Niemals Enden

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Die Party löste sich langsam auf.
Nur noch ein paar Leute saßen dort, vielleicht 6. Die Stimmung war ausgelassen, alle waren ein wenig angeschwippst.
Es hatte Kuchen gegeben ein wenig Kaffee, danach Pizza, halt von allem etwas. Gerade herrschte angenehmes Schweigen. Eine Ruhe lastete auf den Gästen, es war schön. Angenehm.
Sie hatte ihr Glas Gin Tonic in der Hand. Die Gurkenscheibe schwamm schon lange nicht mehr ganz oben und eine wohlige Wärme hatte sich in ihr ausgebreitet. Die Pizza hatte sie bereits hinunter geschlungen. Plötzlicher Heißhunger war schlimm, aber irgendwie entspannend.
Warum sie ihn hatte, war ihr nicht klar. Wahrscheinlich lag es an dieser Woche. Stress auftreibend und anstrengend, hinzu kamen noch diese blöden Tage.
Doch jetzt an diesem Tisch, mit diesen Leuten, war alles perfekt.
Sie nahm sich noch ein kleines Stück Kuchen. Der schokoladige Geschmack verteilte sich genüsslich in ihrem Mund.
"War klar das du den nimmst,", feixend sah Emily sie an.
"Was soll das denn heißen?", sie hob die Hand vor den Mund, versuchte nicht zu schätzen und hoffte inständig keine Krümel auf den Tisch zu spucken.
"Ich mein ja nur, das war doch noch nie anders."
Sie grinste sie von der anderen Seite des Tisches an und nahm einen Schluck von ihrem Glas.
"Ey, der ist halt lecker. Backen konntest du schon immer."
"Da muss ich zustimmen,", klinkte sich Jorid mit in das Gespräch ein, "obwohl erinnerst du dich noch an den einen Geburtstag bei Lucy. Dieser Schokokuchen, legendär."
"Ich glaube den hatte meine Mutter gemacht. Stimmt der war lecker."
"Ich glaube den hab ich verpasst."
"Ja, da war Kathi noch mit da, sorry Nici."
"Iwo, die nächsten war ich ja immer da, sogar heute. Man hat nur einmal im Jahr Geburtstag, stimmts?"
Wieder legte sich Schweigen über die Gruppe. Aber kein unangenehmes.
"Das waren lustige Zeiten", Linda lehnte sich tief in den Stuhl und nippte an ihrer Schorle.
"Wir dachten sie würden nie enden."
"Haben sie auch nicht wirklich, oder?", Lucy nahm sich das letzte Stück Kuchen und schob es genüsslich in ihren Mund.
Mona schüttelte den Kopf, nein, das hatten sie tatsächlich nicht. Immer noch verstanden sie sich super, trafen sich gelegentlich, möglichst einmal in der Woche, auch wenn sie es meist nur einmal im Monat schafften. Es war so viel passiert, doch dieses Gefühl würde nie jemand zerstören können. Sogar als Jorid ihr Auslandsjahr in Island gemacht hatte, war sie zum Skypedate da gewesen. Wir hatten alle unsere Träume verfolgt, manchmal scheiterten wir, doch wir waren nie weit voneinander entfernt. Alles hatte seine Ordnung. Es würde niemals selbstverständlich sein, doch irgendwie war es eine gewisse erfrischende Zeit, obwohl sie mittlerweile Routine war.
"Gott, irgendwie hab ich diesen Abend entgegen gelebt. Ich hasse diesen Stress, für das was ich gearbeitet habe, hab ich mir den Kuchen verdient." Mona striff sich mit einer Hand eine Strähne hinter ihr Ohr.
"Ich dachte du kommst gut klar?", mischte sich Linda ein.
"Tu ich auch, aber du glaubst nicht wie viele Menschen was von mir wollen und so kompliziertes, dann noch der kranke Typ der bei mir wohnt."
"So schlimm?"
"Naja, Männer halt. Ich stells mir zurzeit in der Schule schlimmer vor, ihr seid kurz vor den Ferien oder?"
"Ach du hast ja keine Ahnung. Kinder sind Monster, vor allem die in der Pubertät. Die sind alle so streng mit sich und verstehen kein Spaß. Die Jugend von heute sag ich dir. Schlimm, schlimm."
"Hm."
"Und was macht die Familie, Nici. Immer noch sicher, dass du auf Frauen stehst?", Lucy wand sich grinsend an den einzigen Mann in der Runde.
"Ja, bin ich mir. Das gleiche hast du übrigens schon letztes Mal gefragt. Ich kann sie von dir grüßen."
"Mach mal, wir können sie ja ausnahmsweise mal alle leiden. Hast du gut ausgesucht."
"Wie steht es bei euch eigentlich mit Kindern?"
"Hilfe, wir sind doch erst seit nem Jahr zusammen!"
"Na und, ich glaube Gelegenheit habt ihr bestimmt genug,", zwinkerte Mona ihm zu.
"Ich werde jetzt nicht mit euch mein Liebesleben bequatschen."
"Nich?", fragte Linda und begang zu Grinsen.
"Definitiv nicht, sonst musst du von dir und dem Italiener erzählen."
Wage nahm man in dem schumrigen Licht wahr, wie Linda errötete.
"Erstens, hat er einen Namen -"
"Aber der ist so komisch, da klingt Italiener viel besser,", lachte Jorid und stupste Linda mit ihrer Schulter an.
"Und zweitens, wollt ihr das gar nicht so genau wissen,", fügte sie mit einer hochgezogenen Augenbraue hinzu.
"Euw, diese Bilder vergessen ich nie wieder,", Emily schüttelte sich kurz, nahm dann aber noch einen Schluck von ihrem Tonic. Sie lachten einmal kurz alle, dann trat wieder Schweigen ein.
