Kapitel 6

156 3 0
                                    

Es hat mich echt viel Überwindung gekostet sie anzusprechen, als ich sie auf den Weg vermutlich zur U-Bahn sah. Aber ich bin froh, dass ich es getan habe. Wir haben zwar nicht viel miteinander geredet, aber ich war schonlange nicht mehr so entspannt in der Öffentlichkeit unterwegs.

Nachdem wir aus der U-Bahn ausgestiegen sind, gehen wir noch eine Weile bis Estelle plötzlich vor einem großen, trostlosenaussehenden Gebäude stehen bleibt: „Ähm, hier ist meine Wohnung. Willst du vielleicht noch mit rauf kommen auf einen Kaffee oder so?" „Hast du auch einen Kakao? Ich sollte um diese Uhrzeit keinen Kaffee trinken.", grinste ich. „Klar. Komm mit." Ich folge dem hübschen Mädchen in das Haus und die unzähligen Treppen hinauf bis sie vor einer braunen Holztüre stehen bleibt. „Ich hab's gleich", meint Stell während sie in ihrer Tasche kramt und vermutlich ihren Schlüssel sucht. Triumphierend hält sie den Schlüssel in der Hand, welcher mir einen Einblick in ihr privates Leben ermöglichen wird und um ehrlich zu sein ich bin etwas nervös. Mit einem entschlossenen Schritt nachvorne folge ich Estelle in der kleinen Flur. Dort verschaffe ich mir einen Überblick und stelle fest das die Wohnung sehr klein ist. Stell ist nach rechts abgebogen, ich vermute in die Küche, weshalb ich ihr folge. Dort finde ich sie Kakao machend vor. Wenig später überreicht sie mir eine heiße Tasse mit den Worten: „Hier für dich." „Danke", lächle ich sie an.

„Wie war dein Tag so?", frage ich das junge Mädchen, welches mir gegenüber an dem alten Holztisch sitzt und dicke Bücher zu sich zieht. „Anstrengend. Hab heute eine Prüfung geschrieben, musste zwei Hausarbeiten abgeben und dann auch noch im Club abreiten wo irgendwie nichts funktionieren wollte.", sie seufzt genervt auf. „Jeder hat doch einmal einen schlechten Tag. Da trifft man den Ball mal nicht oder verfehlt das Tor in einem entscheidenden Spiel. Solche Tage sind frustrierend.", meine ich und nehme einen großen Schluck von meinem Kakao. Eine Weile sitzen wir uns schweigend gegenüber während sie etwas in einem ihrer dicken Bücher sucht und aufschreibt. „Darf ich fragen was du da machst?", frage ich sie unsicher. „Ich habe vor ein paar Tagen angefangen meine Doktorarbeit zu schreiben. Willst du noch einen Kakao oder soll ich dich heimbringen?" „Kakao nehme ich gerne. Störe ich dich sonst kann ich auch Mark anrufen, dass er mich abholt." „Ich bring dir gleich noch einen. Du störst mich nicht. Es ist sogar ganz angenehm einmal nicht alleine zu sein während ich, das machen muss."

Don't trust someone (Julian Draxler)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt