Manchmal wachte ich morgens auf und wusste für den Bruchteil einer Sekunde nicht mehr, wo ich war. In meinen Träumen sah ich immer noch die Gänge der Klinik, das Gesicht des Doktors, klar und deutlich, während die Gesichter der anderen Patienten und Pfleger verschwommen und schemenhaft blieben.
Manchmal hatte ich Albträume von der Zeit vor der Klinik. Dann wachte ich schweißgebadet auf, zitterte am ganzen Körper und klammert mich dann an Kostas, damit mir wieder bewusst wurde, dass das nicht mehr ich war, den ich dort gesehen hatte. In dessen Kopf ich war. Ein anderer Mik aus einem anderen Leben.
Wenn ich mich dann besann, dass ich nie wieder in die Klinik musste, und die Zeit davor ebenfalls Geschichte war, durchströmte mich Erleichterung.
Doch manchmal war da auch Furcht. Die kalte Angst davor, wieder in alte Muster zu verfallen. Wieder in dieses Loch zu stürzen, aus dem ich fast nicht mehr herausgekommen war. Dann half es mir, ins Wohnzimmer zu gehen und mir das Bild anzusehen, welches ich während meiner Kur gestaltet hatte. Ich war ausgestiegen aus diesem Leben. Nun war ich anders. Neu. Voller Zuversicht und Lebensfreude. Zumindest meistens.
Vielleicht hatte ich mich selbst noch nicht vollständig gefunden. Aber ich war auf einem guten Weg dahin. Ich hatte meine Eltern die mich unterstützten, mein kleines Netzwerk aus Freunden, die mir von Tag zu Tag wichtiger wurden, und denen ich immer mehr von mir selbst preisgeben konnte.
Es stimmte, ich war heute ein Anderer. Viele der Leute die mich jetzt, Jahre später kennenlernten, ahnten nicht mal, dass ich mal in einer geschlossenen Klinik gelebt hatte. Ganze fünf Jahre! Ich war nett, hilfsbereit, konnte über Dinge hinweg sehen. Und die meiste Zeit, verzieh ich der Menschheit auch ihre Fehler. Zumindest versuchte ich es, so gut es ging. Wenn mich etwas aufregte, versuchte ich Ruhe zu bewahren, und eine friedliche Lösung zu finden. Das klappte mal besser, mal schlechter. Eine Prügelei fing ich aber nicht mehr an. Ich hatte meine Wut gut genug unter Kontrolle, um ihr andere Ventile zu geben.
Manchmal kehrten Phasen zurück, in denen ich mich zurückzog. Es mir keinen Spaß machte, Freunde zu treffen oder raus zu gehen. Doch im Prinzip wurde es nie wirklich schlimm, denn ich hatte gelernt mich selbst wieder aufzubauen, mich zu zwingen aus dem Sumpf von schlechten Gedanken wieder aufzutauchen und weiter zu machen. Mich zu zwingen, raus zu gehen. Mich zu zwingen Leute zu treffen. Und mit der Zeit, fand ich auch die Freude daran wieder. Bis zum nächsten down. Aber nicht immer waren diese Phasen wirklich schlimm.
Manchmal brauchte ich eben niemand anders als meinen Freund und besten Freund. Meinen Retter in so vielerlei Hinsicht. Meinen Kostas.
Ich konnte nun im Nachhinein noch weniger verstehen, warum er damals mit einer psychisch so kaputten Person wie mir wirklich zusammen sein wollte! Was er wohl damals in mir gesehen hat? Die Geduld die er mir entgegengebracht hatte, das Verständnis und die aufopferungsvolle Hingabe mit der er bereit war, mir zu helfen, erschienen mir wie ein Wunder. Er hatte mich damals kaum gekannt. Und dennoch war er mit allem was er geben konnte, für mich da gewesen.
Ich war so unendlich dankbar und froh, dass er diesen Weg mit mir gegangen war, alle Zusammen- und Ausbrüche mit mir durchlebt hatte, und es immer wieder geschafft hatte, mich aufzubauen. Ich würde es ihm nie vergessen.
„Miki? Babe? Wir müssen los!" mahnte mich Kostas. Ich schreckte aus meinen Gedanken hoch. Schnell ging ich zu ihm in den Flur und begann meine Schuhe anzuziehen. Die Kur war inzwischen fast ein Jahr her. Und jetzt würden wir in unseren ersten richtigen Urlaub fliegen.
„Sorry, Babyboii. Ich war in Gedanken!", sagte ich und küsste ihn sanft auf die Wange.
„Wann geht der Flieger nochmal?", fragte ich nach.
„In zwei Stunden. Hoffen wir, dass wir schnell genug durch die Sicherheitskontrollen kommen!" sagte er, nahm sich aber die Zeit mich nochmal in den Arm zu nehmen.
„Du hast geschrien heute Nacht.", flüsterte er an meinem Hals.
„Ja, ich hab wieder schlecht geträumt.", gab ich wiederwillig zu.
„Hey, wir haben jetzt 2 Wochen Urlaub. Da kannst du dich erholen. Ich sorg dafür, dass du süße Träume hast!", sagte er und grinste mich breit an.
„Das klingt gut!".
Er streckte mir seine Hand hin und ich nahm sie glücklich. Hand in Hand liefen wir zum Taxi, was ein paar Meter vor unserer Haustür auf uns wartete. Es würde uns hoffentlich schnell zum Flughafen bringen. Gemeinsam stand uns die ganze Welt offen. Und ich wartete nur darauf, sie zu entdecken!
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So das wars! Ich hoffe euch hat die FF gefallen! Wenn dem so ist, würde ich mich sehr über eure Kommentare freuen! ;)
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My beloved Madman - Kostory
FanficMik ist seit seiner Jugend psychisch gestört. Nach einer Zeit mit Drogen, Alkohol und tätlichen Übergriffen, ließen ihn seine Eltern in eine Spezialklinik einweisen. Dass er dort lernen wird, wieder ein normales Leben zu führen, bezweifelt Mik inzwi...