154|Entscheidungstag

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Müde machte ich mich bettfertig und legte mich hin obwohl Serdar im Nebenraum war und Kenan in meinem Kopf.
So schwer es auch war, schaffte ich es einzuschlafen und das ohne einen Traum.

~

Mit der Geschichte fertig sah ich beide abwartend an. Lara als auch Alina wirkten schockiert. Ich lächelte schuldig und drückte meine Hände gegen Laras Bettdecke.

„Hä ganz einfach du liebst ihn.", fasste Lara sich zuerst,„Und ich gehe sehr stark davon aus er dich auch." Mein Herz machte einen dumpfen Schlag und ich atmete tief ein.

Alina schüttelte den Kopf und beide standen vom Bett auf. Sie sah nachdenklich runter.

„Kenan? Was ist mit S-..", sie stoppte sofort bevor sie seinen Namen aussprach,„Bist du dir sicher Seren?" Ich schüttelte den Kopf.

„Deswegen brauche ich ja eure Hilfe! Ich bin mir eben nicht sicher. Manchmal da.. Ich könnte ihm um den Hals springen, aber dann macht er wieder irgendwas wo ich ihm am liebsten klatschen würde!", erläuterte ich meine Situation. Nachdenklich sahen sie auf durch Laras Zimmer.

„Ich weiß was!", rief Lara und rannte aus ihrem Zimmer. Sie kam mit einer kleinen Tafel wieder, die genau auf die Größe von Lia abgestimmt war.

Sie nahm die Kreide in die Hand und schrieb etwas darauf. Begeistert trat sie an die Seite und klatschte in die Hände.

„Herzlich Willkommen zum Kenan Aksoy Gericht!", rief sie voller Freude. Ich sah zu Alina, die beeindruckt nickte.
Es dauerte keine zwei Minuten und ich saß auf einem Stuhl vor der Tafel. Alina und Lara in weißen Kitteln, eine Brille ohne Sehstärke auf Alinas Nase.

„Meine Damen und Herren. Herr Richter..", fing Alina an und ging umher und hielt ihre Hände professionell übereinander,„Unser Opfer Seren Bulut wurde von dem Virus, bekannt unter dem Namen Kenan Aksoy, infiziert. Nun müssen wir klären.. Darf sie infiziert bleiben oder hinterlässt das schwere Schäden." Sie sah zu Lara, die sie hochnäsig ansah und ihren blonden Zopf enger zog.

„Ich denke wir sollten sie heilen! Dieser Virus wird unser Opfer töten.", stellte Alina ihre Position dar. Lara hob ihre Hand.

„Liebe Mitbürger.", sprach auch sie das nicht vorhandene Publikum an,„Unser armes Opfer könnte diesen Virus überleben! Ich habe schon vor Jahren damit Bekanntschaft gemacht und weiß-.."

„Einspruch!", rief Alina. Lara sah sie verwirrt an.

„Du kannst kein Einspruch erheben!", fauchte sie.

„Doch jetzt schon.", umging Alina die Regeln und zeigte auf Lara und sah mich an,„Diese Frau hat Bekanntschaft mit dem Virus geschlossen richtig? Somit könnte sie uns bezeugen, dass unser Virus noch keines seiner Opfer lebendig gelassen hat." Lara murmelte und sah von ihr weg. Alina hob dankend ihre Hand.

„Das war alles was ich sagen wollte.", gab sie zufrieden von sich und trat ein Schritt zurück. Sie hatte Recht. Kenan hatte nie eine Freundin, aber hundert Mal mehr Erfahrung als ich, obwohl wir beide nie vergeben waren.
Kein Opfer.. Kein Mädchen kam je näher an ihn ran als eine Nacht.
Was, wenn er auch nur das beabsichtigt hatte? Panik brach in mir aus. Er küsste mich, aber hielt er je meine Hand?

„Ich bitte um Ruhe.", fing Lara wieder an und nahm die Kreide in die Hand,„Ich kann genauso gut bezeugen, dass unser Virus ein Opfer nie so lange überleben lassen hat! Dieses Opfer ist speziell für ihn, das verspreche ich. Denn dieses Opfer hat Seiten gesehen, die sah zuvor keiner!" Mein besorgter Ausdruck verschwand und ich dachte an die bedeutsamen Momente, auf dem Dach. Bloß reden, das reichte manchmal einfach nur.
War ich wirklich was besonderes?

ALL I HATEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt