- ARTIKEL DER WOCHE -
Von Flüssen und Bergen...
Wir haben nun bereits gesehen, dass sich die Welt in den letzten 66.000.000 Jahren deutlich verändert hat. Zwar hätten wir wie die Protagonisten unseres Buches schon noch gedacht, dass wir uns wohl noch auf der Erde befinden, aber trotzdem wäre uns unser Planet damals sehr fremd vorgekommen, und das nicht nur wegen den Dinosauriern: Es gab Gebirge, wo heute keine mehr sind, und heutige Bergketten fehlten noch völlig. Genauso verhielt es sich mit den Flüssen; viele von ihnen existierten damals noch gar nicht, oder sie flossen noch in einem ganz anderen Bett als sie es heute tun.
Die meisten Flussbette aus der Kreidezeit liegen heutzutage bereits seit vielen Jahrmillionen trocken. Auf den Landkarten der Kreidezeit hätten wir aber trotzdem schon einige Flüsse finden können, die es noch heute gibt, wie zum Beispiel den Nil, die Maas, den Yangtse und den Colorado River. Überraschenderweise verliefen diese Flüsse aber noch in die umgekehrte Richtung: Der Rhein mündete zum Beispiel nicht in die Nordsee, sondern südwärts in Richtung der Thetys, also ins heutige Mittelmeer. Auch der Amazonas fand seinen Abfluss nicht im heutigen Brasilien im Atlantik, sondern floss in Peru in den Pazifik, da es das Hochgebirge der Anden noch nicht gab. Dies erklärt, warum wir auch heute noch im Oberlauf des Amazonas "Meerestiere" wie Rochen, Garnelen, Delfine und sogar Haie antreffen, die sich ans Süßwasser angepasst haben, als sie vom Meer abgeschnitten wurden.
Heutige Binnengewässer wie Seen würden wir in der Kreidezeit jedoch vergeblich suchen. Seen haben eine recht kurze geologische „Lebenserwartung", da sie irgendwann von ihren Zuflüssen mit mitgeschwemmten Sedimenten aufgefüllt werden, sie durch abgelagertes organisches Material erst versumpfen und dann verlanden oder durch klimatische Veränderungen sogar komplett austrocknen. Der älteste See der Erde, der russische Baikalsee, ist „nur" rund 25.000.000 Jahre alt. Alle anderen Seen auf der Erde stammen aus späteren Zeiten. Viele von ihnen sind erst entstanden, als sich die Gletscher der letzten Eiszeit zurückzogen, was natürlich lange nach dem Ende der Kreidezeit geschah.
Anders verhält es sich mit Gebirgen, von denen einige wahre Methusalems sind. Gebirge entstehen vor allem dort, wo sich eine Kontinentalplatte unter eine andere schiebt und das Gelände an dieser Stelle aufgefaltet wird. Da die Kontinente in der Kreidezeit aber noch viel weiter voneinander entfernt waren als heute, gab es viele heutige Gebirgszüge noch gar nicht.
Der Himalaya und die Anden sind heute die höchsten Gebirgszüge, auf der Karte der Kreidezeit sucht man sie allerdings vergeblich: Sie sind geologisch die jüngsten Gebirge auf der Erde und sollten erst viele Millionen Jahre später entstehen, genau wie die Pyrenäen, der Kaukasus, die Aleuten und das Balkangebirge. Als Faustregel kann also gelten: Je höher ein Berg, umso jünger ist er und umso wahrscheinlicher ist es, dass es ihn zur Zeit der Dinosaurier noch gar nicht gab.
Doch manche Höhenzüge von heute hätten wir auch damals schon gefunden. Die europäischen Alpen begannen sich zum Beispiel in der Kreidezeit gerade erst herauszuheben, waren aber noch längst nicht so hoch wie heute, ebenso wie das Atlasgebirge in Nordafrika. Auch die Rocky Mountains in Nordamerika erlebten ihre Geburtsstunde während der Kreidezeit und waren damals eines der jüngsten Gebirge. Und auch hier greift wieder unsere Faustregel: Im späten Maastrichtium waren die Rockys zu einem gewaltigen vulkanischen Gebirgsmassiv herangewachsen, das mit ca. 7000m beinahe so hoch reichte wie der Himalaya heute. So waren diese Berge, auch als laramidische Gebirgskette bezeichnet, das höchste Gebirge ihrer Zeit.
Es gibt jedoch auch Gebirgszüge, die noch sehr viel älter sind als die Dinosaurier. Dazu gehören zum Beispiel der Ural in Asien, die Appalachen, der Kanadische Schild, die Saint Francois Mountains und die Black Hills in Nordamerika, der gesamte Kapvaal-Kraton in Südafrika, sowie das Bergland von Guayana und die Hamersley Range in Australien. Sie alle stammen zum Teil aus Zeiten, in denen es noch nicht einmal höheres Leben auf der Erde gab. Und sie hätten wir auch schon im Maastrichtium besuchen können und bei einigen sogar die Silhouetten der einzelnen Berggipfel wiedererkannt, die sich im Laufe der Jahrmillionen durch die Erosion nur leicht verändert haben.
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Neue Alte Welt - Die Weißen Steine, Band I
PertualanganIn Panik flieht Moritz durch den Wald. Er wird gejagt, spürt bereits den heißen Atem des Todes in seinem Nacken. Ein Ungeheuer aus längst vergangenen Zeiten ist ihm auf den Fersen, ihm und seiner ganzen Klasse, mit denen er sich eigentlich auf eine...