"Ich hab euch irgendwie vermisst,", sagte Lucy nach einiger Zeit um die Stille zu brechen, ", ihr wisst schon in letzter Zeit lief es nicht so gut und, ich weiß nicht ich hab euch gebraucht und jetzt seid ihr nun mal da und ich hab auch noch Geburtstag also... Alles perfekt, denke ich. "
Für einen kurzen Moment hoben sich ihre Mundwinkel, doch ihre grünen  Augen sahen erschöpft aus.
" Was genau war eigentlich los?, ", fragte Nici und wir drehten uns alle in Lucy's Richtung um ihr besser zuhören zu können.
"War ein bisschen ungemütlich, ich will es nicht an die große Glocke hängen. Eine Nacht hab ich bei Mona gepennt,heute bin ich alleine hier, ich will nicht wirklich drüber reden."
"Aber das kommt wieder in Ordnung, oder?", Jorid nahm kurz einen Schluck Wasser und sah Lucy erwartet an.
"Hoffe ich, es war  nichts Großes, ich glaube es hat sich einfach was aufgestaut und irgendwann muss es nun mal raus. Wir sind ja beide keine einfachen Personen."
"Wissen wir."
Emily stieß Mona kurz den Ellenbogen in die Seite und versuchte währenddessen ein Kichern zu unterdrücken.
"Hey, so schlimm sind wir auch nicht."
"Jaja ich versteh schon, und sonst wie ist das Berufsleben?  Euer Ehren?"
"Soweit bin ich noch lange nicht, aber ich arbeite dran. Nein es geht gut, alles paletti. Aber man glaubt kaum was man alles in die Hand gedrückt bekommt zurzeit. Manchmal denk ich ich hab ein paar von deinen Kindern da, Emily."
Lucy streckte kurz die Arme in die Luft um sich zu dehnen. Sie setzte sich automatisch gerader hin, der ganze Job brachte ihr wohl auch noch mehr zusätzliche Etikette, wenn das überhaupt noch ging. Sie war schon immer 'Miss Pingelig', doch mittlerweile war es nicht mehr so akut oder anstrengend, falls es das jemals wirklich war. Vielleicht war das alles auch nur falsche Einbildung, Ordnung war noch nie Mona's Gebiet.
"Emily?", erwartungsvoll sah Lucy Emily an. Sie war vollkommen vertieft in ihr Handy. "Emily?"
"Was? Ja, moment warte mal, ich muss kurz."
"Was ist denn?" "Ach, meine Babysitterin hat grad abgesagt, sie muss wegen irgendeines Notfalls weg, verdammt."
"Ist glaub das ist dann unser Zeichen, tja, ich schätze wir satteln dann langsam mal die Hühner, ich muss ja schließlich den Fahrer machen, also alle man hopp." Mit einem Zug goss sich Jorid das restliche Wasser in den Hals und stellte das Glas dann wieder auf den Tisch. Der Rest erhob sich träge von den gemütlichen Stühlen und suchten ihr Sachen zusammen.
"Tut mir leid, dass ich das jetzt so bisschen kaputt mache."
"Ist nicht schlimm ihr kommt ja bald wieder,", Lucy und Emily umarmten sich einmal fest dann schritt Emily weiter Richtung Tür um Platz für den nächsten zu machen.
Linda trat auf Lucy zu und knuddelte sie ebenfalls. "Machs gut altes Mädchen war lustig heute." "Ja langes Kind schön, dass ihr da wart."
Jorid war an der Reihe und drückte Lucy auch noch an sich. "Ihr betrunkenen immer, war toll, genieß den Abend noch, ja." "Ja, natürlich mach ich. Nici dich werd ich jetzt nicht umarmen, aber ich fand trotzdem toll, dass du da warst grüß deine Liebste von mir, gut, viel spaß euch noch, fahrt vorsichtig."
"Ja, Mama. Tschüss Mona, bis nächstes Mal." Sie winkte kurz, dann waren alle verschwunden. Außer Mona und Lucy. Beide standen noch kurz im Türrahmen und sahen in die Nacht hinaus. Erst dann trat Lucy zurück und machte die Tür zu.
"So, und was machen wir zwei Hübschen jetzt?" Lucy ging zurück an den Tisch und fing an die Gläser wegzuräumen.
"Eigentlich wollte ich mich auch wieder nach Hause machen." Mona schob ihre Mütze auf den Kopf und ging zur Tür zurück um ihre Schuhe anzuziehen.
"Das war richtig schön heute, danke wegen mir, ich meine das du nicht die Wahrheit gesagt hast."
"Kein Problem."
Sie verfielen kurz wieder ins Schweigen.
"Ich hatte ehrlich gedacht all das würde enden nach der Schule und so, ich hätte nicht geglaubt, dass wir alle so zusammenbleiben,", murmelte Mona und sah betreten auf ihre Füße herab.
"Du weißt doch das Rudel trennt sich nicht, außerdem warst du schon immer ein wenig negativ."
"Ach, du mich auch."
"Ich hab dich auch lieb." Lucy öffnete die Tür und schob Mona hinaus in die kalte Nachtluft.
"Tschüssi, Tussnelda."
"Ich geh einfach,", mit einem Lächeln schloss sie dir Tür hinter der mittlerweile schon jungen Frau.
Es ist wirklich ein sehr schöner Abend gewesen.
Mona ging die paar Stufen hinunter und schaute kurz über die laternenbeleuchtete Straße, bevor sie zügig rüber ging.
Vielleicht stimmte das ja, dachte sie.
Vielleicht würde sich das Rudel niemals trennen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 21, 2018 ⏰

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