13. Ich mag dich!

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2 Tage später. . .

12:41 Uhr - Langsam öffnete Akai seine Augen.
Er hatte nicht einmal wirklich bemerkt, wie er auf dem Sofa eingeschlafen war. Das kam eben davon, dass er die letzten zwei Tage so gut wie gar nicht geschlafen hatte. Jede Nacht hat diese kleine Nervensäge Gin, wie er ihn gedanklich inzwischen nannte, geschrien und ihn wach gehalten.

Zwar konnte der Junge für seine Alpträume nichts, trotzdem war es anstrengend. Der Agent runzelte die Stirn als er sah, wie Gin auf dem viel zu großen Sessel noch schlief.
Zugegeben, Schuld war er eben selbst, denn eigentlich war er nicht gezwungen Klein-Gin zu bemuttern - und dennoch tat er es.
Er wusste nicht warum, ob es einfach nur Gutmütigkeit war, oder etwas anderes. Zumindest hatte der junge Mann schonmal den Entschluss gefasst, dass er auf keinen Fall eigene Kinder wollte. Das wäre ihm viel zu anstrengend. Besonders wenn sie betteln, was Gin auch oft tat. Zwar meinte der Kleine es nicht böse, dennoch raubte es Akai manchmal den letzten Nerv.
„Hoffentlich hat das bald ein Ende..." dachte er immer häufiger. In dem jetzigen Zustand von Gin würde er an keine neuen Informationen kommen.

Dieser war allmählich aus seinem Schlaf erwacht. Es dauerte einen kurzen Moment bis Gin bemerkte, dass der Erwachsene ebenso wach war. Beide schauten sich schweigend an.

"Guten Mor- ... Mittag," sprach Akai müde und erinnerte sich an die Uhrzeit. Er gähnte.
"Bist du müde?", kam es von Gin neugierig, ohne, dass er selbst ein 'Guten Morgen' zurück wünschte.
"Hmh." Der Agent nickte leicht, am Liebsten würde er sich noch einmal umdrehen und schlafen, doch das war leider nicht möglich.
"Hunger." - ein Wort von Gin genügte und er war gezwungen sich zumindest schon einmal aufzusetzen. Dabei fiel ihm sofort auf, wie sein Schädel brummte. Kopfschmerzen. Erschöpft sah er nach unten und blieb still. Bis er registrierte wie Gin sich plötzlich neben ihm setzte.

"E-es tut mir leid.." entschuldigte dieser sich zögernd. Er wurde verwundert angesehen.
"Für was?" wollte Akai wissen, es klang so als gäbe es eigentlich gar nichts, für was man sich hätte entschuldigen müssen.
"Dass ich dir soviel Aufwand bereite." Tatsächlich hatte Gin dies bemerkt - und er fühlte sich dabei schlecht? Der Agent war etwas verwundert. Aber als er in dieses traurige Gesicht sah, konnte er Gin nicht wirklich böse sein, er lächelte eher.
"Schon okay, ist doch selbstverständlich, dass ich mich um dich kümmere." Er klang so freundlich, als wäre die schlechte Laune von zuvor einfach weggeblasen worden.

Unsicher sah Gin zu ihm auf. Als Akai einfach nur immer weiter von ihm beobachtet wurde, fragte sich der Erwachsene ob nicht doch irgendetwas los war. Er hob aus einem Impuls heraus eine Hand und verstrubbelte die Haare des Kleinen. Dann seufzte er und fragte: "Was gibt es denn?"

Zaghaft zog er an Akai's Ärmel, mit der Andeutung er solle sich etwas zu ihm herunter beugen. Etwas verwirrt befolgte dieser die Bitte. "Was ist..?" stellte er die Frage erneut und erhoffte zumindest dieses Mal eine Antwort zu erhalten.
Eine Antwort bekam er auch daraufhin, jedoch anders als er sich es vorgestellt hatte - keine Worte. Er bemerkte wie der Junge vorsichtig den Arm um seinen Hals legte. Gerade wollte er fragen, was das werden sollte, aber die Frage konnte er sich sparen. Er spürte wie sich die kleinen weichen Lippen von Gin auf seiner Wange legten. Der Agent dachte zuerst, er würde sich das einbilden, doch so war es nicht - Gin gab ihm gerade wirklich einen sanften Kuss auf die Wange.

Akai war wie erstarrt. Die Geste kam unerwartet. Nie im Leben hätte er dem Jungen dies zugetraut. Als er Gin dabei ansah, entging ihm dessen Unsicherheit nicht.
Nach einer Weile löste sich der Kleine wieder, unbemerkt röteten sich seine Wangen, als er Akai's irritierten Blick bemerkte.

"Wofür war das..?" fragte er vorsichtig und hoffte, damit nichts Falsches gesagt zu haben, warum auch immer. Verstehen konnte er es nicht, daher war er auf Gin's Erklärung gespannt.
"Mutter sagte.. wenn man jemanden mag tut man das..." Gin's Blick entsprach sowohl Traurigkeit als auch Scham, eine seltsame Mischung.
"Du... magst mich? Warum?" fragte Akai.
Gin senkte nur den Kopf noch weiter und wollte die Frage wohl nicht beantworten, doch so leicht kam er ihm nicht davon. Er ergriff das Kinn des Kleinen und zwang ihn dazu ihn anzusehen. "Warum magst du mich?" wiederholte Akai seine Frage.
"Ich weiß selbst nicht genau, es ist als würden wir uns schon ewig kennen. Wie als wären wir miteinander verbunden...", sagte Gin mit gesenktem Kopf, ohne richtig darüber nachzudenken was für Worte ihm da gerade überhaupt entwichen waren.

Akai konnte ihn nur anstarren. „Ob das Gefühl , dass er mich zu kennen scheint - was durch die Organisation wirklich der Fall ist -  von dem erwachsenen Gin kommt und er kann dieses Gefühl nicht zuordnen, da ihm die Erinnerungen fehlen, weshalb er zu dieser Lösung gekommen ist?", fragte sich Akai im Stillen.
"Tja, wer weiß. Irgendeinen Grund muss es ja haben, dass wir uns so begegnet sind," meinte er dann laut.

"M-mögen Sie mich eigentlich?", erkundigte Gin sich unsicher bei dem Erwachsenen.
"Wieso sollte ich das nicht tun?", erwiderte dieser. "Immerhin habe ich dich hier aufgenommen," fügte er hinzu.
"Ja, dafür bin ich Ihnen sehr dankbar," bedankte sich Gin plötzlich.
Akai hatte dessen Kinn schon vor einer Weile losgelassen und mit diesen letzten Worten sprang der Silberhaarige einfach auf. Offenbar wollte er vom Sofa herunter, doch verlor dabei irgendwie das Gleichgewicht. Akai konnte ihn gerade noch auffangen.
"Vorsicht! Du bist die letzten Tage schon oft genug mit deinem Kopf irgendwo gegen gestoßen," warnte er und wollte den Jungen wieder auf die Beine stellen, jedoch irgendwie erschien ihm der kleine Körper seltsam.

"Gin?" fragte er und drehte ihn zu sich herum. "Ist alles in Ordnung?"

Gin - kaltblütiger Mörder im Körper eines KindesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt