21. Kapitel

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„Wie heißt der Junge, der dir das angetan hat?", fragte Luke.

Ich presste erst meine Lippen zusammen, dann öffnete ich sie und wollte gerade leise antworten, als es klingelte.

„Sorry, ich geh kurz gucken wer das ist!" Luke stand auf und ging zur Tür.

Ich blieb sitzen und wartete. Als es mir zu lang wurde, wickelte ich mich in meine Decke ein und ging in den Flur. Kaum war ich da, kamen Kris, Ben, Dennis und Linus die Treppe hoch und begrüßten Luke stürmisch.

Ich stand wie eingefroren da und starrte Linus an. Er sah echt aus wie Jace, wie sein Bruder. Wie hatte ich das die ganze Zeit übersehen können?

„Hey, was macht Lila hier?", fragte Kris verwundert als er mich sah.

„Hat sie deine Sachen an, Luke?", fragte Linus und kam einen Schritt auf mich zu um es besser erkennen zu können.

Ich ließ vor Schreck die Decke fallen und stolperte einen Schritt zurück. „Du...!" Die Decke war im Weg und ich fiel hin. Ein paar meiner Wunden öffneten sich wieder durch den Sturz und mir liefen Schmerzenstränen über die Wangen. „Komm nicht näher!", brachte ich mit zittriger Stimme hervor.

Linus sah mich verdutzt an. „Was ist denn?" Als ich nicht antwortete sondern nur zitternd da hockte, sah er Luke fragend an.

Luke warf mir kurz einen Blick zu und schien zu verstehen. „Hey Leute, sorry aber ihr müsst jetzt gehen, wir sehen uns morgen!"

„Schmeißt du uns raus?", fragte Dennis ungläubig.

„Was ist denn los?", fragte Linus völlig verwirrt.

„Leute kommt schon, ich erkläre es euch morgen!", meinte Luke und hielt die Tür auf.

Die Jungs gingen murrend raus und Luke schloss die Tür.

Ich war so geschockt, dass ich wie versteinert da saß und in die Luft starrte. Ich nahm entfernt war, wie Luke mich auf die Beine zog und ins Wohnzimmer trug. Dort legte er mich auf dem Sofa ab. Für eine kurze Zeit lang verschwand er aus meinem Sichtfeld und kam dann mit einem Glas Wasser und dem erstehilfeset wieder.

„Trink das!", sagte er und hielt mir das Glas hin.

Ich nahm es vorsichtig und trank einen schluck. Danach ging es mir schon wieder gleich besser und ich war wieder im Hier und Jetzt.

Luke packte das Set aus. „Du blutest wieder, lass mich Dich verarzten!"

Ich nickte und zog mein T-Shirt hoch.

Luke sah sich die Wunden an und fing an sie zu verarzten. Er schwieg dabei und arbeitete sanft und vorsichtig.

„Es war aber nicht Linus, oder?", fragte er schließlich und sah mich unsicher an.

Ich schüttelte den Kopf. Linus war es nicht gewesen aber ihn zu sehen hatte in mir etwas ausgelöst. „Nein, es war nicht Linus!" Luke atmete erleichtert auf. „Es war sein Bruder!"

Seine miene erstarrte und er sah mich ungläubig an. „Jace hat dir das alles angetan?"

Ich nickte und starrte auf den Teppich.

„Was will er von dir?", fragte er und musterte mich.

Ich seufzte. „Ich weiß es nicht aber ich bin mir sicher, dass es nichts ist was ich ihm so einfach geben würde!" Denn dann hätte er mich auch fragen oder überreden können.

Luke nickte und packte nachdenklich das Verbandszeug wieder ein.

„Ich mochte Jace noch nie, aber dass er so etwas tut, hätte ich nicht gedacht!", sagte er schließlich.

„Menschen tun öfters Dinge, die man nicht von ihnen erwartet hat!", antwortete ich leise. „Meine Freunde haben mich verraten und jetzt helfen sie Jace mich zu foltern!" Meine Stimme klang schwach und kraftlos. „Ich habe mich immer gefragt, was aus ihnen geworden ist, aber dass hätte ich niemals erwartet!"

„Das tut mir leid! Wir sollten das Linus erzählen, vielleicht kann er mit seinem Bruder reden!"

„Mit Jace kann man nicht reden!"  Ich erinnerte mich daran, wie er mich gefoltert hat und ich sah das ganze Blut vor meinem inneren Auge.

„Aber wir müssen doch irgendwas tun!", behaarte Luke.

„Nein!" Ich kannte Jace und wusste, dass es dann nur schlimmer wurde. „Du wirst nichts tun, versprich es mir!"

Luke sah mir kurz in die Augen, dann seufzte er. Er sagte nichts doch ich nahm es als Zustimmung.

„Hast du Hunger? Ich habe ziemlich viel zu essen!", sagte er schließlich.

Wiederstrebend nickte ich. „Hast du vielleicht Salzstangen? Und ein Smoothie wäre cool."

„Klar, Erdbeer - Bananesmoothie?"

Ich nickte und Luke stand auf und ging in die Küche. Nach einer Weile kam er mit den salzstangen und zwei Smoothies wieder.

„Wollen wir einen Film schauen?", fragte ich und sah zum Fernseher rüber.

Er nickte und grinste. „Was wollen wir denn gucken? Barbie oder Titanic?"

Ich rollte mit den Augen. „Barbie ist nicht so meins und Titanic gucke ich aus Prinzip nicht! Außerdem denk jah nicht, dass ich so ein Mädchen bin!"

„Was hast du gegen Titanic? Meine Schwester liebt den Film!"

Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht aber ich habe mir selber irgendwie versprochen, ihn nicht zu schauen!"

Er nickte und akzeptierte die Antwort. „Was wollen wir dann gucken?"

Ich grinste. „The fast and the Furious?"

Er nickte grinsend und so guckten wir den Film.

Während des Films fiel mir auf, dass Luke in Gedanken versunken war und gar nichts mitbekam. Ich fragte mich, worüber er nachdachte doch ich fragte ihn nicht.

Als ich aufwachte, setzte ich mich verschlafen auf und sah mich um. Mein Blick blieb an der Fensterwandt hängen und ich konnte nicht anders als hinaus zu starren. Draußen ging gerade die Sonne auf und ließ die Stadt in einem warmen goldton erstrahlen. Das Licht spiegelte sich in den Fenstern der Häuser wieder und so funkelte und glitzerte alles. Es sah einfach magisch aus und ich konnte meinen Blick nicht abwenden.

,,Was ist denn da, dass du wie hypnotisiert raus schaust?", fragte Luke und ich konnte ein Lächeln in seiner Stimme hören.

Ich fühlte mich ein bisschen ertappt und sah auf den Boden. Doch dann erinnerte ich mich daran, dass es mir nicht peinlich sein sollte, den Sonnenaufgang magisch zu finden. Also hob ich meinen Blick und sah Luke in die Augen. ,,Der Sonnenaufgang sah schön aus und man muss die schönen Momente im Leben genießen, also mach dich nicht über mich lustig!"

Er saß entspannt auf dem Sofa neben mir und machte eigentlich gar nicht den anschein danach, dass er sich über mich lustig machte. Aber bei Jungs weiß man das ja irgendwie nie so richtig.

,,Ich mache mich nicht über dich lustig und du hast recht mit den schönen Momenten, man sollte sie wirklich genießen!"

Ich nickte  zustimmend. Dann wäre das ja jetzt geklärt.

,,Warum hast du eigentlich wieder auf dem Sofa geschlafen? Das Bett im Gästezimmer ist doch viel bequemer!"

Ich zuckte mit den Schultern. ,,Ich finde das Zimmer irgendwie trostlos und unpersönlich, hier im Wohnzimmer fühle ich mich wohler!"

Er schien eine kurze Zeit über meine Worte nachzudenken, schließlich nickte er und lächelte. ,,Tja, ich habe nicht so oft Besuch also habe ich mir mit dem Zimmer nicht so viel Mühe gemacht!"

,,Okay, und was gibt es jetzt zum Frühstück?", fragte ich grinsend.

Lila - nur die Zukunft zähltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt