Erzählung 97

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Innen sah alles sehr modern und neu aus. Wir waren in einem kleinen Flur. Rechts standen 3 Plastikstühle, gegenüber von uns befand sich eine geschlossene Milchglastür und in die Wand links war eine große Glasscheibe eingelassen. Dahinter konnte ich einen Raum mit einem Tisch erkennen und ein paar Regale. Als die Tür hinter uns zufiel und die Kälte ausschloss, tauchte ein junger Mann in Uniform hinter der Scheibe auf und setzte sich an den Monitor, der dort stand. „Abend. Wie kann ich Ihnen helfen?" „Wollt ihr oder?", fragte David an uns gewandt. „Ich mach das", meinte Chris, ließ meine Hand los und trat vor den Beamten. „Hallo. Ich will... also ich..." Er atmete durch und sagte dann schnell, aber trotzdem verständlich: „Ich möchte eine Entführung melden." Der Beamte blickte ihn nur kurz an, schaute dann wieder auf seinen Monitor und tippte etwas ein. „Sind sie sicher, dass es sich um eine Entführung handelt?" „Ja ganz sicher." „Wie haben Sie von der Entführung erfahren?" „Ich, beziehungsweise mein Bruder und ich, haben sie miterlebt." „Wissen Sie um wen es sich bei der entführten Person handelt?" „Ja. Es sind mein Bruder und ich." Der Beamte hielt inne und sein Kopf schnellte zu Chris hoch. „Sie?" Chris nickte. „Sie wurden also entführt?" Erneut ein Nicken von Chris. Der Beamte blickte uns drei an. „Welcher von denen ist ihr Bruder?" Chris zeigte auf mich und ich trat etwas näher an ihn heran. Irgendwie schaffte ich es nicht etwas zu sagen. „Und dieser Herr?" David antwortete selbst auf die Frage. „Mein Name ist David Langholz. Ich habe den beiden geholfen." „Alles klar. Warten Sie bitte einen kurzen Moment." Mit diesen Worten erhob sich der junge Mann von seinem Platz und verschwand durch eine Tür. Keiner von uns bewegte sich. Wir alle schienen gespannt zu sein was nun passieren würde. Mir kam der Gedanke, dass uns vielleicht keiner glauben würde, aber unser Verschwinden war ja auch im Fernsehen zu sehen gewesen also mussten sie uns ja glauben. Er hatte uns vermutlich einfach nicht erkannt mit unseren langen Haaren und Bärten. Und auch die weiten, dicken Klamotten konnten unsere abgemagerten Staturen nicht verbergen. Während wir warteten huschte mein Blick immer wieder zur Eingangstor, aus Angst Eva oder einer ihrer Männer könnte jeden Moment reinkommen. Erneut schien es Ewigkeiten zu dauern bis sich etwas tat und als es dann plötzlich soweit war zuckte ich vor Schreck zusammen. Ein Türsummer ertönte und die Milchglastür wurde geöffnet. Ein großer Mann mittleren Alters in Polizeiuniform trat zu uns. „Folgen Sie mir bitte." Chris und ich blickten uns an und wir gingen gemeinsam auf ihn zu. Auch David machte einen Schritt nach vorne, doch der Mann schüttelte den Kopf und sagte: „Erstmal nur die beiden Herren. Es kommt gleich jemand und holt sie ab." David nickte, trat wieder einen Schritt zurück und wandte sich dann an uns: „Ihr schafft das." Wir folgten dem Mann durch die Tür, die sich mit einem dumpfen Geräusch schloss und mich überkam ein beklemmendes Gefühl. Wir gingen einen Gang entlang mit mehreren verschlossenen Türen. Der Beamte öffnete schließlich die dritte Tür links, trat zur Seite und lud uns mit einer Handbewegung ein einzutreten. Ich trat als erstes in das Büro. An der gegenüberliegenden Wand waren mehrere Fenster eingebaut, an den beiden seitlichen standen Regale und rechts neben der Tür, durch die wir gerade kamen, stand eine Couch und ein Landschaftsbild hing an der Wand. Der Blickfang des Raumes war ein großer Schreibtisch aus Holz mit einem modernen Computer und jeder Menge Papier- und Aktenstapeln darauf. Davor standen zwei gepolsterte Stühle mit Armlehnen, dahinter stand ein bequemer Schreibtischsessel. „Setzen Sie sich", meinte der Beamte mit seiner tiefen Stimme, als auch er eintrat und sich auf seinen Sessel setzte. Chris und ich nahmen auf den beiden Stühlen Platz. Meine Hände faltete ich in meinem Schoß und knetete sie. Ich war gespannt was nun geschehen würde. Es fühlte sich an wie in einem Traum und ich hatte Angst aufzuwachen und wieder in Evas Haus wieder zu finden. Unauffällig kniff ich mich mehrmals in den Handrücken, doch ich wachte nicht auf. Wir waren wirklich hier.

Ihr. Entkommt. Nicht!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt