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Carla.

Heute ist Freitag. Meine Vorlesungen habe ich gestern mit Mariele hinter mich gebracht und mit ihr die Details für heute besprochen. Ich soll um 21 Uhr bei ihr sein. Jetzt haben wir 20:30 und ich bin gerade dabei, aus der Wohnung zu gehen, als meine Schwester mich aufhält.

„Carla Valentina Di Santis", ruft sie nach mir.

Ich nehme meine Hand von der Türklinke ab und hebe beide Hände abwehrend in die Höhe. „Ich schwöre bei Gott, ich habe nichts angestellt."

Rosa schaut mich verwirrt an und lacht laut los. „Mensch, Carla. Darauf wollte ich nicht mal hinaus. Ich wollte dich nur daran erinnern, das wir morgen ein Familienessen haben und du bitte wieder pünktlich da sein sollst."

„Warum gibt es ein Familienessen?", frage ich sie und schaue sie mit einem Fragezeichen im Gesicht an.

Rosa lächelt kurz auf, ehe sie mir antwortet. „Ich habe Neuigkeiten und so ein Essen wäre eben perfekt." 

Ich mustere meine ältere Schwester noch ein paar Sekunden, bis mir einfällt, das ich noch zu Mariele muss. Und das schon wieder ohne Auto, weil Rosa morgen früh mit meinem Wagen zur Arbeit will.

„Fuck, ich muss los", rufe ich panisch und stürme aus der Wohnung.

Wieso habe ich immer das Glück, zu meinen Verbindungen rennen zu müssen? Ich hasse es zum Bus zu rennen. Genau so wie zur Bahn.

Aber ich renne. Und wie ich renne. Ich sehe sicherlich aus wie eine dieser Geschäftsleute, die zu ihren Meetings hetzen, nur das ich in meiner Jogginghose und einem übergroßen Pullover von meinem besten Freund stecke und meine braunen fast schwarzen Haare durch den ganzen Wind und dem Gerenne sich verknoten.

Gerade als ich an meiner Haltestelle ankomme, bzw. auf der gegenüberliegenden Seite stehe, fährt mein Bus davon. „Oh verdammte Scheisse, ich fick mein Leben", sage ich wütend zu mir und stütze mich hechelnd an meinen Knien ab. Wieso passiert das immer mir?

„Während du dein Leben fickst, fick ich dich", höre ich eine Stimme hinter mir und hebe meinen Kopf kurz an. Scheisse, hat das jemand gehört? Aber moment Mal, wer nimmt sich das Recht, so mit mir zu sprechen?

Ich stelle mich aufrecht hin und drehe mich zu dieser Person um. Sein Blick ist nach unten gerichtet, bis er bemerkt hat, dass ich mich zu ihm gedreht habe und er seinen Kopf wieder anhebt. Mein Gegenüber entpuppt sich als männlich, Anfang 20 und als ziemlich groß da. Er hat braune, kurz geschnittene Haare, braune Augen, wenn man das so im dunkeln beschreiben kann und trägt eine Brille. Sein Outfit besteht aus einem Trainingsanzug in schwarzer Farbe.

„Du würdest nicht mal einen Zentimeter meines Körpers berühren dürfen", zische ich ihn an, drehe mich um und laufe langsam zur Bushaltestelle. Währenddessen nehme ich mein Handy aus meiner Tasche und will Mariele Bescheid geben.

Schon nach dem zweiten Klingeln nimmt sie ab. „Was gibt es, Sis?", fragt sie mich.

„Hab den Bus verpasst und Rosa hat meinen Wagen", sage ich genervt und bin kurz davor die Scheibe des Häuschens an der Bushaltestelle zu treten. Mein Temperament geht wieder mit mir durch. „Und dann macht mich noch so ein dahergelaufener Typ mit einem Topfschnitt auf dem Kopf an und meint, er würde mich flanken wollen. Was glauben die Kerle von heute, wer sie sind?"

Kurz ist Stille, bis Mariele einfach anfängt zu lachen. „Gioia mia, vielleicht solltest du dich erstmal richtig flachlegen lassen, damit du wieder entspannt durchs Leben laufen kannst." (Gioia mia = mein Schatz)

Verdutzt schaue ich auf mein Handy und sehe nach, ob ich wirklich mit Mariele spreche. Aber ich sollte sie nicht anders kennen. „Aller, ist das dein Ernst? Ich lass mich doch nicht von irgendeinem dahergelaufenen Typen ficken. Seh ich aus wie eine Schlampe?", gifte ich sie an und schaue auf den Fahrplan, wann der nächste Bus kommt. In einer halben Stunde. Ja super.

𝖸𝖫𝖫𝖨 𝖨𝖬. | 𝘿𝘼𝙍𝘿𝘼𝙉.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt