44 / Mehr Kaffee

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Sabrinas P.o.V.

Langsam setzte ich mich aufrecht in die flauschigen Kissen des Sofas. Ich gähnte einmal verschlafen und blickte dann um mich her. Irgendwie waren alle ausgeflogen - komisch.
Gerade wollte ich aufstehen, da sagte plötzlich jemand etwas zu mir: „Hey!" Das war auch schon alles.
Ich sah auf und bemerkte Corbyn. Er lehnte lässig am Türrahmen und lächelte mich an.
„Hey!", hauchte ich nur. Mein Puls jagte in die Höhe und ich spürte, wie sich meine Wangen erhitzten. Bloß nicht rot werden! Aber es war sicherlich zu spät.
Corbyn fuhr sich mit der Hand durch seine blonden Haare, durch die ich zu gerne Mal wuseln würde und setzte sich nun in Bewegung.
Er schritt auf mich zu und setzte sich neben mich auf das Sofa.
Meine Augen verfolgten jede Bewegung. Was sollte ich tun? Sollte ich etwas sagen, wegen der Berührung gestern auf dem Dach?
Ehe ich mich entscheiden konnte, was ich tun sollte, begann Corbyn: „Also..." Nervös kratzte er sich im Nacken. „Ich habe da noch was für dich..." Seine rechte Hand bewegte sich in Richtung seiner Hosentasche und verschwand schließlich darin. Gespannt wartete ich.
Ich erblickte eine kleine, dunkle Schachtel.
„Hier!", Corbyn streckte mir den länglichen Gegenstand entgegen.
Zögerlich und doch sehr aufgeregt nahm ich ihm es aus der Hand. Dann öffnete ich es und zum Vorschein kam eine silberne Kette. Sie war sehr schlicht gehalten, aber trotzdem wunderschön.
Mit großen, strahlenden Augen sah ich sie an. „Sie ist so wunderschön", hauchte ich wieder einmal.
„Sie gefällt dir?"
Ich nickte mechanisch. „Danke dir!", überraschend fiel ich Corbyn um den Hals.
„Sie ist auch von den anderen Jungs...", murmelte Corbyn, während unserer Umarmung.
Ich löste mich wieder und bedankte mich noch einmal. Dann nahm ich die Kette in die Hand. Es war eine kleine goldene Sonne als Anhänger.
Corbyn riss mich aus meinen Betrachtungen: „Soll ich sie dir anlegen?"
„Hm!?", schreckte ich auf und fügte direkt an: „Ja, gerne."
Ich gab Corbyn vorsichtig die Kette und dreht mich dann mit dem Rücken zu ihm. Dann entfernte ich die zerzausten Haare aus meinem Nacken und wartete.
Corbyn legte die Kette an meinen Hals und nach wenigen Sekunden verschloss er sie im Nacken. Er tippte mich an und ich drehte mich zu ihm um.
Lächelnd blickte ich in seine Augen: „Vielen, vielen Dank!" Er erwiderte mit einem Lächeln.
Viele Minuten saßen wir einfach schweigend nebeneinander, bis mir auffiel, dass ich dringend auf Toilette musste. Ich entschuldigte mich bei Corbyn und verschwand in einem der Räume in der unteren Etage.

Plötzlich klingelte es. Wer konnte das nur sein?
Ich öffnete die Tür des Gäste WCs und stieß fast mit Corbyn zusammen. „Oh sorry...", murmelte ich peinlich berührt.
„Meine Schuld, Tschuldigung!", widersprach er.
Ich lächelte unsicher und ging zur Haustür.
Hinter mir stand Corbyn. Ich hörte, wie jemand die Treppe herunter kam und ich erkannte Lises Schritte. Nun kannte ich sie seit meiner Kindheit und inzwischen erkannte ich selbst ihre Schritte. Selbst etwas überrascht, öffnete ich die Tür, während oben vier Türen gleichzeitig geöffnet wurden und vier verschiedene Gähn-Töne zu hören waren.
Ich schmunzelte und lächelte automatisch die beiden Gestalten vor mir an. Auch Bailey konnte sich kaum ihr Grinsen verkneifen. Aber eher, weil sie mir - Sabrina Fisher (18) - in einem kindlichen Schlafanzug, mit zersausten Haaren und müden Augen gegenüber stand. Als ich ihren Blick so bemerkte und dann zu Jonah sah, konnte ich mein Lachen nicht mehr zurückhalten.
Jonah stand in einem Harry Potter Schlafanzug und mit einem riesengroßen Paket, auf dem ein Kaffe von Starbucks stand, im Arm.
Ich beobachtete den Kaffee, der sich gefährlich nah der Kante des Pakets näherte. Unüberlegt machte ich einen Satz nach vorne und versuchte den Kaffe aus der Luft zu fangen. Beim zusammen drücken des Bechers sprang der Deckel ab und der Rest des Getränkes landete auf meinem hellblauen mit Wölkchen verzierten Schlafanzug.
Jonahs Mund war zu einem „O" geformt und seine Augen vergrößerten sich immer mehr. Auch Bailey sah schockiert auf den Kaffee, dann zu mir und schließlich zu Jonah.
„Neeeeeiiiiiiinnn!!!", rief Jonah entsetzt und sehr leidend aus. Nun war das ganze Dorf wach.
„So schlimm kann's nicht sein, denn wie ich sehe, habt ihr ja schon einen Ersatz...", meldete sich Corbyn zu Wort und deutete auf das Paket. Nun las ich auch die Aufschrift. Es war eine brandneue Kaffeemaschine.
„Na, dann ist es ja nicht ganz so schlimm. Nur schade um meinen schönen Schlafanzug....", pflichtete ich Corbyn bei.
„Nicht so schlimm!?", fragte Jonah unverständlich.
Bailey legte beschwichtigend die Hand auf Jonahs Arm, ehe der in einen Kaffe-Wutausbruch ausbrechen konnte.
„Was ist passiert??", erklang die Stimme der fünften Person.
Zach stand neben Corbyn und sah uns an. „Ach nichts schlimmes! Nur mein wunderschöner Schlafanzug hat einen Flecken bekommen...", ich hatte keine Lust auf eine Erklärung, da mir langsam frisch wurde.
Ich quetschte mich durch die Lücke, die mir Corbyn und Zach in der Tür ließen.
„Nichts schlimmes??? Du hast meinen Kaffee runtergeschubst - du gieriges Kaffeemonster!", begann Jonah an zu poltern. Er folgte mir mit großen, langen Schritten.
Wow, langsam bekam ich echt schiss. „Jonah! Der Kaffe wäre auch ohne Sabrina runtergefallen. Er ist auf deiner Kaffeemaschine dem Abgrund entgegen gerutscht. Du hättest nichts machen können!", verteidigte Corbyn mich. Danke!
Ich gab ein Stoßgebet ab. Grimmig blickte Jonah drein, aber seine Freundin konnte ihn vor einer neuen Ansage zurückhalten. Danke! Erneut gab ich ein Stoßgebet ab.

Photography - Why Don't WeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt