Federlos

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Es war einmal ein Mädchen namens Lucille. Sie war wahrhaftig eine gute Seele, großzügig und selbstlos zugleich. Wenn jemand sie um Hilfe bat, so half sie und wenn sie das Leiden der Menschen sah, so beendete sie es, so gut sie eben konnte. Denn Lucille war selbst nicht aus reichem Hause, sie wusste was das Leid hier in Caretown bedeutete.

Eines sonnigen und gar wolkenlosen Morgens war Lucille schon auf dem Weg zum Markt von Caretown. Dort wollte sie frische Ware einkaufen, denn sie erwartete Besuch an diesem Abend.

Sie war ganz außer sich, als sie heute schneeweiße Federn aus ihrem Kissen schüttelte. Noch nie hatte sie die zu Gesicht bekommen. Um so größer war die Aufregung auf diesen Abend gewesen.

Der Markt war in der Tat mit aller möglichen Essensvielfalt gefüllt. Von frischem köstlichen Fisch bis zu sonnengereiften Äpfeln war wohl alles dabei, so beobachtete Lucille. Sie schritt mit ihrem Ebenholz farbenen Korb die mit Kies überzogene Straße daher und beobachtete die Leute aufmerksam.

Jeder in Caretown schien heute gute Laune zu haben und die Tatsache der Armut war nicht zu sehen, oder sie wurde einfach nur gut genug versteckt um den Sonnenschein des Tages nicht zu trüben.

Wie sie nun dahinschritt, grüßte sie jeden und bedachte alle mit einem herzlichen Lächeln. 

Lucille wusste, dass sie nicht viel Geld hatte mit dem sie hätte viele der Köstlichkeiten erwerben können. Doch hatte sie genug um ein wohlnährendes Mahl zubereiten zu können.

Von allem nahm sie ein bisschen.

Auf dem Rückweg zu ihrer Hütte, die dort vor den Bergen lag, begegnete sie einem älteren Mann der neben dem Kiesweg auf dem Gras hockte, er trug einen gar schwarzen Umhang, der schon anfing in seine Einzelteile zu verfallen. 

Als er aufblickte und sie nach einem Apfel bat um seinen Hunger zu stillen, überlegte Lucille nicht lange. Sie überreichte dem Mann einen roten Apfel aus ihrem Korb und wünschte ihm alles Glück der Welt und das der Apfel seinen Hunger mildern möge.

Mit dem guten Gefühl wegen ihrer guten Tat, kam sie auch bei ihrer Hütte an.

Die Sonne stand immer noch strahlend am Himmel und sorgte für Wärme.

Lucille heizte schnell den Ofen an und begann das Mahl vorzubereiten. Sie sang und tanzte und betrachtete schließlich das gezauberte Essen.

Obwohl es nicht viel war, war es doch genug. Ein herrlich zubereiteter Fisch und ein Obstsalat aus den feinsten Früchten standen nun zum Verzehr bereit auf dem kleinen Holztisch und Lucille freute sich, dass es ihr gelungen war etwas anzurichten von dem man doch satt werden würde.

Also wartete sie auf ihren ersehnten Besuch und beschloss erst dann anzufangen zu speisen, bis der Besuch eintreffen würde.

Viele Stunden vergingen und der Abend brach heran. Es war schon sehr spät. Niemand war gekommen.

Lucille beschloss nun doch zu essen und wegen ihrer Trübseligkeit, dass nun doch niemand gekommen war, legte sie sich nach dem Essen sofort zu Bett.

Der nächste Tag brach an. Lucille kam erst spät aus den Federn und als sie zum Fenster hinausschaute war es bereits Mittag.

Die Sonne war heute von Wolken bedeckt und tauchte Caretown in ein graues Licht.

Als Lucille nun auf dem Markt ankam, zählte sie ihr letztes Geld und stellte fest, dass es nicht mehr für so viel wie vorigen Tag reichen würde. Also beschloss sie eine Suppe zu kochen.

Auf dem Weg zum Gemüsehändler grüßte sie immer noch jeden der ihr begegnete, doch lächelte sie längst nicht mehr.

Sie hatte heute graue Federn aus ihrem Kissen geschüttelt und war deshalb verwundert, dass der fehlende Besuch von gestern immer noch kommen wollte.

Black NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt