Kapitel 2

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Lorelei

Erschrocken riss ich meine Augen auf und fuhr hoch. Mein Herz raste panisch in meiner Brust. Ich zitterte am ganzen Körper, so sehr sogar, dass ich mich nicht einmal aufrecht im Bett halten konnte. Nach ein paar Momenten stellte ich jedoch fest, dass das Zittern nicht allein von meinem Körper kam, sondern von meiner Umgebung.

Ein Erdbeben? Hier?

Etwas tollpatschig rollte ich aus dem Bett und griff nach meinem Umhang, den ich praktischerweise am Abend zuvor direkt neben meinem Bett gelassen hatte.

Vorsichtig machte ich mich auf den Weg nach unten. Ich war stark damit beschäftigt nicht in Panik zu verfallen und wenn man bedenkt, dass ich noch nie zuvor ein Erdbeben erlebt hatte, habe ich das, meiner Meinung nach, ganz gut hinbekommen. Selbst wenn ich unterwegs die Treppen hinuntergefallen war.

Madeleine, die Besitzerin des Gasthauses, saß vor dem Tresen der Rezeption und sah mich mit aufgerissenen Augen an. Ich wollte sie beruhigen und ihr sagen, dass alles gut werden würde, aber aus meinem Mund kam nur ein schriller Laut, als ein gerahmtes Portrait auf den Boden fiel und in tausende Scherben zersprang.

Langsam fing ich an in ihre Richtung zu krabbeln. Ich legte eine bebende Hand vor die andere und zog den Rest meines Körpers irgendwie mit. Als ich den halben Raum überquert hatte, hörte das Beben ruckartig auf. Ein paar stille Sekunden vergingen und es war, als würden wir darauf warten, dass es wieder anfangen würde. Das tat es glücklicherweise aber nicht. Ich seufzte erleichtert und sah zu Madeleine, welche noch in Schock zu sein schien. Also ging langsam zu ihr hin und kniete mich neben sie.

Sie trug ein weißes Nachthemd, mit hellgrünen Strickmustern am Kragen. Es war schön, auf eine simple, einfache Art. Ihre braunen Locken waren in einen, nun zerzausten, Dutt gebunden. Sie sah erschöpft aus, aber ich sah wahrscheinlich auch nicht besser aus.

„Bist du in Ordnung?" fragte ich sie.

Madeleine nickte. „Ja. Ich... Das war... schrecklich", fügte sie leise hinzu.

Ich half ihr beim Aufstehen und sie nuschelte ein kleines ‚Dankeschön'. Die ältere Dame nahm ein paar tiefe Atemzüge, um sich zu beruhigen, doch ihre Hände zitterten noch immer.

„Was für ein Durcheinander", sagte sie, während sie sich umsah. Ich folgte ihrem Blick und musste ihr zustimmen. Überall waren Scherben von gebrochenen Vasen oder Glas. Ein Geschirrschrank lag auf dem Boden. Der war nun wahrscheinlich auch nur noch mit Scherben gefüllt.

„Lass mich dir beim Aufräumen helfen", bat ich ihr an, doch sie lehnte meine Hilfe höflich ab.

„Ihr solltet erstmal zum Stadtplatz gehen. Ich bin mir sicher, dass der Bürgermeister erleichtert sein wird Euch unverletzt zu sehen."

Sieneigte ihren Kopf in Richtung Tür und wandte sich anschließend von mir ab. Dannfing sie unverzüglich an aufzuräumen und schenkte mir keine Beachtung mehr. Ichblieb einen Moment vor der Ausgangstür stehen und sah ihr zu. Letztendlichentschied ich ihrem Vorschlag zu folgen. Mit meinem Umhang fest um mich geschlungenging ich aus dem Gasthaus hinaus in die dunklen Straßen der Stadt

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Sehr kurzes Kapitel, ich weiß. Sorry...

Aber, weil ich ja 'nur' alles Umschreiben muss, kommen die Kapitel schnell raus :)

Der Strom des Lebens I [Gespaltene Welten]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt