10. Hab keine Angst!

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"Lass mich doch einfach in Ruhe!" schrie der kleine Gin und flüchtete in das Badezimmer. Die Tür schmiss er hinter sich zu und verschloss sie mit dem Schlüssel, der zum Glück von innen steckte. Dann sank er erschöpft, durcheinander und mit Kopfschmerzen an der Tür nach unten.

Kopfwunden sahen meistens schlimmer aus als sie waren, sie bluteten halt nur stark. Jetzt musste Gin erstmal überlegen, wie er weiter vorgehen sollte. "Die Kopfschmerzen helfen mir nicht gerade beim denken.", stellte Gin fest.
"Also...Ich bin in einem fremden Haus mit irgendeinem Mann, der mich gerade hat fallen lassen und...autsch!"

"Gin, hör zu, das war wirklich nicht meine Absicht. Bitte mach die Tür wieder auf!" Akai hatte beschlossen es erstmal im netten Ton zu versuchen, die Tür eintreten konnte er immerhin nicht.
"Lass mich in Ruhe!" Schrie Gin nur ein weiteres Mal. Jetzt dröhnten ihm richtig die Ohren.

"Ganz ruhig Jin!" versuchte er sich selbst zu beruhigen. "Ignoriere die Schmerzen und denk nach! Das hat Vater dir doch immer gesagt! Nie die Ruhe verlieren auch wenn... Vater!"
Beim nachdenken war Gin ein paar Schritte gegangen, jetzt blieb er wie erstarrt stehen. "Vater ist tot...Ich sollte mit diesem Mann gehen. Rum. Aber der hat auf Vater geschossen. Ich bin weg und jemand anderem begegnet...Es war dunkel...Ist er der, mit dem ich mitgegangen bin?"
Unsicher sah Gin zu der verschlossen Tür.

"Zwing mich nicht die Tür einzutreten!", drohte Akai hinter dieser, obwohl er es wirklich nicht tun wollte, immerhin gehörte das Haus nicht ihm. Aber was blieb noch in diesem Moment übrig? Sein Blick wanderte hastig über den Flur, bis er das Fenster am Ende des Ganges neben der Badtür erblickte.

"E-er will die Tür eintreten..?", der kleine Gin, welcher immernoch zur Tür starrte, bekam es allmählich mit der Angst zutun. Er durchsuchte die Schubladen nach etwas Brauchbarem und fand schließlich eine Schere. Danach stellte er sich wieder vor die Badtür, dahinter war nichts mehr zu hören, was dem verwirrten Jungen seltsam erschien. Als er näher heran treten wollte, tippte ihm jemand auf die Schulter - Akai hatte das Fensterschloss aufgebrochen und es somit ins Bad geschafft.

"Lassen Sie mich endlich in Ruhe!", schrie Gin panisch und schlug unmittelbar danach die geöffnete Schere in Akai's Richtung. Sie verfehlte dessen Arm nur knapp als der Agent ausweichen wollte, aber nur fast. Es kam zu einer leichten Schnittverletzung und Akai's Blut begann auf dem Boden zu tropfen. Vor Schreck ließ Gin die Schere fallen. Der Mann vor ihm runzelte die Stirn. Die kleine Wunde war ihm egal, doch machte er sich Sorgen um Gin.
Er hatte mit sämtlichen Ärger von dessen Seite aus gerechnet, jedoch nicht mit Angst und Panik.

Er ging auf den Jungen zu, aber dieser wich bis zur Tür zurück. Er presste sich mit dem Rücken verängstigt dagegen. Mit vor Schock geweiteten Augen sah er zu dem Erwachsenen auf. Das Blut, welches dem Kleinen durch sein Haar gelaufen war, steuerte ebenso wenig dazu bei Akai zu beruhigen. Er war sich sicher: Das vor ihm war längst nicht mehr der Alte Gin. "Wieder ein Gedächtnisverlust? Wenn dem so ist, wie lange diesmal, etwa für immer? Jedenfalls spricht Gin jetzt so, wie er aussieht... wie ein Kind."
Durch seine Vermutung versuchte er dementsprechend mit dem Jungen zu reden. "Hör mal.. Keine Angst. Wenn du mir nichts tust dann tu ich dir auch nichts.", sprach er ruhig und versuchte beruhigend zu klingen, aber es hatte bei dem Kleinen nicht wirklich etwas bewirkt.
"Du brauchst wirklich keine Angst haben." Ein weiterer Versuch. Vorsichtig kniete Akai sich nieder, die Beiden trennte gerade noch ein Meter. Gin sah aus als würde er vor Angst gleich erstarren, trotzdem ließ Akai nicht locker.
"Gin.", er legte seine Hand an dessen Wange, "Komm wieder zu dir!"

"Fass mich nicht an!" der Silberhaarige beugte sich plötzlich vor und schlug die Hand des Mannes weg. Dann huschte er unter dessen Armen durch. Viel gebracht hatte ihm die Geste aber nicht - er war noch immer mit dem Fremden im Bad. Die Schere jedoch war nicht weit von ihm entfernt. Gin gelang es durch seinen spontanen Impuls, sie wieder zu fassen.

Gin - kaltblütiger Mörder im Körper eines KindesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt