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Das zerbrochene Bild

von Joules

England, 23. Januar 2001

Der Wind pfiff um ihre Beine und fröstelnd zog Hermine Granger ihren Mantel fester um sich. Es regnete. Tropfen rannen ihre Wangen hinab, prasselten auf ihre Kapuze ein und durchnässten ihre Schuhe und Strümpfe. Ihre Unterlippe zitterte vor Kälte und ihre dunklen Locken bäumten sich im eisigen Nordwind.

Hier, an der Küste Schottlands war es sehr viel frischer und um ein einiges stürmischer, als in ihrer Heimat Südengland. Der Kies unter ihren Lederstiefeln knirschte, als die junge Frau das riesige Anwesen vor sich aufragen sah.
Kalt lag es da, trotzte dem Nieselregen und dem Sturm, der über das Land fegte. Die Gärten sahen gepflegt aus, die Hecken grade geschnitten und die ordentlich angelegten Büsche standen in Reih und Glied. Ein meterhoher Zaun aus schwarzlackiertem Metall umgab den parkähnlichen Garten, speergleiche Gitterstäbe, die verschnörkelte Ornamente bildeten und durch dessen dunkles Netz sich eiserne schwarze Rosen flochten.

Es war lange her, dass Hermine zuletzt hier gewesen war. Drei Jahre, um genau zu sein. Sie fröstelte, als sie an jenen eisigen Frühlingstag zurück dachte. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken und fahrig strich sie eine widerspenstige Locke, die der Sturm aus ihrem Zopf gelöst hatte, hinter das Ohr. Dieser Ort machte ihr Angst. Sie hasste es, hier zu sein.
Hier, in Malfoy Manor.

Das schwarze Eisentor war geschlossen, doch noch bevor Hermine es erreichte, öffneten sich die Torbögen wie von Geisterhand. Schnellen Schrittes eilte sie auf die Treppe am Ende des hellen Kiesweges zu, das Kinn im Kragen ihres Mantels vergraben.

Eine gewaltige Tür versperrte ihr den Weg. Metallbeschlagen ragte diese vor ihr auf, mannshoch und gewaltig.

Missmutig besah sie den Türklopfer, der vor ihr auf dem dunklen Holz angebracht worden war. Es war ein Drachenkopf, ein Lindwurm aus Messing, der sich in seine eigene pikförmige Schwanzspitze bis, jede einzelne Schuppe grazil ausgearbeitet und dessen metallener Körper sich um die Hand eines jeden Benutzers wand. Nach kurzem Zögern griff Hermine nach dem Messingtier und klopfte auf das feste, schwere Holz. Dumpf erklangen die Schläge, drei an der Zahl.

Der Regen war immer stärker geworden, peitschte gegen die hellen Mauern des Anwesens und tünchte die umliegenden Landschaften mit all ihren farbenfrohen Schönheiten in ein dichtes, stählernes Grau. Wie winzige Nadeln bohrten sich die eisigen Tropfen in den durchnässten Stoff von Hermines Umhang Schutzsuchend presste sich diese gegen die Tür, auf dass diese sich öffnen würde.

Kaum fünf Sekunden später vernahm die junge Frau Schritte von jenseits der Tür. Mit einem Klacken öffnete sich das Schloss und ein Spalt, grade mal eine Hand breit tat sich in der Mitte der Tür auf. »Was kann Snuggles für sie tun, Miss?« Ein Hauself stand vor ihr. Er war klein, noch kleiner, als für einen Hauself üblich, er ging Hermine gerade ein mal zu den Knien. Umso größer waren dafür seine Ohren, ellengroß und mit lilafarbenen Blutergüssen unterlaufen. Er hatte knochige Arme und Beine, lange zweigähnliche Finger und eine lange Narbe zog sich über sein Gesicht, von seinem linken Ohr an und verschwand dann unter etwas, dass vor Jahren wohl mal ein rosafarbenes Handtuch gewesen war. Obwohl sein Äußeres nicht grade vertrauenserweckend aussah, tat er Hermine leid. Sie wollte lieber gar nicht wissen, wie er hier behandelt wurde. Im Hause Malfoy wurden Hauselfen als den Ratten minder gesehen, das wusste sie. Bestes Beispiel hierfür war Dobby gewesen, der kleine Hauself, der Harry so verfallen gewesen war. Er war überglücklich gewesen, als dieser in aus den Fängen von Malfoy Senior befreit hatte, ein deutliches Zeichen dafür, unter welch schrecklichen Umständen der Elf hier hatte arbeiten müssen.

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