22. Vereinbarung

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"Er hat uns also doch belauscht." Akai seufzte.
Dann stutzte er... "Hat er mich gerade bei Vornamen genannt?" Er sah zu Gin herunter, der sich noch immer an sein Hosenbein krallte. Ihre Blicke trafen sich. In den einen Augen war absolute Ehrlichkeit und feste Überzeugung zu erkennen, in den Anderen Überraschung und Wärme.
Doch in Beiden Augenpaaren lag auch Unsicherheit.

Der kleine Gin war von der absoluten Wahrheit seiner Worte überzeugt. Er mochte den älteren Mann wirklich sehr und so viel wie ihm dieser geholfen hatte, konnte er sich keinen Grund vorstellen, aus dem er ihn töten wollen würde.
Selbst wenn er ein Verräter war, wie diese Frau behauptet hatte. Das warme Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit hatte er bereits von Beginn an gespürt und je länger er bei Akai war, desto stärker wurde noch ein anderes warmes Gefühl. Egal wie, Gin wollte Akai jetzt vermitteln, dass er ihm wichtig war und zu ihm halten würde.

Akai hingegen war erstaunt wie offen der Junge ihn verteidigte. Ganz offensichtlich war dem Kleinen wichtig, was er dachte. "Merlot hat wirklich ins Schwarze getroffen.", dachte er und strich Gin über den Kopf.
Dann sah er auf und betrachtete Merlot damit der Junge nicht die Schuldgefühle bemerkte, die in ihm aufstiegen. "Gin würde mir nie vertrauen. Er würde alles in seiner Macht stehende tun, um mich leiden zu sehen.", dieser Gedanke war schmerzhafter als er zugeben wollte.
"Reiß dich zusammen Shuichi Akai. Keiner weiß genau, was das Gift mit Gin anstellt. Alles was jetzt passiert ist nur eine Illusion und wenn Gin das Gegengift nicht bekommt könnte er vielleicht sogar daran sterben!"

Merlot beobachtete den kurzen Blickaustausch der Beiden aus sicherer Entfernung. Sie hatte keine Lust erneut gewürgt zu werden. Daher beobachtete sie Akai besonders genau. Der FBI Agent war die größere Bedrohung.
Sie nutzte die Zeit um sich aufzurichten und wenigstens etwas ihrer Würde beizubehalten, da sie Akai jedoch nie aus den Augen ließ entging ihr die Schuld, die sich für einen Moment in den Augen des Mannes zeigte, nicht.
Als sich Akais Blick wieder vollständig auf sie richtete, wartete sie einfach seine nächsten Worte ab.

Akai war sich bewusst, dass er eine Entscheidung treffen musste. Dabei hatte er die genaugenommen schon getroffen, als er Gin bei sich aufgenommen hatte und als er ihn vor seinen Kollegen verborgen hatte. Er würde alles tun was in seiner Macht stand, um Gin zu helfen.
"Was brauchst du, um das Gegenmittel herzustellen?", fragte er Merlot gerade heraus.

"Ich kann mich nicht daran erinnern die Entscheidung getroffen zu haben, euch zu helfen...", meinte sie gespielt nachdenklich, worauf Akai die Stirn runzelte, Gin sah verwundert zu diesem auf. Doch er sah schnell wieder nach vorn, denn auf einmal bewegte sich Merlot auf ihn zu.
Der Agent begab sich schon in Bereitschaft, falls die Frau jetzt etwas Falsches tun sollte.

"Hey Kleiner, du sagtest doch, du würdest diesen netten Mann hier niemals töten, nicht wahr?", begann sie zu fragen, worauf Gin vorsichtig bestätigend nickte.
"Machen wir einen Deal, wenn du dir jetzt sicher bist, dass, egal was passiert und du dein Gedächtnis zurück erlangst, du ihm immernoch nichts tun willst. Dann helfe ich euch." Das Angebot von Merlot war eindeutig, doch Gin ahnte, dass diese seltsame Frau wahrscheinlich mit falschen Karten spielte und sicher mehr wusste, als sie ihm verriet.
Aber was sollte er antworten? Er wollte Akai doch gerade noch unbedingt zeigen, wie ernst er es meinte und er ihn sehr gern hatte - jetzt einfach zu zögern wäre feige gewesen.

Immernoch starrte Merlot den Kleinen mit einem erwartungsvollen Blick an, dass Gin sich bereits unsicher war, hatte sie bemerkt. "Du bist dir also nicht sicher, dass du ihm definitiv niemals etwas zu Leide tun würdest?", fragte sie noch einmal, doch diesmal erfolgte sofort eine Antwort.
"Doch, ich bin mir sicher!" Etwas unüberlegt, empfand Gin im Nachhinein. Er bekam Angst davor sich womöglich bald wieder erinnern zu können.
Akai hingegen sah beschämt zur Seite, er konnte diese Scheinlüge nicht ertragen. Zwar meinte es der kleine Gin bestimmt ernst, doch die Wahrheit sah ganz anders aus - der kaltblütige Gin aus der Organisation würde so etwas niemals behaupten und genau das war das Schmerzvolle.

Gin - kaltblütiger Mörder im Körper eines KindesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt