Hobi

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Hobi,

Dies war der Spitzname den ich dir gegeben hatte, weil du für mich die einzige Hoffnung warst die mich am Leben gehalten hat. Wärst du damals nicht in mein Leben getreten und hättest mich aus meinem Loch geholt, hätte ich vergessen wie man lacht oder glücklich ist. Durch dich habe ich gelernt wieder zu lächeln und nicht auf die Stimmen in meinem Kopf zu hören.

Du warst alles für mich. Meine Sonne, mein Glück, meine Fröhlichkeit, meine Hoffnung. Meine Welt.

Wir kannten uns nicht besonders lang. Vielleicht ein Jahr? Ich glaube. Die Zeit verging so schnell. Das beste Jahr meines Lebens.

Hätte Jimin mich damals nicht auf diese Party gezerrt, hätte ich dich nie kennengelernt. Der Typ der lauthals schreiend durch die Wohnung gerannt ist und die Treppen runter gefallen ist. Der Typ der immer gelacht hat und immer frohlich war. Der jedem zugelächelt hat.
Niemand an diesem Abend hatte mich beachtet. Wie immer eigentlich. Doch du hast mich in meiner stillen Ecke bemerkt. Ich weiß nicht was dich dazu verleitet hat mich anzusprechen aber ich bin glücklich darüber. Du wolltest mich einfach nicht in Ruhe lassen. Du wolltest unbedingt mit mir Zeit verbringen. Ich verstehe bis heute nicht warum. Ich war doch immer das komische Mädchen, dass nie was gesagt hat und lieber allein war. Die nie Emotionen gezeigt hat. Die nie aufgefallen ist.

Der Grund für mein Verhalten?
Depressionen. Sie haben mein Leben bestimmt. Sie waren mein Leben. Aber auch die Stimmen in meinem Kopf, die gesagt haben was für ein schlechter Mensch ich bin. Das ich das Leben nicht verdient hätte. Nichts verdient hätte.
Und genau das stimmt. Alles was sie je gesagt haben stimmt. Ich habe es nicht verdient. Ich habe das Leben nicht verdient. Ich habe nichts verdient. Besonders nicht einen so tollen Menschen wie dich.

Wir wurden enge Freunde und haben viel Zeit miteinander verbracht.
Du warst auch die einzige Person, der ich jemals alles erzählt habe. Du hast mir geholfen. Du hast mich zum Lachen gebracht. Das was nie jemand geschafft hatte.
Doch leider konntest du die Stimmen in meinem Kopf nie ganz vertreiben. Die Gedanken in meinem Kopf nicht auslöschen. Die Narben nicht heilen, die die Haut meiner Arme zieren. Die Narben die mich an alles erinnern. An die Zeit bevor du in mein Leben getreten bist.

Was ich dir nie erzählt habe war, dass ich schon einen bestimmten Tag festgelegt habe bevor du kamst. Der Tag an dem ich frei sein werde. Frei von meinen Gedanken, den Stimmen. Frei von allem.
Dieser Tag war fest und ich hatte beschlossen mich von nichts abhalten zu lassen. Auch nicht von dir.

Doch ich bereue nichts. Keine meiner Taten.

Du hast mir die beste Zeit gegeben bevor ich gehe.

Erinnere dich immer daran. Ich gehe mit einem Lächeln auf meinem Gesicht, weil ich an dich denken werde und an die schöne Zeit mit dir.

Du bist meine Hoffnung.

Du bist meine Welt, mein Leben.

Ich liebe dich.

Yoon Hee

Tränen verlassen meine Augen wärend ich den Brief nocheinmal laß. Ich konnte ihn schon auswendig so oft wie ich ihn gelesen habe. Es ist das letzte was sie an mich zurückgelassen hat. Darin steht alles was sie mir sagen wollte aber nie konnte.

Es ist jetzt genau ein Jahr her. Ein Jahr als sie von mir gegangen ist.
Es war ihr Geburtstag.

Ich falte den Zettel wieder zusammen und stecke ihn in meine Hosentasche. Mein Blick wandert von den neuen Blumen, die ich an ihr Grab gelegt habe, zu dem Grabstein.

Kim Yoon Hee
08.11.1995 -
08.11.2017

"Ich liebe dich" murmel ich die Worte bevor ich in den Himmel schaue. Zu ihr.
Bei dem Gedanken, dass sie dort oben frei und sorglos ist, muss ich leicht lächeln.

•Hopeful• OS | J.HSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt