28. Entschluss

242 24 0
                                    


Ein paar Stunden später saß Akai auf dem Bett im Schlafzimmer und betrachtete den schlafenden Jungen. Der Teller mit Sandwiches, den er soeben gebracht hatte, stand auf dem Nachttisch.
Nach kurzem Zögern legte der Agent seine Hand auf Gins Stirn. "Das Fieber scheint wirklich weg zu sein.", stellte er erleichtert fest. Gins Körpertemperatur war wieder unglaublich hoch geworden als er wieder zu einem 12-jährigen wurde und obwohl er dieses Mal zum Glück das Bewusstsein verloren hatte, wurde Gins Körper noch lange von Krämpfen gepeinigt, die die Schmerzen verdeutlichten, die er erlitt.

Als sich der kleine Körper endlich beruhigt hatte, trug Akai ihn ins Schlafzimmer, wechselte die nun wieder viel zu große Kleidung des Jungen und legte ihn ins Bett. Danach hatte er die Sandwiches gemacht, doch offensichtlich musste sich Gin noch von den Strapazen erholen.
Akai stand wieder auf und wollte das Zimmer verlassen, bevor er die Tür hinter sich jedoch schloss sah er noch einmal zurück und sagte leise: "Du schaffst das schon.", ob er damit Gin oder sich selbst meinte wusste er selbst nicht genau.

Unten im Wohnzimmer befand sich immernoch Merlot. Sie hockte auf dem Sofa und sah Fernsehen. Sie hatte nicht mal bemerkt, dass Akai bereits wieder im Zimmer war.
Da kam dem Agenten ein lustiger Gedanke. Eigentlich war er bei Merlot nicht für Spaß zu haben, doch da diese ihn jetzt schon so oft genervt hatte, wäre das zumindest eine kleine Rache. Ebenso wollte er sich etwas ablenken und von den Sorgen um Gin abkommen.
Mit langsamen Schritten schlich er zum Sofa, achtete darauf, dass die Frau ihn auf keinen Fall bemerken würde. Als er fast hinter ihr stand, breitete sich ein Grinsen in seinem Gesicht aus.

"Nicht erschrecken!", schrie er und krallte ruckartig in die Schultern von Merlot, welche umgehend anfing wild zu kreischen. Kurz darauf ertönte ein Lachen, doch dieses Mal ausnahmsweise nicht von ihr, sondern von Akai.
"Wie bist du denn drauf?", kam es beleidigt von der Wissenschaftlerin, die auf diese Situation nicht gefasst war. "Selbst machst du es bei anderen...", erwiderte Akai und pflanzte sich auf das Sofa, weit neben Merlot.
"Also hat das Verhalten des Bengels bereits auf dich abgefärbt?" Sie verschränkte die Arme. Wieder erwähnte sie den Jungen, dabei wollte Akai ihn doch nur für einen Moment mal vergessen.

Er ging nicht drauf ein und sah sich an, was im Fernsehen lief, schien wie ein altmodischer Romantikfilm, überhaupt nicht sein Geschmack. "Willst du vielleicht mit gucken und mir Gesellschaft leisten?", kam es grinsend von Merlot und sie hängte sich über Akai's Schulter, dem wurde dabei sofort unwohl und er schubste sie von sich weg.
"Auf keinen Fall.", meinte er. "Soso, du spielst bestimmt lieber mit deinen Kind.", antwortete sie neckend. Ihr Mitbewohner verdrehte genervt die Augen. Plötzlich, als Merlot zum Agenten schauen wollte, blieb ihr Blick am Sofarücken hängen, auf welchen zwei kleine Hände gelegt waren, die weder ihr noch Akai gehörten.
Sie schrie vor Schreck auf als sie feststellte wie Gin hinter der Couch stand, wie aus dem Nichts.

"Was schleichst du dich so an?!", fragte sie den Jungen.
"Dein Geschrei hat ihn bestimmt geweckt.", antwortete Akai für Gin und ging auf ihn zu. Dieser nickte, mit der Deutung, dass der Agent recht hatte. Akai hob Gin hoch und hielt ihn so fest, dass sie auf einer Augenhöhe waren.
"Hast du die Sandwiches gegessen die ich dir hingestellt habe?", doch Gin schüttelte den Kopf.
"Ich hab keinen Hunger!", behauptete er und bevor Akai etwas erwidern konnte fügte er noch hinzu: "Aber Durst."
Akai seufzte "Dann holen wir dir jetzt etwas Wasser aus der Küche und dann geht es wieder hoch ins Bett.", bestimmte er.

Jetzt fing Gin an sich ein wenig zu wehren. "Ich will aber nicht wieder ins Bett!"
"Kinder brauchen ihren Schlaf und du nach den letzten Ereignissen besonders!"
"Er hat Recht. Du solltest auf den großen Onkel hören. Morgen gibt es von der lieben Tante hier -...", dabei deutete Merlot auf sich selbst, "...- eine hübsche neue Tablette damit es dir schnell besser geht." Sie strahlte über beide Ohren.
Gin erstarrte und sah sie mit großen vor Angst geweiteten Augen an.
"Lass das!", knurrte Akai sie an.
"Was denn? Ich sag doch nur die Wahrheit.", säuselte Merlot unschuldig. Das schelmische Blitzen ihrer Augen verdeutlichte jedoch ihre Lügen.
"Verschwinde einfach wieder zurück in dein Labor und überprüfe die Wirkung des Gegengiftes!", fuhr der Agent sie an.

"Das habe ich schon! Ich muss es nur noch testen.", erwiderte Merlot nun wütend. Sie konnte es überhaupt nicht leiden, wenn ihre Arbeit angezweifelt wurde. "Dummerweise ist dein Schützling die Einzige Person an der es getestet werden kann.", meinte sie noch, wobei sie das Wort 'Schützling' besonders betonte.
Am Liebsten hätte Akai jetzt die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen - oder Merlot selbst - da er jedoch noch Gin auf dem Arm hatte beließ er es bei einem bösen Blick. "Dann geh halt schlafen!" Mit diesen Worten verließ er das Wohnzimmer. "Oh und mach den Fernseher wieder aus!", rief er ihr vom Flur aus noch zu.

Dann ging er in die Küche wo er Gin absetzte und ein Glas mit Wasser füllte. Dieses gab er dem Kleinen in die Hand und sagte dann: "Wenn du fertig bist geht es hoch, du isst noch etwas und dann kannst du weiter schlafen. Mach dir keine Gedanken um das was Merlot gerade gesagt hat."
Gin sah auf das Glas in seinen Händen und schüttelte den Kopf. "Ich will nicht schlafen!", wiederholte er seine vorherigen Worte.
"Sei nicht so stur! Ich sehe doch, dass du noch müde bist.", versuchte der Agent ihn zu überreden. Doch erneut schüttelte dieser den Kopf.
"Bin ich nicht! Du musst auch mal schlafen!", erstaunt sah Akai den Jungen an.
"Wie kommst du denn jetzt darauf? Das hat doch nichts damit zu tun."
"Doch!", beharrte der Kleine. "W-wenn ich schlafe gehst du wieder weg! Und wegen der Frau kannst du nicht im Wohnzimmer schlafen!" Tatsächlich war von dort noch der Fernseher zu hören - lauter als vorher. "W-wenn ich also nicht schlafe kannst du das Bett nutzen!", beendete der Junge seine Schlussfolgerung.
"Und was machst du dann in der Zeit? Mit Merlot zusammen Fernsehen schauen?", fragte Akai ungläubig mit hochgezogener Augenbraue. Bevor er jedoch eine Antwort erhielt redete er bereits weiter. "Das steht nicht zur Debatte! Also ab nach oben, das Glas kannst du mitnehmen.", so scheuchte er den Kleinen bis ins Schlafzimmer.

Als Gin endlich auf dem Bett saß bemerkte Akai, dass der Junge nachdenklich das Glas in seinen Händen betrachtete. "Ich werde aufpassen, dass diese Frau dich nicht stört während du schläfst!", verkündete Gin schließlich seinen Entschluss.
Akai musste deshalb schmunzeln. "Du bist aber fürsorglich...", meinte er und hielt Gin ein Sandwich vor die Nase. "So richtig niedlich, wie er eben versucht hat logisch zu schlussfolgern...und mich scheinbar vor dieser Verrückten schützen will...", dachte er dabei. Ihm fiel wieder ein, wieso er den kleinen Gin bereits ins Herz geschlossen hatte.
"Tu mir den Gefallen und iss etwas, es würde mich beruhigen wenn du endlich mal etwas zu Essen zu dir nimmst.", bat er den Silberhaarigen nochmals, allerdings nicht im Glauben, dass das etwas nützen würde. Doch unerwarteter Weise stellte Gin das Glas ab und nahm dafür das Sandwich in beide Hände.

"Ich esse nur wenn du danach schläfst!" Das war eindeutig eine Bedingung und der Agent seufzte auf.
"Ja, versprochen.", willigte er mit einem Hintergedanken ein. Daraufhin begann Gin das Sandwich zur verzehren, zu Akai's Erleichterung. Er wartete bis der Junge fertig mit essen war und wich nicht von dessen Seite, um sich sicher zu sein, dass Gin nicht nur die Hälfte essen würde.
"Danke.", sagte der Kleine als er fertig war. Er wollte gerade wieder abhauen, um sich auf einen Stuhl neben der Tür zu setzen, doch Akai umschlang ihn mit beiden Armen und rollte sich mit dem Jungen auf das Bett.

"Lass mich los!", ertönte es auch schon, was den Agenten dazu veranlasste, Gin nur noch fester an sich zu drücken. Dieser legte beide Hände auf Akai's Brust und wollte sich vom großen Körper wegdrücken, jedoch ohne Erfolg.
Als Gin seine Hände auf Akai legte, übermannte diesen sofort ein Gefühl von Unwohlsein, er erinnerte sich wieder an diesen Moment als der Junge dies zum ersten Mal tat, mit anderen Absichten. Doch jetzt musste er diesen Gedanken erstmal verdrängen, immerhin würde er Gin sonst nicht zur Ruhe bekommen.
"Hast du etwa schon vergessen, dass im Bett Platz für uns Beide ist...?", murmelte der Agent und schloss die Augen, ließ Gin aber noch nicht zu Wort kommen und fuhr fort: "...das war der Haken an deiner Schlussfolgerung."
Gin sah Akai erst mal schief an, dann aber senkte er den Kopf. "Naja, ich dachte du...möchtest ...nicht mehr mit mir..." Gin war die Situation eindeutig zu peinlich und er wurde etwas rot, Akai wusste jedoch was damit gemeint war.
"Mach dir da mal keine Sorgen.", sagte er leise. Dann schloss er die Augen und während er den Jungen weiter fest an sich gedrückt hielt ließ Akai seine Atmung langsam ruhiger werden.

Obwohl Gin zu Beginn noch angespannt war, spürte der Agent, wie Gin sich langsam immer weiter entspannte. An den tiefer werdenden Atemzügen erkannte er, dass der Kleinere endlich eingeschlafen war und so erlaubte er sich schließlich selbst einzuschlafen.

Gin - kaltblütiger Mörder im Körper eines KindesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt