Nach ein paar Stunden kam ich wieder nach Hause. Paul war erfolgreich. Er hatte seine gute Laune überall versprüht. Ein kleines Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. Jetzt war wieder die Zeit gekommen,wo ich traurig war. Ein Schleier aus Tränen umgab mich und zerstörte Stück für Stück meine Orientierung und prompt fiel ich.
Vor 2 Jahren
"Du hast es geliebt,mit deinen Händen durch seine Haare zu fahren. Du meintest,sie seien so weich wie Honig auf der Zunge zergeht. Süß und doch ein herzhafter Kern. Du wolltest dir sein Gesicht einprägen. Immer und überall. Jedes Erlebnis hast du mit einem Foto mit ihm festgehalten. Und dann hast du verträumt über sein Gesicht gestrichen. Jedes Detail hast du geliebt. Du hättest Stunden lang von ihm erzählen können. Mit ihm warst du wie neu erwacht. Ein anderer Mensch. Ein Mensch,den wir nicht kannten. Quicklebendig,fröhlich,aufgeweckt. Zusammen habt ihr die Sonnenuntergänge vor eurer Terasse genossen. Seine Hand auf deiner. Seine war ein wenig größer und rau,während deine so klein war,wie ein scheues Reh. Eure Hände schmiegten sich aneinander,als müssten sie jeden einzelnen Moment auskosten. Als müssten ihre Herzschläge im selben Takt schlagen. Strandspaziergänge habt ihr geliebt. Deine blonden Haare haben in der Sonne geglänzt,wie selbst gesponnenes Gold. Sie wehten im Wind. Er nahm sie lächelnd und flechtete sie zu einem Zopf. Am Ende fixierte er deinen Haaransatz mit einer Blüte. Sie war Rosa,deine Lieblingsfarbe. "Sie ist wunderschön!",seufzte er verträumt."Genau wie du." Langsam näherte er sich. Eure Gesichter waren nur ein spaltbreit entfernt.Dann verschmolzen sie zu einem langen Kuss. Ihn zu küssen,war wie ein Suchtmittel für dich. Jede Sekunde wolltest du seine Nähe spüren. Seine Hände strichen deinen Körper entlang. Wohlige Wärme durchfloss deinen ganzen Körper. Als wäre er dein Kraftspender,wenn du am Boden warst. Als wäre er die einzige Person,die dein Leben verschönern würde.Er schloss die Augen. Er träumte. Von dir. Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Wie immer,wenn er dich erblickte. Ihr lauschtet in die Stille. Nur das Zwirpen der Grashüpfer hörte man meilenweit. Ihr saht euch an. Eure Gesichter flackerten im Mondlicht. Du sahst im in die Augen. Sie waren blau. Manchmal wie die Nacht. Manchmal wie der Ozean. Eine ganze Unterwasserwelt versteckte sich dort. Du könntest zu sehen wie Fische in die Luft wirbelten. Ihre Schuppen glitzerten aqua,cyan und türkis. Der Weg war mit Korallen geschmückt. Eine Lichterkette aus Kugelfischen wurde über die ganze Stadt aufgehangen. Du warst glücklich. Du hast gelacht. So viel. Er war dein Schlüssel. Und du sein Schloss. Machmal warst du traurig. Deine Seele schrie danach von jemandem geheilt zu werden und er war bei dir. Er kannte dich,wie einen Platz,den man liebte. Für ihn warst du Alles. Sein Wasser in der Wüste und sein Taschentuch bei Titanic. Er hat dir das gegeben,was dir zum Überleben reichte. Du hast es sogar genossen,wenn er geschnarcht hat. Er schlief immer wie ein Entchen,so war deine Meinung. Heimlich hast du ihn immer "Donald Duck" gennat. Als er es herausgefunden hat,hat er herzlich gelacht und du mit ihm. Euer Lachen harmonierte perfekt. Doch ein melancholischer Blick,reichte ihm aus um dich fest zu umschlingen,während du herzzerreißend geweint hast. Liebe war für dich etwas Merkwürdiges. Du hast sie verabscheut. Du hast sie gemieden. Doch dieser Junge hat dir die Augen geöffnet. Mit seinem breitem Lächeln hat er dich in seinen Bann gezogen und verzaubert. Er war dein Puzzlestück,das nur noch benötigt wurde,um das Puzzle fertigzustellen. Deine Welt mit ihm war so viel bunter. Bunter,als sie es je hätte mit mir sein können. Ohne ihn warst du nicht mehr du,sondern nur noch ein Häufchen Elend. Dich konnte keiner so festhalten,wie er! Dir konnte keiner ein Lachen entlocken,wie er! Und keiner konnte dein Herz zum Stillstand bringen,außer er! Jedes Märchen wird von einem Autor und Dichter erschaffen. Doch ihr,ja ihr zwei,ihr habt euer Märchen alleine geschrieben. Hand in Hand. Liebe für Liebe. Immer für Immer. Doch jetzt ist jede einzelne Errinerung an ihn erloschen. Es ist so,als hätte er nie existiert. Als hättest du deine Stimme nie gehört,die dich stark machte und dein Selbstbewusstsein heraufbeschwörte. Dein Lachen hast du verlernt,obwohl es das war,was er am Meisten vergötterte.Für dich war er nicht mehr wichtig. Er war für dich nicht mehr von Bedeutung.Du hast ihn vergessen und damit auch,wie glücklich du mit ihm gewesen bist."
Der Schmerz,den ich bisher zurückgehalten habe,machte sich in meinem ganzen Körper breit. Ich merkte,wie es mich von innen auffraß. Seufzend blickte ich zum Himmel empor. Das machte es nicht einfacher. Auf einmal sah ich die Präsenz meiner Oma neben mir. Gemeinsam schauten wir uns den Sonnenuntergang an. Wieso musste das passieren? Wieso nur?