Semir stieg aus.
Er blieb stehen, seufzte schwer.
Was hatten Ben sich da wieder eingebrockt? Was hatte ER ihm eingebrockt?
Er wusste nicht, was er jetzt machen sollte. Er war so hin und hergerissen.
Ben kam vielleicht nie mehr zu ihm, um ihn mit seinen Späßen aufzuheitern, war vielleicht in einer Schockstarre, aus der er nie mehr ausbrechen konnte oder wollte - und er war noch schuld daran.
Ratlos sah er in das vertraute Gebäude, durch die halb-offenen Jalousien der Autobahnpolizei. Sollte er seinen Kollegen davon erzählen? Sollte er seine Chefin einweihen? Nein.
Semir wollte nicht, dass sie es so von ihm erfuhren. Das würde ihnen allen zu viel Kummer machen. Aber... wie sollte er das sonst anstellen? Sie würden doch sicher nach ihm fragen, sich nach seinem Befinden erkunden. Sie würden merken, dass etwas nicht stimmte. Sie waren nicht bescheuert.
Er seufzte wieder. Verdammt!
Er musste. Er musste es, obwohl es ihm nicht gefiel.
Was würden sie von ihm denken, wenn sie es irgendwann plötzlich herausfanden? Wenn ihm irgendetwas zustieß, er entführt wurde oder so - was ziemlich unwahrscheinlich war, weil keiner etwas von ihm wollte. Oder doch?
Semir wollte sich das nicht ausmalen. Seinen Freund irgendwo in einer dunklen Ecke, ohne Essen oder Trinken, geknebelt und gefesselt und um den Tod bangend, keiner, der bei ihm war, keiner der ihm half...
Jedenfalls würde es ein krasses Donnerwetter werden, das stand fest.
Er musste einfach. Er musste es wohl oder übel tun."Und?", Jenny stand gleich vor ihm an der Tür. "Wie ist es - Wo ist Ben?"
Sie stutze aufgrund seines besorgten Gesichts.
Susanne sah nun auch von ihrem Computerplatz auf.
"Er macht sich selbst Vorwürfe für Ninas Tod!", erklärte Semir müde. Ihm entging nicht, wie Jenny sich betroffen die Hände vor den Mund hob, als er sich an ihr vorbeischob zu seinem Büro, wo er und Ben eigentlich schon zusammen sitzen sollten.
"Wo ist er jetzt?", Susannes Blick sagte das Gleiche aus.
Er seufzte. "Er sitzt zuhause. Er will allein sein und nach denken, denke ich. Er... Er hat mir gesagt, dass er...", Semir schluckte. Er konnte nichts mehr sagen, nichts mehr glauben. Er war viel zu erschöpft. Es war zu viel auf einmal gekommen.
Zu allem Überfluss stapfte Frau Krüger auch noch mit ihrer gewohnt ärgerlichen Miene auf ihn zu. "Gerkhan,", rief sie schroff. "Ich brauche ihre Berichte. Ich kann nicht weiterarbeiten, wenn Sie das nicht bald erledigen! Warum brauchen Sie und Jäger denn immer so lange? Nichts hier macht sich von selbst, das wissen Sie doch!"
Jenny übernahm kurzerhand das Wort für ihn. "Chefin, wissen Sie, Ben..., der...", sie war immer noch so geflasht, dass sie die Wahrheit nicht aussprechen konnte.
"Was?", pflaumte Frau Krüger sie an. Sie war wirklich nicht die Geduldigste.
"Verschwiegen Sie mir was, Frau Dorn? Sagen Sie es mir. Ich will wissen, was hier gespielt wird!" Sie wandte sich von Susanne wieder an Semir.
"Was ist los?"
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Alarm für Cobra 11 - Verheerender Tod
AksiEs geht um die Folge 'Einsame Entscheidung'. Ist etwas anders geschrieben als das Original, aber ich hoffe, es ist trotzdem lesenswert😊