Lass Fäuste sprechen

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Das Kaffeetrinken bei Miks Eltern lief sehr harmonisch und nahezu ohne Komplikationen ab. Hin und wieder entstand ein unangenehmes Schweigen, aber das hielt nie lange an. Die meiste Zeit unterhielten wir uns und vor allem Mik sprach ganz gelassen mit seinen Eltern. Wenn ihn ein Außenstehender so gesehen hätte, hätte er nie geahnt wie sehr ihn Konversation sonst anstrengte.

Es war bereits früher Abend, als wir schließlich in meiner Wohnung ankamen. Heute wollten noch ein paar Freunde von mir vorbeikommen. Nancy, Sarah und Piet sowie seine Freundin Tessa wussten ja bereits von Mik. Jetzt würden sie ihn auch endlich einmal kennenlernen. Ich hatte Nancy darum gebeten, den anderen schon mal schonend die Situation zu schildern, damit bereits im Vorfeld diese Sache klar war, und kein großes Drama daraus entstand. Ich wollte nicht dass es für Miki unangenehm wurde.

Als die anderen eintrudelten stellte sich Mik vor, schüttelte brav Hände, lächelte freundlich und versuchte sich sogar an ein wenig Smalltalk. Ich platzte fast vor Stolz.

Wir kochten gemeinsam, tranken das ein oder andere Glas Wein und Mik und ich mussten die ganze Geschichte unseres Kennenlernens abermals zum Besten geben.

„Sowas passiert aber auch wirklich nur dir!" lachte Sarah, nach meinen Ausführungen.

Ich saß mit Mik auf meinem Sofa. Ich hatte einen Arm um ihn gelegt, und er lehnte sich, inzwischen etwas schläfrig, gegen meine Schulter.

„Vielleicht. Aber das ist ja ganz egal. Hauptsache wir haben uns gefunden. Der Rest, wird sich dann schon fügen.", sagte ich zuversichtlich. Es war merkwürdig. Wir waren gerade mal drei Wochen zusammen, aber ich war mir dieser Verbindung so sicher, wie nie zuvor. Es fühlte sich richtig an. Und obwohl alles noch neu war, war mir Mik so vertraut. Als wäre er schon immer Teil meiner Familie gewesen. Und genau wie meine Familie liebte ich ihn mit all seinen Fehlern.

„Ich glaube eine Menge Leute finden ihren Partner irgendwo auf der Arbeit. Bei uns ist es eben so gelaufen. Jetzt müssen wir nur noch dafür sorgen, dass du bald aus der Klinik kommst!", fügte ich an Mik gewandt hinzu.

„hmm" machte er müde.

„Ihr seid mega süß zusammen!", flüsterte Sarah und Nancy nickte zustimmend. Mik war dabei einzuschlafen. Es war schon spät geworden, Piet und Tessa waren bereits gegangen. Ich grinste verlegen, bei Sarahs Worten.

„Naja, es geht so."

Nancy machte mit ihrem Handy ein Foto von uns, wie wir da auf der Couch saßen, der schlafende Mik an meine Schulter gelehnt und als sie es mir zeigte, musste ich doch zugeben, dass das irgendwie cute war.

„Schick mir das mal!", bat ich sie.

Als sich die beiden Mädels schließlich auch auf den Heimweg machten, weckte ich Mik um ihn mit mir ins Schlafzimmer zu nehmen. Er schlief sofort weiter, nachdem er sich aufs Bett fallen gelassen hatte, doch ich lag noch lange wach und dachte über den Tag nach. Ich war stolz, wie gut er sich geschlagen hatte. Sehr stolz sogar. Ich kuschelte mich an ihn und schlief schließlich zufrieden ein.

Dieses Bild von uns hatte ich von Anfang an im Kopf gehabt. Wir beide, wie wir Hand in Hand hier durch die Innenstadt liefen, wie ein ganz normales Pärchen. Dass wir nun wirklich hier waren, machte mich glücklich, auch wenn die Stunden bereits gezählt waren, in denen sich Mik noch frei bewegen konnte. Wir waren auf dem Wochenmarkt gewesen um für das Mittagessen einzukaufen, denn Mik wollte kochen. Dass er das konnte, bezweifelte ich, doch er war überzeugt davon, früher sein Essen selbst gekocht zu haben und ich ließ es ihn gerne versuchen.

Als Mik plötzlich abrupt stehen blieb, und meine Hand losließ wusste ich nicht gleich, warum. Doch als ich seinem Blick folgte, sah ich den Grund für sein Innehalten.

My beloved Madman - KostoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt