Lee's Summit, Missouri
February, 2017Ich riss die Trauben ab und steckte sie mir einzeln in den Mund. Es knackte, als sie zerplatzten.
»Also, ich habe da einige Zauber zusammengesucht, die vielleicht meine Menschlichkeit zurückbringen könnten. Wir brauchen nur noch eine starke Hexe«, sagte David, der mir schräg gegenübersaß. Vor ihm lagen einige Unterlagen und Bücher.
Ich bemerkte, wie Jeremy mir einen genervten Blick zuwarf, als ich erneut eine Weintraube zerplatzen ließ. Ich ignorierte ihn.
»Was ist mit der Hexe, die uns damals geholfen hat?«, fragte er.
»Die rothaarige?«
»Rowena?« Verwundert hob ich den Kopf. »Woher kennt ihr sie?«
»Sie hat uns vor einigen Jahren geholfen«, erklärte David.
Schritte erklangen und Jenna erschien im Türrahmen. Sie stockte, als sie uns sah.
»Cat«, sagte sie, »ich wusste nicht, dass du hier bist.«
»Ich bin vor 'ner Stunde gekommen«, meinte ich.
Sie nickte nur. Ihr Blick wanderte zu David, der den Kopf wieder auf seine Notizen senkte.
»Willst du etwas essen?«, fragte Jenna und fügte dann hinzu: »Falls du überhaupt etwas isst ...«
»Ja, gern. Ich hab wirklich Hunger.« Ich lächelte ihr zu, sie lächelte milde zurück.
Während Jenna Essen zubereitete, wandte Jeremy sich an mich.
»Du kennst die Hexe -«
»Rowena.«
»- Rowena, also?«
»Ja. Sie ist die Mutter des Königs der Hölle.«
Geschirr schepperte, als Jenna einen Löffel fallenließ. »V-Verzeihung«, stammelte sie und hob ihn unruhig wieder auf.
»Sollen wir rausgehen?«, fragte David vorsichtig.
»Nein, nein, ist schon in Ordnung.« Jenna sah ihn nicht einmal an.
»Kannst du sie um Hilfe bitten?«, sprach Jeremy weiter an mich gewandt.
Mein Handy klingelte. Es war Sam. Ich klickte ihn weg. »Rowena?«, wiederholte ich. »Eher nicht. Ich meine, sie will in letzter Zeit eher weniger mit irgendwelchen mächtigen Wesen zu tun haben ...«
David zog die Stirn in Falten. »Ich will sie ja nicht töten.«
»Außerdem war sie das letzte Mal sehr angetan von David«, meinte Jeremy.
Jenna blickte zu David, der den Blick erwiderte. Sofort sah sie weg.
»Kennen Sam und Dean jemanden?«, fragte mein Bruder mich weiter.
»Ich denke nicht.«
»Kannst du sie nicht anrufen?«
»Nein.«
Prüfend sah Jeremy mich an. »Du hast ihnen nicht erzählt, dass du hier bist«, stellte er fest.
»Es geht sie nichts an. Außerdem sind sie nicht meine Väter. Ich muss ihnen nicht über jeden Schritt informieren, den ich mache.«
»Dean ist dein Freund«, konterte Jer.
»Ja, was nicht bedeutet, dass er die Macht über mich hat.«
David atmete tief durch. »Das heißt, es gibt keine Möglichkeit, dass ich wieder menschlich werde, oder? Dass ich dieses Ding loswerde?«
»Was hast du bisher versucht?«, wollte ich wissen.
Der Mann blätterte die Bücher durch. »Einige dieser Zauber und Formeln, aber sie haben nicht funktioniert.«
»Wie wär's mit einem Kreuzungsdämon?«, schlug Jenna auf einmal vor.
Überrascht sahen wir zu ihr.
»Dieser Crowley - so hieß er doch? Kann er nicht helfen?«
David und Jeremy sahen fragend zu mir.
Ich lehnte mich zurück. »Ich weiß nicht.« Ich fuhr mir übers Gesicht. »Wir könnten es versuchen, aber ich denke nicht, dass Crowley -«
»Hallo, Kitty-Cat. Wusst ich doch, dass wir uns irgendwann wiedersehen.«
Genervt stöhnte ich auf und drehte mich um. »Crowley«, sagte ich tonlos.
»Freut mich auf, dich zu sehen, Liebes. Wie geht's so?« Er sah zu Jenna. »Schock überwunden?« Er lachte.
»Crowley«, ernst sah ich ihn an, »wir brauchen deine Hilfe -«
»Ich weiß«, winkte der Dämon ab, »doch leider kann ich das nicht. Es steht nicht in meiner Macht.«
Fassungslos hob ich die Hände. »Du bist der König der Hölle.«
»Und du bist die Tochter Gottes«, gab Crowley zurück. »Kannst du ihm helfen? Nein.«
»Du bist was?«, riefen David, Jenna und Jeremy entrüstet.
»Danke, Crowley«, sagte ich mit zusammenbesissenen Zähnen.
»War mir ein Vergnügen.« Crowley trat näher an mich heran. »Wenn du mich fragst, ist diese Familie noch verkorkster als die Winchesters. Es gibt da noch einige Geheimnisse, die du noch nicht kennst.« Im nächsten Moment war er verschwunden.
»Cat! Cat!«, rief Jeremy mir hinterher, doch rannte ich bereits die Treppe hoch.
»Ich will nicht darüber reden!« Ich knallte die Tür zu und schloss sie zu, in der Hoffnung, dass das helfen würde.
»Cat!« Jeremy rüttelte an der Klinke. »Ich bitte David, sie aufzutreten. Also ... sobald er aus seiner Starre erwacht ist.«
Ich stützte mich mit aller Kraft gegen die Tür. »Lass mich in Ruhe, Jeremy!«
»Cat, nein! Langsam hab ich die Schnauze voll! Ich will nicht immer auf der Ersatzbank sitzen, hol mich ins Team.«
Ich antwortete nicht. Stattdessen trat ich zurück und schloss die Tür auf, so dass Jeremy stolperte und zu Boden fiel, als diese sich durch sein Klinkenruckeln öffnete.
»Ich will nicht darüber reden, Jer. Ich hab es absichtlich für mich behalten.«
Ich half ihm hoch.
»Das ist nicht fair.« Er richtete seine Jacke. »Sam und Dean erzählst du auch alles.«
»Ja, weil -«
»Sie sind mehr eine Familie für dich als wir.«
Es war eine Feststellung, und als ich ihn entschuldigend ansah, schimmerte Schmerz in Jeremys Augen.
»Ich versteh's, Cat«, sagte er, »irgendwie. Sie sind deine Familie und wir können sie nicht ersetzen. Das wollen wir auch gar nicht. Wir wollen nur einen Platz in deinem Herzen, ein winziges Stück.«
Ich wollte etwas sagen, wirklich, nur wusste ich nicht was, und so ging Jeremy einfach.Ich hatte jeden einzelnen Anruf von Sam verpasst. In den letzten zwei Tagen. Ich hatte versucht, mehr Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Mit meiner richten Familie, und es war nicht gerade einfach gewesen. David hatte hatte die ganze Zeit nach weiteren Zaubern gesucht und Jenna war immer noch ziemlich verschlossen.
»Verdammt, Cat!«, rief Sam, als ich endlich zurückrief. »Wo bist du?«
»In Lee's Summit. Was ist los?«, gab ich zurück.
»Es ist Dean. Eine Hexe hat ihn mit einem Vergessenszauber verzaubert. Es wird immer schlimmer. Rowena sagte, wir müssen die Hexe töten, die den Zauber gesprochen hat. Es ist eine ganze Familie, die Louglins. Wir brauchen deine Hilfe.«
»Wo seid ihr?«, verlangte ich sofort zu wissen.
»Ich schick dir die Daten.«Near the Mississippi delta, LA
Erst als ich das Hotel erreichte, las ich die Nachricht von Sam, dass er und Rowena zu dem Haus der Louglins gefahren waren. Ich sollte auf Dean aufpassen, der noch im Hotelzimmer war. Den Schlüssel hatte er unter der Fußmatte versteckt. Also schloss ich die Tür auf und trat ein.
»Dean?« Ich sah mich um. Das Hotelzimmer bestand nur aus dem Schlafzimmer mit einem Fernseher, Tisch und Stühlen und einem Badezimmer. Gerade als ich auf dieses zulief, öffnete sich die Tür und Dean trat heraus.
Erleichtert atmete ich auf. »Hey.«
»Hey ... du ...« Verwundert verzog er das Gesicht.
»Du weißt nicht, wer ich bin, oder?«, fragte ich vorsichtig.
»Nein. Sollte ich?«
Tief atmete ich durch. »Ich bin Cat. Wir ... wir sind zusammen.«
»Oh«, machte Dean und ein Lächeln erschien auf seinen Lippen. »Verstehe. Du bist wirklich hübsch.«
»Danke.« Ich zwang mich ebenfalls zu einem Lächeln.
