Zwischen Liebeskummer, Verzweiflung, Zerstreuung und Zweifel
Auch wenn man aktuell an keinem ich nenne es mal negativen Gemütszustand leidet, so kennt man doch diesen brennenden Schmerz. Oft wird es ausgelöst durch eine verflossene Liebe, die immer noch im Herzen herum spukt, halt etwas das man noch nicht ganz verarbeitet, oder keinen Abschluss gefunden hat.
Es geschieht tagtäglich um mich herum, tausendfach auf der Welt: Menschen trennen sich voneinander, kommen und gehen wieder. Gefühle erblühen und verdorren. Der Grund das es schmerzt ist der, das es einseitig geschieht. Selten sind beide damit einverstanden. Und wenn dann leiden mitunter auch beide Menschen gleicher maßen. Ein Mensch, der einem wichtig war und für den man Gefühle hatte, verlässt einen. Man hat sich eine gemeinsame Zukunft mit ihm vorgestellt, und von heute auf morgen zerstört diese Person die eigenen Pläne und trennt sich von einem.
Für mich fühlte es sich an, wie wenn man den Boden unter den Füßen weggezogen bekommt, man fühlt sich plötzlich verloren und unendlich einsam auf dieser Welt.
So mancher erholt sich nie wieder von diesem schrecklichen Gefühl, dass eine Trennung auslösen kann. Ich habe schon etliche sagen hören: " Mir wurde das Herz rausgerissen und mitgenommen. Ich werde mich wohl nie wieder öffnen können..."
Die Angst die ich habe ist, dass man sich durch solche Ereignisse in der Vergangenheit für neue Beziehungen, ja für seine eigene neue Selbstfindung verschließen, oder sie mit einer diffusen Angst beginnen, oder sogar meiden könnte. Die Angst davor den anderen endgültig verloren zu haben. Die Angst NOCH EINMAL verletzt zu werden.
Diese Angst ist wie ein lähmendes Gift, das langsam die Seele befällt und einen für lange Zeit verbittert. Daher empfinde ich es als unendlich wichtig einen Weg gefunden zu haben, mit Liebeskummer und Trennung, Schmerz und den daraus resultierenden mentalen Wunden um zu gehen. Denn Fakt ist, und das habe ich mir immer und immer wieder vor Augen geführt: Trennungen und Herzschmerz gehören zum Leben dazu.
Die Ansicht, dass eine Trennung sogar das Beste sein KANN was einem Passiert ist hilft ungemein. Eine Trennung schaft Platz für neue Erfahrungen und neue Beziehungen. Etwas das einen viel glücklicher machen KANN, als es die alte jemals gekonnt hätte.
Natürlich wollte ich das im Moment der Trennung nicht wahrhaben, ich glaubte NUR mit diesem einen Menschen jemals glücklich zu werden...
Und das ist der eigentliche Grund, warum Liebeskummer so schmerzhaft ist:
Die VORSTELLUNG von dem was man gerne HÄTTE, weicht zu 100 Prozent von der REALITÄT ab. Der menschliche Verstand ist aber so gestrickt, dass er zwei verschiedene Realitäten nur schwer akzeptieren kann.
Die eine Realität, die man sich zu Recht gelegt hat (man wird eine lange, glückliche Beziehung mit diesem Menschen führen) stimmt nicht mehr mit der tatsächlichen Realität überein (genau dieser geliebte Mensch schreitet aus unserem Leben). Also quält einen der Verstand, mit allem was er an schmerzhafter Energie aufzubieten hat:
Er bereitete (und mitunter auch immer noch) mir schlaflose Nächte. Man verliert den Appetit, man kann keinen klaren Gedanken mehr fassen, man glaubt etwas wirklich Wichtiges verloren zu haben.Das alles tut der Verstand nur aus einem (im Grunde hilfreichen) Grund:
Er will einem damit sagen: "Versuche diese zwei Realitäten miteinander in Einklang zu bringen, ich komme mit zwei verschiedenen Welten nicht zurecht!" Also meint man, die einzige Möglichkeit wieder Frieden zu finden, wäre die zerbrochene Beziehung wieder zurückzubekommen.
Schließlich ist dies die "bekannte" Welt, an die sich der Verstand gewöhnt hatte. Auch wenn diese Welt alles andere als glücklich oder erfüllt war. Die "neue" Welt (plötzlich allein zu sein) ist viel unbequemer.Nach einiger Zeit lässt dieser qualvolle Zustand oft von ganz alleine nach. "Die Zeit heilt alle Wunden", wie man so schön sagt, man muss der Zeit nur Zeit geben!! Es ist aber auch nicht ausgeschlossen dass man nach längerer Zeit wieder in dasselbe Loch fällt.
Auch wenn einem Freunde und Verwandte Dinge erzählen wie "Andere Mütter haben auch schöne Töchter" oder "Sei froh, dass du wieder frei bist, es lindert den Schmerz kein Bisschen. Natürlich meinen es alle nur gut mit einem, aber hilfreich sind solche Ratschläge meist nicht. Denn es IST schmerzhaft, wenn ein Mensch sich nicht mehr meldet, es IST traurig, wenn einem jemand das Herz bricht.
Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass es ein GUTES Zeichen ist, wenn man diesen Schmerz empfindet, denn er bedeutet, dass mir der Glauben an die Liebe noch nicht verloren gegangen ist... Er bedeutet, dass ich ein feinsinniger Mensch mit starken Gefühlen bin, und das ist letztendlich etwas GUTES. Wenn andere wie ich auch schon mit bekommen habe nach einer gescheiterten Beziehung völlig gleichgültig sind, ist das eher ein Alarmsignal. Denn diese Leute sind abgestumpft und haben zu der Freude und Romantik, den die Liebe bieten kann, eigentlich auch keinen Zugang mehr. Ich frage mich ob diese Leute überhaupt noch die Definition einer liebevollen Partnerschaft kennen.
Fakt ist, auch wenn es absurd klingt: Trauer ist etwas GUTES, denn sie bedeutet, dass ich ein gesunder Mensch mit Hoffnungen und Vorstellungen von der Liebe bin. Ich werde mir auch nichts anderes von anderen erzählen lassen!
Die Frage ist nun, welche BEDEUTUNG gebe ich dem Schmerz.
Die Ursache meiner Trauer ist die enttäuschte VORSTELLUNG, wie die Zukunft mit diesem Menschen aussehen wird. Dieser Mensch war mein Seelenpartner, sie war die einzig Richtige für mich.
Die Trauer, seinen Seelenpartner zu verlieren, ist gigantisch. Sie kann einen unter Umständen ein ganzes Leben lang verfolgen... Wie komme ich am besten damit klar?
Nehme ich nun an, ich sage stattdessen: "Ich habe nicht meinen Seelenpartner verloren, sondern ich bin ENTTÄUSCHT darüber, dass die Person sich NICHT als mein Seelenpartner herausgestellt hat. Und das macht mich traurig."
Mir hilft es, alles so zu sehen: "Ich bin traurig und enttäuscht darüber, dass dieser Mensch nicht der Richtige für mich war" als an dem Glauben festzuhalten, ich habe den Partner fürs Leben verloren.
Anfangs wirkt es wie ein unbedeutendes Wortspiel, aber die BEDEUTUNG, die man einer Enttäuschung bei misst, kann die gesamte eigene Sichtweise verändern. Eine große Enttäuschung kann einem unter Umständen das gesamte Leben verderben. Und zwar dann, wenn man glaubt, man hätte etwas fundamental Wichtiges verloren. Und darauf habe ich keine Lust. Das Leben ist einfach zu kurz.....
Stattdessen sage ich mir, "Es ist unendlich traurig, dass sich dieser Mensch NICHT als der Richtige herausgestellt hat, ich bin wahnsinnig enttäuscht darüber"
...und genauso werde ich es auch mit jeder neuen Beziehung in meinem Leben halten: "Mal schauen, ob sich dieser Kandidat als mein Seelenpartner entpuppt. Wenn er es nicht ist, dann ist das traurig und enttäuschend, aber es wird mir nicht mein gesamtes Leben zerstören."
Mit dieser Einstellung, werde ich auch dem bitteren Beigeschmack von Angst, "wieder das Herz herausgerissen zu bekommen" her. Und ich bin überzeugt: Leute, die keine Angst vor der Liebe haben, haben es wesentlich leichter im Leben.
Fasse ich noch mal zusammen: Es ist NORMAL, dass das Herz auf eine enttäuschte Liebe mit Schmerz und Kummer reagiert. Dieser Schmerz zeigt mir, dass ich ein Mensch mit Hoffnungen und Gefühlen bin, und das ist etwas GUTES. Allerdings bedeutet dieser Schmerz nicht, dass mir mein Seelengefährte verloren gegangen ist, auch wenn es noch so
sehr weh tut. Er bedeutet, dass ich traurig darüber bin, dass dieser Mensch sich NICHT als mein Seelenpartner herausgestellt hat. Diese Trauer ist manchmal sehr groß – schließlich hat man GEHOFFT, dieser Mensch erfüllt meine Vorstellungen.Gez.
Nico Bütecke, am 06.09.2015
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Trennungsschmerz
RandomEine Novelle über meine Gedanken als sich meine Frau nach 7 Jahren Ehe von mir trennte. Vielleicht verhelfen die Ansichten einem Menschen in einer ähnlichen Situation zu neuer Sichtweise.