Als ich nach dem Termin zurück in Richtung meines Zimmers ging, überkam mich die Angst, dass er einfach gegangen sein könnte. Die Vorstellung, dass ich die Tür öffnen könnte, und er einfach verschwunden wäre, ließ mich kurzatmig werden. Ich rannte den Gang entlang und riss die Tür auf. Als das Zimmer tatsächlich leer war, ließ ich mich am Türrahmen hinuntergleiten und blieb auf dem Boden sitzen, stützte mein Gesicht in die Hände.
„Miki?"
Ich drehte mich um. Kostas kam den Gang entlang. Vermutlich war er einfach auf dem Klo gewesen. Ich rappelte mich auf, stolperte ihm entgegen und klammerte mich an meinen Freund.
„Ich dachte du wärst gegangen!", gab ich zu, und spürte mein Herz immer noch hart gegen meine Rippen schlagen.
„Quatsch, ich habe doch gesagt, dass ich auf dich warte. Warum sollte ich mich denn aus dem Staub machen?", fragte er und ich zuckte mit den Achseln.
„Vielleicht hast du einfach plötzlich keinen Bock mehr auf dieses Irrenhaus hier. Du könntest einfach gehen, und ich könnte nichts dagegen ausrichten. Nicht mal anrufen, kann ich dich. Oder dir schreiben. Du könntest dich einfach an meinem Leben schleichen, und ich hätte keine Chance dich auch nur zu fragen warum." Diese Traurigkeit in mir, ließ sich nicht mehr abschütteln.
„Hey", sagte er und zwang mich ihn in die Augen zu sehen.
„Ich lass dich nicht alleine. Wir gehen hier gemeinsam raus. Schon bald. Dann kannst du mich meinet wegen zehnmal täglich anrufen. Okay?" sagte er und ich nickte, und vergrub mein Gesicht an seiner Schulter.
Als seine Freundin eintraf, war ich wieder völlig am Ende mit meinen Nerven. Dieser Tag brachte mich noch um. Der Doc hatte mir erklärt, dass körperliche Intimitäten nicht in eine Klinik gehörten, Kostas hatte mir den Schock meines Lebens verpasst und nun lernte ich jemanden kennen, den ich nicht vor den Kopf stoßen durfte, weil diese Person Kostas so wichtig war. So viele Gründe, einen Puls von 180 zu haben - und zu halten.
Da Besuch eigentlich nicht in den Zimmern empfangen werden durfte (worauf mich der Doktor auch erst heute hingewiesen hatte) saßen ich im gleichen Raum in dem ich erst kürzlich wieder auf meine Eltern getroffen war, als Kostas mit seiner Freundin hereinkam.
Ich reichte Nancy kurz die Hand, musterte sie, wobei ich versuchte sie nicht anzustarren, und ließ mir von ihr und Kostas ein paar Takte zu ihrer Freundschaft erzählen, die nun schon seit der Grundschule anhielt.
Als Nancy das Wort an mich richtete erschrak ich fast ein wenig.
„Dann erzähl mal Mik, wie habt ihr euch kennengelernt", fragte sie und strahlte mich an.
„Hat Kostas das nicht erzählt?", fragte ich, und sie lachte.
„Klar, hat er das. Aber mich interessiert deine Version".
„Okay. Also ich hatte Physiotherapie bei ihm.", sagte ich und merkte, dass ich weiter vorne anfangen musste.
„Eigentlich hatte ich Physio bei seinem Kollegen, aber den habe ich ein bisschen rausgeekelt, weil ich gern zu ihm wollte.", gab ich zu.
„Das hast du mir nie gesagt!", empörte sich Kostas, lachte aber. „Der arme Enrico!",
„Dann warst du bei mir und hast mich immer so komisch angestarrt!", sprach er weiter.
„Ja, ich wollte dein Gesicht für meine Zeichnungen klauen.", berichtete ich und lächelte als ich daran zurückdachte. „Und irgendwann hat mir dein Gesicht nicht mehr gereicht. Dann wollte ich mehr von dir...". sagte ich und freute mich, wie einfach mir die Sätze über die Lippen kamen. Klar, im Grunde erzählte ich das mehr Kostas, als Nancy, aber immerhin ließ ich mich nicht davon einschüchtern, dass sie da war. Kostas lächelte mich warm an.
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My beloved Madman - Kostory
Fiksi PenggemarMik ist seit seiner Jugend psychisch gestört. Nach einer Zeit mit Drogen, Alkohol und tätlichen Übergriffen, ließen ihn seine Eltern in eine Spezialklinik einweisen. Dass er dort lernen wird, wieder ein normales Leben zu führen, bezweifelt Mik inzwi...