»Ich hab ein paar Probleme mit meinem Gedächtnis. Stehen wir uns nah?«
»Ja, ja ...« Ich konnte mir die kommenden Tränen nicht verkneifen, und langsam trat ich auf ihn zu.
»Du bist traurig«, stellte Dean fest. »Wieso? Ist irgendetwas zwischen uns passiert?«
Ich ergriff seine Hände und zog ihn auf die Bettkante. »Dean«, sagte ich, »du musst mir glauben, dass ich dich über alles liebe.«
»Ist das ein Abschied?«
Flehend sah ich ihn an.
»Das ist ein Abschied, oder? Tut mir leid, ich erinner mich an überhaupt nichts. Standen wir uns nah? Ich hoffe -«
Bevor er den Satz zu Ende sprechen konnte, küsste ich ihn. Es war, als küsste ich einen Fremden. Weinend löste ich mich von ihm und ließ den Kopf sinken. Dean legte zögernd und unbeholfen seine Hände auf meine Schultern und zog mich näher.
Nach einigen Sekunden erhob ich mich abrupt und wischte meine Tränen weg. »Okay, okay. Ich sollte zu Sam.«
»Sam. Mein Bruder?«
Ich nickte.
»Gut, ich komm mit.«
»Nein, Dean, nein -«
Doch bevor ich ihn aufhalten konnte, rannte er bereits nach draußen. Es war bereits dunkel.
Wir fuhren zusammen zu der Adresse, die Sam mir geschickt - es war ein großes altes Haus mitten in einem Wald, irgendwo im Nirgendwo. Wir fanden den Impala in der Nähe einiger Büsche. Ich öffnete den Kofferraum und holte Deans Pistole heraus.
»Woah, das sind eine Menge Waffen«, bemerkte Dean neben mir. »Ist das nicht gefährlich?«
»Ja, wenn man nicht weiß, wie man damit umgehen soll.«
»Tötet man damit Hexen?«
»Ja. Zumindest mit den Patronen darin.«
»Darf ich die nehmen?« Dean deutete auf seine Pistole.
»Ganz bestimmt nicht.«
»Komm schon, ich krieg das hin. Vertraust du mir nicht?«
»Wenn man deinen Zustand bedenkt? Nein.«
Wir gingen auf das Haus zu.
»Du hast zwei.«
»Zwei was?«, fragte ich.
»Pistolen.« Bevor ich reagieren konnte, zog er seine Waffe aus meinem Gürtel und rannte ins Haus.
»Dean! Dean, nicht!«
Als ich ebenfalls das Haus betreten hatte, stand der Winchester bereits einer blonden Hexe gegenüber, die Rowena mit einem Zauber an die Wand fesselte. Eine Sekunde stand er einfach so da, dann schoss er. Er traf, so dass die Hexe tot zu Boden fiel und Rowena frei war. Im nächsten Moment kamen Sam und ein weiterer Hexer die Treppe runter, und verwirrt sah Dean sie an. Zunächst zielte er auf Sam, der panisch die Hände hob.
»Nein, nein, nein«, rief er. »Ich Bruder, er Hexer.«
Nun zielte Dean auf den Hexer und schoss, ohne zu zögern. Erleichtert atmete Sam aus. Rowena ging mit Dean nach oben, um mit dem Hexenbuch der Fouglins den Zauber zu vernichten. Nach einer Weile kamen die beiden wieder herunter.
»Und? Hat es funktioniert?«, fragte Sam.
»Wer sind denn die Hippies?« Verwirrt deutete Dean auf uns, und verzweifelt sah ich zu Sam.
»W-Was ...«
Da lachte Dean laut auf und lief die letzten Stufen zu uns herunter.
»Hey, Süße«, sagte er und küsste mich. »Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken.«
»Mistkerl«, murmelte ich und ließ mich von ihm in seine Arme ziehen.1641 Wörter
Wer von euch mein Spin-Off angefangen hat, weiß bereits, woher David und Jeremy Rowena kennen.
Ich fand diese Episode mit dem Vergessen eigentlich ganz witzig - und auch mega traurig, z.B. als Dean vor dem Spiegel stand 😥
Es werden noch drei Kapitel und der Epilog kommen 🤗
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The Family Business || Supernatural Staffel 12
FanfictionBuch 10 Nach dem Kampf gegen die Finsternis erwartet die Winchesters und Cat bereits ein neues Problem - Sam wird entführt und zwar von den British Men of Letters, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, das Leben der drei komplett zu zerstören und s...