Auf zum Meer

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Als ich mich am Samstag fertig machte, in die Klinik zu fahren, war ich so voller Vorfreude, dass ich dachte ich würde platzen. Zum einen war die Doppelbelastung jetzt Geschichte! Endlich hatte ich die Physiotherapie an den Nagel gehängt und konnte meinen Vollzeit Trainerjob starten. Ich würde so viel mehr Zeit haben, für meine Freunde, für Mik und vielleicht auch mal wieder für mich selbst. Und nun hatte ich zwei Wochen Urlaub vor mir. Mir war klar, dass das kein Urlaub im klassischen Sinne sein würde, aber die Aussicht mit Mik am Strand entlang zu spazieren stimmte mich so fröhlich und euphorisch, dass ich am liebsten durch die Wohnung getanzt wäre. Vielleicht tanzte ich tatsächlich ein wenig während ich die letzten Sachen in die Reisetasche warf.

Der Bus stand bereits in der Einfahrt der Klinik, als ich mein Auto vor dem Gebäude abstellte. Ich hatte mit Rickert vereinbart, dass ich es wärend der 2 Wochen auf dem Mitarbeiterparkplatz abstellen konnte.

Mik stand mit seinem Rucksack und einer Tasche bereits vor der Klinik. Die anderen sechs Patienten, die diese Reise unternehmen durften, standen auch schon bereit. Alle mit einer Begleitperson und ihrem Gepäck. Zusätzlich waren 2 Wachmänner und vier Pfleger sowie ein Therapeut mit von der Partie. Da die Kureinrichtung ihre eigenen Therapeuten besaß, hatte man sich darauf geeinigt, dass nur einer der hiesigen Therapeuten mitfuhr, um im Zweifelsfall zu vermitteln.

Rickert sprach mit dem Busfahrer, und instruierte ihn anscheinend. Er nickte mir zu, als er mich erkannte, und ich ging zu Mik und legte einen Arm um ihn.

„Bist du bereit, für die große Reise?", fragte ich und er strahlte mich an.

„Ja. Jetzt wo du da bist... absolut!", sagte er und ich küsste sanft seine Lippen. „Das wird super, vertrau mir!", sagte ich und Mik nickte begeistert.

Die Busfahrt dauerte 3 Stunden. Eine Pause war nicht eingeplant, und so fuhren wir durch bis wir in der Ferne das Meer erkennen konnten. Mik starrte wie gebannt auf das endlose Blau am Horizont und ich strich ihm über den Rücken. Ich wusste, was ihm dieser Ausflug bedeutete und ich freute mich einfach für ihn, dass er jetzt hier war, nachdem die letzte Woche alles nochmal im Argen gewesen war. Nun schien es wie ein Wunder, dass wir hier waren und diese Chance bekamen.

Die Kureinrichtung lag direkt am Meer. Abseits der Ortschaften lag der helle, freundlich wirkende Gebäudekomplex zwischen den Dünen und strahlte schon von weitem Entspannung und Gemütlichkeit aus.

Wir brachten unser Gepäck auf unsere Zimmer. Ein Flügel hatten die Pfleger und Sicherheitskräfte aus der Marrenklinik und deren Patienten für sich. Der Gang war durch eine Doppeltür vom Rest der Einrichtung getrennt.

Das Zimmer, welches wir zugeteilt bekamen, ging gen Meer und als wir den großzügig geschnittenen Raum betraten, begrüßte uns schon eine Meeresbriese, die durch die offene Balkontür herein wehte. Man konnte die Wellen rauschen und die Möwen kreischen hören.

Heute waren noch keinerlei Therapien angesetzt. Nur eine Führung über das Gelände und freie Nutzung der Freizeitangebote. Doch zuerst hatten wir Zeit unsere Sachen auszupacken.

Kaum waren wir allein im Zimmer, huschte Mik durch die offene Tür auf den Balkon.

Als ich ihm nachkam fand ich ihn nahe der Brüstung vor. Er hatte die Augen geschlossen und die Nase in den Wind gedreht.

„Die Meeresluft riecht einfach so gut.", sagte er leise, als ich ihn von hinten mit meinen Armen umfassten und mein Kinn auf seine Schulter bettete.

„Es ist so schön hier zu sein. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt am Meer gewesen bin!" flüsterte er.

„Und ich bin froh jetzt mit dir hier zu sein. Diese zwei Wochen werden spitze. Du wirst sehen."

My beloved Madman - KostoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt