Zurück in der Klinik

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Der Regen peitschte mir in den Nacken, während wir die Einfahrt zur Klinik hochliefen. Es war als hätte dich das Wetter alle Mühe gegeben, meine Rückkehr in meine persönliche Hölle meiner Stimmung anzupassen. Die Sprechanlage am Tor hatte aufgrund des starken Windes nichts übertragen, und so hatten wir das Auto am Fuß der Anhöhe abgestellt und kämpften uns nun zu Fuß durch das Unwetter. Die Bäume waren so windgepeitscht, dass ich schon fast damit rechnete von meinem herunterfallenden Ast erschlagen zu werden.

Schließlich standen wir pünktlich zur verabredeten Zeit und triefend nass, wieder in der Eingangshalle.

Genau zwei Wochen würden ins Land gehen bis ich wieder draußen sein würde. Vierzehn Tage, die ich hier drinnen ertragen musste. Natürlich könnte man jetzt behaupten, dass mir die Zeit wohl nicht lang vorkommen würde, nach ganzen fünf Jahren hier. Doch das war bevor ich die Freiheit gekostet hatte. Bevor mir bewusst geworden war, welches Leben ich hätte haben können, wäre ich nicht so festgefahren. Jetzt wollte mein Geist wieder fliegen. Ich wollte frei sein. Und nun da ich zurück war, fühlte ich mich gefangener als je zuvor.

Kostas hatte mich mit in mein Zimmer begleitet und mir geholfen meine Sachen auszupacken. Gleich würde er gehen, zurück in sein Leben, das er nur an wenigen Stunden in der Woche mit mir teilen konnte. Gleich wäre ich hier wieder alleine. Aber das wollte ich nicht. Das konnte ich einfach nicht mehr.

„Der Doktor will dich gleich sehen. Er will von dir wissen, wie das Wochenende war. Sag ihm nichts von den Halbstarken, okay? Ansonsten, war ja wirklich alles perfekt!" Trotz meiner schlechten Stimmung müsste ich lächeln. Ja es war perfekt gewesen. Ich hatte mich so lebendig gefühlt! Doch so genau wollte ich dem Doc das gar nicht erzählen. Diese Stunden hatten nur uns gehört.

„Kannst du nicht mitkommen, zum Doc?", fragte ich. Ich wollte nicht, dass er ging. Unter der Woche hatte er meist nur für kurze Besuche Zeit. Und darüber hinaus hatten wir keinerlei Möglichkeiten Kontakt zu halten.

„Ich muss arbeiten, Miki. Ich komme doch morgen wieder!" versuchte er mich zu beschwichtigen. Ich umklammerte seinen Arm und hielt mich an ihm fest.

„Bleib bei mir!", flüsterte ich. Woher war diese Traurigkeit plötzlich gekommen? Ich konnte ihn jetzt nicht gehen lassen. Nicht jetzt. Dann würde mir alles nur wie ein Traum vorkommen.

„Nur heute. Bleib noch ein bisschen. Bitte.", flehte ich. Kostas seufzte. Dann zückte er sein Handy.

„Scheiße.", sagte er und seufzte, „Ich frage, ob mich Jemand vertreten kann. Aber nur noch die eine Stunde. Und das muss eine Ausnahme bleiben! Ich will diesen Job ausbauen, da kann ich jetzt nicht anfangen unzuverlässig zu werden!", sagte er scharf und ich nickte und fühlte mich wie ein getadeltes Kind. Aber nur für einen Moment. Dann siegte die Freunde. Er würde noch eine Weile bei mir bleiben! Seelig zog ich ihn an mich, und als er mich ebenfalls fest in seine Arme schloss, wusste ich, dass er mir diesen kleinen Ausbruch nicht übel nehmen würde.

„Sie beide, trifft man ja nur noch im Doppelpack an!", sagte Rickert als Kostas und ich Hand in Hand sein Büro betraten. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Ich drückte Kostas Hand noch ein wenig fester, was mir ein warmes Lächeln von ihm einbrachte.

„Setzen sie sich. Ich hole uns noch einen Stuhl ran" sagte der Doc.

Das Gespärch verlief relativ entspannt. Der Doc stellte zwar auch einige durchaus indiskrete Fragen, doch deren Beantwortung störte mich nicht wirklich, allerdings spürte ich, dass Kostas sich ziemlich unbehaglich fühlte deswegen. Er war es nicht gewohnt, sein Innenleben vor irgendwelchen Therapeuten auszubreiten.

My beloved Madman - KostoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt