Kapitel 1

93 6 6
                                    

Ich saß in meinem Zimmer und schaute durch das Fenster zum Nachthimmel hinaus. Ich war in meinen Gedanken vertieft. Ich ließ mein ganzes Leben vor meinen Augen gleiten. Ich hatte noch nicht viel in meinem Leben erreicht. Naja ich war erst 17 Jahre alt wann und was hätte ich erreichen sollen? Ich war ein normales 17 -jähriges Mädchen . Was man unter „normal" auch verstehen sollte. Ich war doch immer der Meinung, dass man nichts mit dem Wort „normal" beschreiben sollte. Jap, super die eigenen Regeln brechen. Wieder mal toll gemacht. Rulebreaker, I'm such a bad girl lol. Wiedem auch sei, ich führte ein gewöhnliches Leben als 17-jährige Schülerin nur war ich wirklich alles nur nicht bad. Anti rulebreaker, Spaßverderberin, korrekt, zu brav und anderes wurde ich genannt. Talente oder spezielle Begabungen? Nope, waren nicht vorhanden, deshalb beschloss ich „brav" zu sein und mich um Schulnoten zu kümmern. Ich investierte sehr viel Zeit und Energie in mein Schulleben. Die wenigen Sachen, die ich außerhalb der Schule tat, waren: Menschen zu observieren, intensiv nachzudenken, mich selbst zu kritisieren und nett zu allen Menschen zu sein. Ich kam mir so vor als wäre ich eine Fake-Person. Ich hatte das Gefühl eine Maske zu tragen, wenn ich mit Menschen kommunizierte. To be more precise hatte ich das Gefühl ständig Masken zu wechseln, denn ich passte mich meinem Gegenüber an, ich wurde nicht zu einer anderen Person, so schlimm war es nicht, ich hatte nur das Gefühl das ich mein wahres Ich nicht ausleben konnte als würde ich mich selber verdrängen. Der Witz bei dem ganzen war ja, dass ich mir selbst nicht sicher war, wie mein wahres Ich war. Wobei , war ich mir überhaupt jemals sicher? Mein ganzes Leben war von Unsicherheiten erfüllt. Das ist ebenfalls der Grund, wieso ich so oft dachte abegesehen von der Tatsache, dass ich ein introvertierter Mensch bin und Introverten sich ohnehin intensiv mit Gedanken aka unausgeprochenen Sachen beschäftigen.
Gedanken, sind für mich nichts anderes als unausgesprochene Worte, denn ich führe die meisten Gespräche stumm mit mir selber. Ich wirke von außen wie eine sehr offene Person, das bin ich jedoch ganz und gar nicht. Well, never judge a book by its cover. Zurück zur Schule. Meine Familie und ich sind vor zwei Jahren hierher gezogen, nach Deutschland, weil mein Papa nun hier arbeiten würde. Ich war neu an meiner Schule und kannte niemanden, das regelte sich jedoch mit der Zeit, da meine Klassenkameraden alle freundlich waren und ich anscheinend einen interessanten ersten Eindruck machte, da ich erst hergezogen war und sie mich am Anfang alle kennen lernen wollten. Man könnte sagen ich war mit allen befreundet aber zur selben Zeit auch mit niemandem. Ich war von vielen Menschen umgeben und trotzdem fühlte ich mich so einsam. Ich hatte viele Freunde und Kontakte, jedoch hatte ich das Gefühl, dass all diese Beziehungen oberflächlich waren. Ich war zwar mit der ganzen Klasse „ befreundet", jedoch außschließlich innerhalb der Schule. Außerhalb taten viele so als würden wir uns nicht kennen, und ich ließ es einfach auf mich zukommen. Ich denke sowas ist normal bei Schulfreunden aka oberflächlichen Beziehungen. Wären sie nicht oberflächlich hätte ich mich getraut mich einer Person zu öffnen, ihr mein Herz auszuschütten und meine Gedanken offenbart. Obwohl ich mittlerweile mit diesen oberflächlichen Beziehungen klar gekommen war, sehnte ich mich manchmal nach einer guten Person als Freundin. Da ich aber so unsicher war, traute ich mich nicht einer Person näher zu kommen . Ich bemühte mich nicht dazu, den ersten Schritt zu wagen um mehr von einer Person zu wissen, als wie ihr Wochenende war oder ob sie wieder gesund war. Das war jedoch nicht nur meine Schuld , auch nicht, die meiner Unsicherheiten, ich hatte nicht so schöne Erfahrungen mit engen Freundschaften, zurück in Österreich, seit dem weigerte ich mich Menschen naiv schnell zu vertrauen, nicht, weil ich Geheimnisse oder so hatte aber, weil ich einfach nicht verletzt werden wollte. Denn nicht nur meine Unsicherheiten plagten mich sondern auch meine sensible, emotionale Persönlichkeit. Da ich selber schnell durch Wörter verletzt werden konnte, achtete ich immer auf meine Wortwahl und mein Verhalten gegenüber anderer Personen um sie nicht zu verletzen, denn man sollte einer anderen Person nie, das wünschen, was man sich nicht selber wünscht. Ich nahm dieses Sprichwort wie viele andere auch, wirklich zu Herzen. Der Hauptgrund wieso ich mich schnell gut mit Menschen verstand war meiner Ansicht nach, dass ich auf die Gefühle von anderen achtete und auch nie über andere lästerte. Obwohl ich schon immer die Gefühle anderer berücksichtigt habe, musste ich eine schwere Zeit durch meine alten Freunden durhchmachen. Gewöhnliche Menschen wären dadurch abgehärtet und auf alles eingestellt, ich jedoch lies die Angst in mir wachsen und hielt mich von engeren Freundschaften fern. Meine alten Freunde spielten definitiv eine große Rolle was meine Unsicherheiten anging. Ich kann aber nicht ihnen die Schuld geben, denn hauptsächlich war es ja meine Schuld. Ich konnte mich selber nicht so akzeptieren wie ich war. Ich wusste, dass ich das erst lernen musste und hatte einen Schimmer Hoffnung das auch eines Tages zu lernen. Aber für diese Zeit gab ich mich mit meinen Monologen zufrieden. Ich wusste das mich sowas sehr viel Überwindung kosten würde und deshalb schob ich es, manchmal bei Seite oder verdrängte es. Ich war nicht depressiv, nein, im Gegenteil ich war eine sehr hoffnungsvolle Person und bemühte mich immer das Gute zu sehen, mir war jedoch klar, dass nie alles gut sein kann. Manchmal hatte ich Phasen, in denen ich voller Freude und positiver Enegie war , aber auch Tage, an denen ich nichts machen wollte und ich mich einfach schlecht fühlte. Ich akzeptierte es. Mir kam es als ziemlich gewöhnlich vor, da ich überzeugt war, dass niemand die ganze Zeit fröhlich sein konnte, denn auch wenn viele Menschen so wirkten , war das nur das, was sie zeigen wollten und nicht die Realität die dem Gleichgewicht des Lebens entsprach. Ein Mensch, der nonstop glücklich und sorglos war, war sicher krank, denn er würde das Gleichgewicht des Lebens zum Schwanken bringen. So stellte ich mir das Leben vor, als Waage, bei der die guten und die schlechten Dinge des Lebens im Gleichgewicht standen.
„Genug Gedanken für heute.", dachte ich mir und begab mich zu meinem Bett. Es war sicherlich sehr spät und ich hatte  am nächsten Morgen wieder Schule.
Ich verbrachte sehr viele Nächte mit dem Denken. Es erleichterte mich manchmal aber verletzte mich auch oft, da ich dadurch der Realität ins Auge sah.

INSECUREWo Geschichten leben. Entdecke jetzt