiten Wort in dem ich unterbrochen wurde sofort verstand und auflegte.

Die nächsten 20 Minuten musste ich mir die ganzen Sätze anhören die jeden eine Gänsehaut beschweren würde.

Freya! Ich weiß das du hier bist. Komm sofort raus sonst passiert dir später mehr!

Du Miststück! Du kommst sofort mit mir nach Hause.

Du bist ein Nichts ohne Mich!

Immer mehr solcher Sätze wurden gegen das Holz gebrüllt, bis endlich Louis mit anderen auftauchte und ihn fortjagte. Ich war nur froh, dass in diesem Moment Freya bei Noah war.

Noch am gleichen Abend hab ich mit über die einstweilige Verfügung gesprochen. Am Anfang war sie sich noch unsicher, da sie Angst vor dem Verhandlungssaal mit ihrem Erzeuger  hatte. Doch als ich ihr versichert hatte, dass sie aufjedenfall in Sicherheit wäre und es genügend Zeugen - einschließlich mir - gäbe, stimmte sie zu.

Und seit ein paar Tagen ist diese nun rechtskräftig. Auch die Rechte gegenüber Freya wurden ihm entzogen. Somit war sie befreit von ihrer Vergangenheit und kann sich ihrer Zukunft widmen. Jeden neuen Tag sieht man wie glücklich sie ist und ihr Laune immer fröhlicher wird.

"Versteh mich nicht falsch, aber wird der Anblick nicht langsam öde?"

Grinsend sah ich ihr dabei zu, wie sie immer noch das Naturspiel betrachtete und sich ein Schmunzeln auf ihren Gesicht bildete.

"Ich habe mich eigentlich noch nie wirklich bei dir bedankt."

Verwirrt stand ich auf und goß mir Kaffee in die schon leere Tasse ein.
"Wofür?" Nebenbei griff ich in den Kühlschrank nach der Milch, die ich den Kaffee hinzugab.

"Dafür das du mich damals vor deiner Tür nicht abgewiesen hast."

Kurz hielt ich in meiner Bewegung inne. Meinte sie das ernst?

"Du hast mich bei dir aufgenommen, obwohl wir uns nicht wirklich kannten und das ich nicht wirklich nett zu dir war."

Den Kaffee missachtend, überwand ich den kleinen Abstand zwischen uns und umarmte sie. Ihr Gesicht vergrub sich in meine Schulter, und ihr Atem kam nur noch stoßweise.

"Ich bin so dankbar, dass ich dich als Freundin habe. Ohne dich hätte ich ihm niemals entkommen können." Schluchzend umarmte sie mich enger.

Nun konnte ich meine Tränen auch nicht mehr zurückhalten.
"Ich werde immer für dich da sein, dir bei Problemen so wie es mir möglich ist helfen und dir bei schwierigen wie bei guten Zeiten beistehen. Dasselbe würdest du auch für mich tun."

Flüsternd bedankte sie sich bei mir, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und nahm sich auch noch einen Kaffee. Ich selbst nahm mir auch meinen Kaffee und setzte mich an die Kücheninsel.

So könnte es meiner Meinung nach bleiben. Jeden Tag aufstehen mit dem Wissen, dass entweder Noah, Freya oder Louis da ist. Den üblichen Alltag erleben mit den extras eines Wolfsleben und am Abend ihn ausklingen lassen.

Ein Leben mit keinen bösen Überraschungen und etwas Normalität.

In diesem Moment wusste ich noch nicht wie schnell sich dieser Wunsch von mir ändern würde.

*

Mal wieder ein längeres Kapitel. Natürlich hoffe ich wie immer, dass es euch gefällt. Wenn Rechtschreibfehler auftreten sollten tut es mir leid und ich bitte hiermit auf diese aufmerksam zu machen. Ich gebe zwar mein bestes um dieses zu verhindern, aber man kann immer etwas übersehen.

Das Cover "I'll be there" passt sehr zum Kapitel und ich kann empfehlen es beim Lesen anzuhören.

Bis zum nächsten Kapitel. :)

Das Wolfsmädchen #CA19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt