‚Miks Eltern kommen heute!', war das erste, was mir durch den Kopf ging, als ich aufwachte. Ich hatte langsam das Gefühl nur noch für ihn zu leben. Solange kannten wir uns noch nicht, und mein ganzes Leben drehte sich schon jetzt nur noch um Mik und um meine Arbeit.
Und so sehr wie ich ihn liebte, und wie wenig es mir ausmachte, ihn Tag für Tag in der Klinik zu besuchen, so klarer wurde mir auch, dass ich diesen Stress, der damit verbunden war, nicht mehr lange durchhalten würde. Immerhin tat ich fast nichts anderes mehr als zu Arbeiten und in meinen paar Stunden Freizeit bei Mik zu sein.
Das war doch nicht gesund. Ein bisschen Zeit für mich sollte ich mir auch mal wieder nehmen. Und für andere Kontakte. Sonst war ich bald ähnlich isoliert wie Mik. Dann könnte ich wenigstens bei ihm einziehen, dachte ich bitter. Ich beschloss meine Freunde endlich mal wieder zu sehen. Außerdem legte ich fest meine Kündigung noch heute zu schreiben.
Entweder für das Fitnessstudio, falls sie mir immer noch keine volle Stelle anbieten wollten, oder für die Physiotherapie, falls ich den Job hatte. Doch heute Abend würde ich auf die Entscheidung bestehen. Die zwei Jobs vertrugen sich einfach nicht mehr mit meinem Privatleben.
Ich schrieb eine Nachricht an meine besten Freunde und fragte wer Lust hatte, am Freitag feiern zu gehen. Auch wenn ich ihnen meinen Freund nicht vorstellen konnte, ich würde ihnen wenigstens vom ihm erzählen können. Sie wussten noch gar nichts von Mik.
Als ich nach der Arbeit in der Klinik ankam, war die Zeit bereits knapp. Mik wartete in einem kleinen Raum, der Sonst als Pausenraum für die Pfleger genutzt wurde, auf seine Eltern. Ein Wachmann stand hinter ihm. Der Doktor würde sich später Videoaufnahmen des Gespräches anschauen.
Mik war sichtlich nervös, wie er da auf seinem Stuhl saß und sich immer wieder zur Tür schaute. Als er mich erkannte, lächelte er mich an. Ich stellte mich hinter ihn und legte beide Arme um ihn.
„Ich schaffe das nicht, Babyboii", sagte er. „Schhhh. Es wird schon alles gut werden. Versuche einfach Ruhe zu bewahren. Dann wird das schon.", versuchte ich ihn zu beruhigen.
Er schmiegte sich an mich und schwieg. Als schließlich seine Eltern von Doktor Rickert hereingeführt wurden, hatte ich mich neben ihn gesetzt, und Miks Hand mit meiner verschränkt. Ich vermutete stark, dass Rickert Miks Eltern bereits über die neusten Entwicklungen in Kenntnis gesetzt hatte, denn sie wirkten keinesfalls überrascht, dass nicht nur ihr Sohn, sondern auch ich hier saß, und auf sie wartete.
Miks Mutter näherte sich zögerlich. Sie war eine hübsche Frau, mit einem freundlichen Gesicht. Sie streckte erst mir ihre Hand hin, stellte sich vor und breitete dann ihre Arme aus um Mik in den Arm zu nehmen. Zögerlich ließ Mik kurz zu, dass sie die Arme um ihn schloss, sah dabei aber aus als würde er sich unbehaglich fühlen. Sein Vater reichte mir auch erst die Hand, und zog dann auch seinen Sohn an sich, hielt ihn aber eine ganze Weile umklammert.
„Schön dich zu sehen, Junge!", sagte er und Mik nickte unbestimmt. Ich konnte nicht sagen wie er sich fühlte.
Das Gespräch verlief relativ gut. Mik sagte vielleicht nicht so viel, wie ich mir das gewünscht hätte, doch er hörte sich an, was seine Eltern ihm zu sagen hatten, und stellte selbst Fragen, die er mit Rickert besprochen hatte. Er fragte nach warum sie ihn seltener Besucht hatten in letzter Zeit und versuchte ihnen verständlich zu machen, wie er sich gefühlt hatte, als sie so in sein Leben eingegriffen hatten. Als er das letzte bisschen Kontrolle über sein eigenes Leben hergeben musste.
Ich hatte auch den Eindruck, dass er begriff, warum seine Eltern ihn hier unter Zwang untergebracht hatten, als sie es ihm ruhig erklärten. Immerhin wäre er andernfalls ins Gefängnis gegangen und hätte vermutlich anschließend auch kein besseres Leben geführt als zuvor. Ich selbst vermutete, dass er vielleicht gar nicht mehr hier wäre, ohne die Klinik. Nach allem was ich ihn seiner Akte gelesen hatte, war er zeitweise sogar Suizidgefährdet gewesen.
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My beloved Madman - Kostory
FanfictionMik ist seit seiner Jugend psychisch gestört. Nach einer Zeit mit Drogen, Alkohol und tätlichen Übergriffen, ließen ihn seine Eltern in eine Spezialklinik einweisen. Dass er dort lernen wird, wieder ein normales Leben zu führen, bezweifelt Mik inzwi...