23.) Berühmt Und So

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Heute fing es richtig an mit den Vorbereitungen und Dreharbeiten. Ich musste ständig den selben Text üben und strikt den Anweisungen von wem auch immer folgen. Es ist hier alles ganz streng getaktet und alles muss laufen, niemand darf aus der Reihe tanzen. Um ehrlich zu sein, habe ich mir das anders vorgestellt, so mit Quatsch machen und so. Aber alle sind am arbeiten, üben oder lernen. Niemand hat nichts zu tun. Manchmal denke ich, dass es das gar nicht wert ist. Aber immer, wenn eine neue Szene fertig ist, ist da so ein schönes Gefühl. Das Gefühl, etwas erreicht zu haben, für das man hart gearbeitet hat, auch wenn man nicht so viel dazu beigetragen hat. Irgendwie ist man immer ein Teil dieser Crew, man kennt neue Leute kennen, die schon so viel im Leben erreicht haben.

Manchmal denke ich auch darüber nach, wie das wäre, selbst einmal irgendwann so ein erfolgreicher Musiker zu sein. Die ganzen Konzerte, die vielen Fans, die hinter dir stehen und eine coole Band. Das alles klingt doch nach Spaß, oder? Wie ein Hobby. Und wer möchte nicht mit seinem Hobby Geld verdienen? Aber natürlich braucht man auch Talent. Ich möchte jetzt nicht egoistisch wirken oder so, aber singen kann ich. Das Problem ist nur, ich würde gerne auch meine eigenen Texte schreiben. Das ist gar nicht so leicht, wenn ich das mal so anmerken darf. Kreativität ist das eine... Und die Sprache das andere. Und wenn beides nicht so ganz gut passt? Dann muss ich an den Matheunterricht denken, in dem mein Lehrer immer gesagt hat: "Minus mal minus ergibt immer plus."

Ob das auch auf dieses Beispiel zutrifft? Es steht auf jeden Fall fest, dass ich noch viel lernen muss.

Manchmal weiß ich aber auch nicht so ganz, wie ich mit dieser mir bisher unbekannten Situation umgehen soll. Viele Freunde fragen mich danach, auch alte Freunde, die ich schon fast wieder vergessen habe. Ich habe nicht wirklich Bock darauf, allen zu sagen, wie toll doch alles ist, dazu habe wirklich viel zu wenig Zeit.

Ein Leben als Musiker ist anstrengend, voller Überraschungen und sehr zeitaufwendig. Oft entscheidet der Zufall und das Glück, was passiert. Natürlich hat man auch Angst, nicht angenommen zu werden oder vor den Hatern. Ich glaube, jede Berühmtheit hat Respekt vor den Hatern.

Außerdem mag ich es nicht, mich zu verstellen, immer freundlich zu lächeln und nicht ich selbst zu sein. In meinem tiefsten inneren lebt die wahre Vicky, mein wahres Ich. Und wenn ich ihr keine Zeit und keine Möglichkeit gebe, sie selbst zu sein, wird sie vielleicht nicht kleiner, aber immer mehr eingegrenzt. Ich könnte nicht in die Stadt gehen, ohne dass mich jemand erkennt.

"He Vicky, hör mal auf zu träumen, gleich kommt dein großer Auftritt. Falls du dir den Text nochmal anschauen willst, solltest du das jetzt tun", sagte jemand hinter mir. Wincent. Ich erwachte langsam wieder zum Leben, diese Gedanken haben mich so aus dem Konzept gebracht, dass ich nicht mal mehr wusste, wo ich war und wer ich war.

Ich wollte mich doch so gut auf diesen Moment vorbereiten und dann sowas. Ich sollte echt nicht so viel nachdenken. Aber wenn ich nicht so viel nachdenken würde, könnte ich mehr falsch machen - oder nicht?
Mist, ich lenke ja schon wieder ab. Bin halt ich.

Was danach so passierte, ist eigentlich ganz simpel: Wir haben ein paar mal gedreht, bis etwas gutes herausgekommen ist und uns die Ergebnisse angeschaut. Da ich ganz am Ende dran war und am Anfang nur durchs Bild laufen musste, musste ich dazwischen nicht mehr warten.

Direkt neben uns stand schon eine Kiste Bier bereit und eine Fassbrause für mich.

"Das hat ja super geklappt. Auf ein tolles neues Musikvideo!", brüllte Wincent in die Runde und jeder nahm sich eine Bierflasche und stieß an. Bekanntlich liebt Wincent ja Bier, deshalb durfte das nicht fehlen. Außerdem redeten wir noch ein bisschen und kehrten abends ins Hotel zurück. Die letzten Tage waren so schnell vergangen, ich konnte kaum glauben, dass ich übermorgen schon wieder zur Schule muss. Morgen werde ich auf keinen Fall zur Schule gehen.

Eigentlich wollten wir den Abend ja noch gemeinsam ruhig ausklingen lassen, aber dazu hatte niemand mehr Kraft. Schnell wurde es still in den Zimmern der Crew und viele schliefen auch sofort ein. Jedoch blieb mir diese eine Frage im Kopf hängen, die mich wach hielt und ständig heimsuchte:

Was passiert, wenn meine Klassenkameraden mich im Video sehen? Und wenn ich doch eine komische Bewegung gemacht habe...

Typisch ich halt. Später überwältigte die Müdigkeit dann doch die Aufregung, doch leider hielt das nicht lange. Es hieß früh aufstehen und Sachen packen, frühstücken und weiter Sachen packen, das Hotelzimmer ordentlich verlassen und die letzten Worte mit Wincent wechseln. Dann war es auch schon vorbei, die Zeit, dem Wochenende, dem ich so lange entgegengefiebert hatte. Es fiel mir schwer, mich von Wincent zu trennen, wir waren jetzt richtige Familie.

Tada, da bin ich auch mal wieder. Tut mir leid, dass lange kein Kapitel mehr kam, das hier sollte eigentlich schon vor ein paar Tagen kommen, aber ich bin in letzter Zeit ziemlich vollgeplant.

Und ja, ich habe in diesem Kapitel mehrere Tage zusammen gelegt.

Ich könnte an dieser Stelle jetzt sagen, ich schreibe wieder regelmäßig, aber ich werde mich sowieso nicht dran halten. Außerdem sollte ich auch mal wieder nach meinem anderen Buch schauen... Mal sehen.

Es ist soo viel passiert, als ich nicht mehr geschrieben habe. Die neue Single ist echt mega, ich freue mich schon auf Irgendwie anders. 💕

Tschaui,
Euer Engel ❤️

Der unbekannte Cousin (Wincent Weiss FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt