25. Gegengift

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3 Tage später

Nach der Blutabnahme hatten die Beiden kein einziges Lebenszeichen mehr von Merlot vernommen. Akai dachte schon fast die Frau hätte in dem kleinen Raum das Zeitliche gesegnet, wenn er sich nicht dran erinnern würde wie sie sagte, dass man sie auf keinen Fall stören sollte.
Gin war eher verwundert aber auch froh gewesen, dass er von der Blutabnahme nichts mitbekommen hatte, ihm fiel es nur durch das Pflaster an seinem Arm auf. Auch fragte der Agent sich, ob der Silberhaarige sich bereits damit abgefunden hatte, dass die Einnahme des Gegengiftes wahrscheinlich höllische Schmerzen verursachen könnte. Er wollte den Jungen aber auch nicht drauf ansprechen und ihn daran erinnern.

Bis vor kurzem haben Gin und Akai etwas Fernsehen geschaut, obwohl es schon recht spät war. Damit wollten sie sich die Zeit vertreiben, da von Merlot immer noch jedes Lebenszeichen fehlte. Nachdem Akai aber kurz auf die Toilette ging, kam er an dem Raum vorbei, in welchem Merlot sich befand.
Kurz blieb er stehen, aber keine Geräusche entwichen dem Raum. Gerade als der FBI Agent weitergehen wollte, passierte etwas Unerwartetes - er hörte Merlot's Stimme, sie quiekte wie ein kleines Mädchen vor Freude.

Akai schien verwirrt, wollte aber weitergehen, wenn auch irgendwie widerwillig. Plötzlich jedoch wurde die Tür geöffnet und er am Handgelenk festgehalten. Die Frau sah ihn freudig an. Der Agent zog eine Augenbraue hoch, Merlot aber grinste weiter und hielt ihm wie aus dem Nichts eine Pille vor die Nase.
"Ich habe es geschafft! Der Prototyp für das Gegenmittel! Da siehst du, wie gut ich bin!", schrie sie aufgebracht.
"Wie gut du bist zeigt sich erst, wenn das Zeug auch wirkt!" Akai war noch etwas stutzig und, dass die Frau sich so aufplusterte, gefiel ihm gar nicht.
"Das wird es bestimmt. Du kannst dich ja schonmal von ihm verabschieden, wenn das Gift wirkt bist du für ihn nichts weiter als eine Zielscheibe."

Ein Stich durchfuhr Akai, der Satz tat in der Seele weh – besonders, weil es die Wahrheit war.
"Und wenn er sich dran erinnert, was du mit ihm gemacht hast... dann wird er bestimmt noch mordlustiger!", ergänzte sie lachend und haute ihren Ellenbogen zweimal gegen den Arm des Agenten. Sie merkte gar nicht wie verletzend dieser die Worte aufschnappte.
"Schon okay.", erwiderte er nur, erst jetzt bemerkte Merlot, an der Tonlage, dass etwas nicht stimmte. Doch bevor sie fragen konnte packte sie der Agent am Handgelenk und zog sie mit ins Wohnzimmer, wo Gin die Beiden verwundert ansah.

"Deine Medizin ist fertig!", verkündete die Frau voller Freude und wedelte mit der Kapsel vor Gin's Augen herum, dessen Pupillen wurden vor Schock immer kleiner.
"Ich will das nicht nehmen!" Er erhob sich ruckartig vom Sofa und wollte sich hinter Akai verstecken, doch Merlot reagierte schneller und packte den Jungen an der Schulter. "Hier geblieben, wir wollen dich doch schnell wieder gesund bekommen, nicht wahr?"
Gin beachtete die Worte der Wissenschaftlerin gar nicht und sah stattdessen Akai mit geweiteten Augen ängstlich an. Seine Beine zitterten. "Ich will keine Schmerzen haben, Shuichi!"

Der Agent, der bis eben noch den Kopf gesenkt hatte und reglos da stand, sah nun mit einem bedrückten Gesichtsausdruck zu dem Jungen. Gin erkannte die Trübseligkeit des Mannes sofort, auch wenn dessen Augen im Moment leer schienen. Innerlich kämpfte Akai mit den Tränen. Er wollte Gin nicht leiden sehen, er wollte dessen qualvolle Schreie nicht hören, er wollte sich nicht mehr von Gin trennen - doch das musste er, wenn dieser sein Gedächtnis zurück erlangen sollte.
Noch nie hat ihm ein Mensch so leid getan. Er wollte ihm Schutz geben, doch der Alte Gin würde das niemals annehmen - der Alte Gin war ein kaltblütiger Mörder, der bisher nie Gefühle gezeigt hatte.
Trotz Allem, was Akai nun erfahren hatte: Gin besß Gefühle.Ddas Kind in ihm musste vieles durchstehen und hatte all die Jahre qualvolle Schmerzen erleiden müssen.

Gin - kaltblütiger Mörder im Körper eines KindesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt