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Es war selten ein so schönes Sommerwetter in Dublin, wie an diesem Tag. Man könnte sagen 'Bombenwetter', doch dann würde unser Geschichtslehrer Mr. Ross sicherlich fragen: »Und wisst ihr, warum man von einem Bombenwetter spricht?« Es wäre egal, wie man antwortete, man fand sich in einem einschläfernden Vortrag über Bombenangriffe und Luftschutzbunker im 2. Weltkrieg wieder. Mr. Ross war ein Adolf-Hitler-Fanatiker und er war der festen Überzeugung, es wäre seine persönliche Mission, diesen Virus zu verbreiten. Doch mit seiner monotonen Stimme und die ab und an auftretenden Lacher an den unpassendsten Stellen, machte er sich mehr lächerlich als alles andere. Dabei war es doch garnicht schwer, wenn man sich so gut über ein Thema auskannte wie er, es wenigstens so zu gestalten, dass die Opfer seines Monologes nicht einschliefen. Sie könnten doch zumindest die Chance bekommen, interessiert zuzuhören.

Zum Glück saß ich nicht im Unterricht. Das wars erstmal für dieses Schuljahr. Heute war der letzte Schultag. Ich hatte ein sehr gutes Zeugnis in der Tasche und lief bei strahlenden Sonnenschein nach Hause zu meiner Mum, die mit mir Eisessen gehen wollte. Also warum sahen die Passanten, die mir entgegen kamen, ein rothaariges Mädchen mit ernster Miene?

Weil meine Gedanken nicht bei meinem Lieblingseisbecher mit einer Extraportion Sahne bleiben wollten. Ich dachte über die kommenden Ferien nach. Normalerweise kein besonders ernstes Thema, doch in diesem Jahr hatte meine Freundin mich zu etwas überredet, einem Feriencamp.

Dem Feriencamp in welches sie jeden Sommer hinfuhr, weil ihre Eltern keine Zeit hatten mit ihr in den Urlaub zu fahren und sich nicht trauten, sie allein zu Hause zu lassen. Als wäre sie nicht auch während der Schulzeit permanent allein. Davon mal abgesehen war Norah, aus allen Schülern unserer High School , bestimmt die Person, die am besten allein und ohne Plan klar kam. Ich will damit nicht sagen, dass sie erwachsen wäre, denn meine beste Freundin war eindeutig die verrückteste Person, die ich kannte. Doch das bedeutete doch nicht, dass sie deswegen nur unter Aufsicht ihre Ferien verbringen sollte.

So merkwürdig es klang, aber Norah berichtete nur gutes von diesem Camp. Weswegen ich auch echt neugierig geworden war, doch nun überlegte ich, ob es richtig wäre dorthin zu fahren. Schließlich war das ihre Welt nicht meine. Wobei, wir sind aller beste Freunde fürs ewige Leben. Ihre Welt war meine Welt. Ich würde mir nicht weiter den Tag vermiesen lassen. Und so sahen die Passanten nun ein rothaariges Mädchen mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen.

The second dimensionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt