Die Welt aus anderen Augen

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Der Himmel ist wolkenverhangen. Die schwere grau milchige Decke scheint wie erstarrt über mir stehen geblieben zu sein. Nur vereinzelt kann man einen schwachen Schimmer von Sonnenlicht ausmachen, der sofort wieder im Keim erstickt wird. Es herrscht kein Wind, der diese trägen Wolken hätte davontragen können. Nein, die Wolken sind beharrlich, lassen sich nicht so einfach vertreiben.

Sie verhängen meine Gedanken, legen sich wie ein dichter Nebel über sie. Dumpfe Töne dringen an mein Bewusstsein, abgeschwächte Geräusche, die mich in den Schlaf zu lullen drohen. Vereinzelt schrecke ich auf, der Nebel lichtet sich. Es blendet mich, glühend heißes Sonnenlicht droht mich zu verzehren. Der Nebel zieht sich zurück und die Wärme verschwindet, hinterlässt eine größere Kälte, die mich ausfüllt.

Ich richte meinen Blick wieder geradeaus. Der graue Asphalt mit dem daneben liegenden verschmutzen Gehweg scheint beinahe mit dem Himmel zu verschmelzen.

So nah waren wir dem Himmel scheinbar noch nie.

Der Verkehr um mich herum bildet ein stetiges Brummen in meinen Ohren. Ähnlich wie ein Tinnitus verfolgt einen das Geräusch praktisch überall hin. Wie eine Hintergrundmusik für die es keinen Ausschalter gibt. Und doch ermöglicht es einem allein mit sich selbst zu sein. Es ist nicht störend, eher untermalend. Im Gegensatz zu Kopfhörern, die von den meisten denen ich begegne getragen werden. Sie verdrängen sich selbst. Können sie ihre Gedanken nicht ertragen? Dient es als Betäubung für einige Momente der Ruhe vor sich selbst?

Die größte Angst der Menschheit. Hat uns unser übermäßiger Konsum verletzlich gemacht? Schafft unser Leben im Überfluss nicht nur neue Probleme, mit denen wir noch nicht umzugehen vermögen? Im Zeitalter des Ichs, können wir uns immer weniger mit diesem Ich auseinandersetzen. Als hätten wir unseren inneren Kompass verloren. Wir suchen und suchen. Nach Befriedigung, nach der Erfüllung unserer Wünsche- doch finden wir jemals Antworten, die uns genügen? Letztlich bleiben wir enttäuscht zurück, unsere Träume waren nicht groß genug, das Streben nach mehr setzt uns unter Druck, füllt unser Dasein als Mensch aus. Kriege entstehen, Frieden wird geschlossen - ein ewiger Kreislauf des Menschen. Ein ewiger innerer und äußerer Kampf unseres Seins.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 24, 2020 ⏰

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