Warten

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Ausdruckslos starre ich auf den kleinen Bildschirm. Die Verbindung zur Aussenwelt wird aufgebaut, ich sehe wie drei Bälkchen am oberen Bildschirmrand erscheinen.

Ich warte in der Küche an einem einsamen Sonntagnachmittag.

Auf irgendwas, wenn es auch nur eine Nachricht von meinem Netzanbieter sein sollte.

Ich warte weiter.

Nichts. Die Mikrowellenuhr zählt die Minuten, die ich auf den Bildschirm starre. Die lächerliche Spaghettiuhr tickt laut.

Trotzdem warte ich.

Mit jedem Ticken mehr, will ich meinen Kopf im Takt an den Kühlschrank schmettern.

Von niemanden trudelt eine Nachricht ein. Ganz sicher auch nicht von der Person, auf die ich warte. Nicht die Antwort, ich jetzt so dringend brauche.

Noch nie habe ich mich so einsam gefühlt. Nein, nicht noch nie. Schon öfters, aber es ist jedes Mal beschissen.

Für was bin ich überhaupt auf alle diesen sozialen Medien angemeldet, wenn es mich gar nicht sozialer macht? Das Ganze ist doch ganz einfach traurig.

Ich bekomme Lust, das Drecksding mit den nicht vorhandenen Nachrichten in einen Mixer zu packen und einen schönen Smoothie daraus zu machen. Ganz viele Spurenelemente drin wie zum Beispiel Eisen.

Ich sehe ein, dass ich in nächster Zeit keine Nachrichten bekommen werde. Aber was heisst schon in nächster Zeit? Es wird nie eine kommen. Armselig darauf zu warten werde ich nicht. Es wäre vergeudete Zeit.

Resigniert schalte ich mein Telefon ab und lasse es in der Küche, als ich in mein Bett gehe.

Ich brauche es nicht.

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