Prolog

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Seufzend sah Sebastian in die tanzende Menge. Abigail wurde gerade von zwei Typen angetanzt und Sam- Wo war Sam? Sebastian konnte es sich bereits denken, bestimmt war sein bester Freund mit irgendeinem Mädchen auf den Toiletten des Clubs verschwunden. Der Dunkelhaarige rollte bei diesem Gedanken mit den Augen und bestellte sich noch ein paar Shots. Kaum waren sie da, wurden sie in wenigen Sekunden zunichte gemacht. Bastis Kehle brannte, vor seinen Augen schummerte es gefährlich. Taumelnd stand er nach einigen Minuten auf und bahnte sich seinen Weg durch den Club nach draußen. Vor dem Club angekommen atmete er tief durch, lehnte sich einige Meter vom Eingang entfernt an die Wand. Er suchte in seinen Taschen nach seinen Zigaretten und einem Feuerzeug - doch vergebens. Mit einem Mal hielt ihm jemand eine glühende Zigarette vor die Nase.

"Siehst so aus, als würdest du eine brauchen", hörte er eine tiefe Stimme. Sebastian drehte seinen Kopf zu besagter Stimme und zog kurz die Augenbrauen zusammen. "Nimm schon, ich hab genug." Der Junge lachte und fuhr sich mit der freien Hand durch die türkisen Haare.

"Danke", murmelte Sebastian, nahm die Zigarette an sich und nahm einen Zug. Gierig inhalierte er den Rauch, behielt ihn einige Sekunden und ließ ihn durch die Nase wieder verschwinden. Scheiße, tat das gut.

"Und wie heißt du?", fragte der Junge nach einigen Minuten und lehnte sich neben den 20-jährigen. "Ich bin übrigens Calum."

"Sebastian", murmelte der Dunkelhaarige und schloss die Augen. In ihm schrie alles nach noch mehr Alkohol, als er in den vergangenen Stunden eh schon zu sich genommen hatte. Er bemerkte, dass nicht mehr viel von der Zigarette da war, nahm also einen letzten Zug und ließ den Stummel auf den Boden fallen. Er trat ihn aus, nickte Calum noch einmal zu und ging dann wieder in Richtung Eingang

"Kommst hier net rein", brummte der eine Türsteher und schubste Sebastian zurück. Sebastian zog eine Augenbraue hoch.

"Meine Leute sind aber noch drinnen!"

"Pech gehabt", knurrte nun der andere. "Der Club ist voll, du kommst nicht wieder rein."

"Aber-"

"Nichts 'aber'! Voll ist voll."

"Jungs, chillt doch mal", mischte Calum sich ein, der bis dato nur ruhig zugesehen hatte. "Sebastian gehört zu mir, den könnt ihr ruhig reinlassen." Die Türsteher sahen Calum an, sahen Sebastian an, sahen sich an, sahen wieder zu den beiden anderen.

"In Ordnung, Mister Miller", brummte der erste und machte den Weg zum Clubinneren frei. Calum nickte dankend und schob den Dunkelhaarigen vor sich her in den Club. Als sie endlich außer Hörweite der beiden Türsteher waren, ließ Calum von Sebastian ab.

"Danke", murmelte Sebastian. "Aber warum hast du mir geholfen?" Calum zuckte mit den Schultern, grinste verschmitzt.

"Weiß nicht, ich kann dich leiden", antwortete er lediglich. "Dafür trinkst du was mit mir." Erneut zog Sebastian eine Augenbraue hoch, nickte aber. Er wusste, das war er Calum schuldig. Deshalb saß er keine zwei Minuten später mit dem türkishaarigen an der Bar und hatte einen Old Fashioned vor sich stehen. Er wusste nicht so recht, was er sagen sollte. Ob er überhaupt etwas sagen sollte. Calum drehte sein Glas in seinen Händen hin und her, lächelte geheimnisvoll.

"Wo sind deine Leute?", fragte Sebastian über die Electromusik hinweg. Calum sah auf, legte den Kopf schief.

"Ich bin alleine hier, warum fragst du?"

"Dachte nur, vielleicht würden sie sich Sorgen machen, wo du bist."

"Willst du mich loswerden?", fragte Calum, zog seine Augenbrauen hoch. Eine gewisse Belustigung lag zwar in seiner Stimme, doch Sebastian war sich nicht sicher, ob er es auch so meinte.

"Nein, nein", antwortete Basti schnell und wendete seinen Blick ab. "Ich hatte mich nur gewundert."

"Und bist du mit anderen hier?", fragte Calum interessiert und genehmigte sich einen Schluck von seinem Old Fashioned.

"Ja", lächelte Sebastian und drehte sich zur Menschenmenge um. Schnell erblickte er Abigails lila und Sams goldblonde Haare. Die beiden tanzten mit einer Gruppe von Leuten, alle zwischen 20 und 30 Jahren. "Da drüben. Die mit den lila Haaren und der Typ mit den Spices."

"Interessant", gab Calum von sich, als er ebenfalls Sam und Abigail erblickte. "Ich mag ihre Haare." Calum lachte leicht, Sebastian grinste. Ja, die Haare der beiden waren genial.

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"Ich sag dir, Calum", kicherte Sebastian. "Eines Tages bin ich ein weltberühmter Spieleprogrammierer." Sebastian hickste auf, lachte und ließ den Kopf auf die Hände sinken.

"Ach, Sebbi", grinste Calum und ließ den letzten Tropfen Whiskey Sours in den Mund fallen. "Ich würde dir so gerne helfen." Auch Calum hickste, kicherte dann. "Aber ich habe absolut keinen Plan vom Programmieren." Die beiden Jungs lachten sich an. Sebastian rieb sich über die Augen und richtete sich wieder auf.

"Cal, ich bin soo müde", murmelte Sebastian, gähnte zur Unterstreichung. Calum zog die Augenbrauen hoch, nickte dann aber.

"Ich auch", lachte er. "Wollen wir zu mir oder zu dir?" Sebastian legte den Kopf schief, es ratterte in ihm. Er wusste nicht, worauf der Junge mit den türkisen Haaren hinaus wollte, doch es war ihm auch egal.

"Zu dir, Cali", antwortete Sebastian und stand auf. Kurz taumelte er gefährlich, stützte sich noch rechtzeitig an der Theke ab. Calum grinste breit, sprang förmlich von seinem Hocker und legte einen Arm um Sebastians Schulter.

"Dann komm, Sebbi", nuschelte Calum und bahnte sich mit dem Dunkelhaarigen einen Weg aus dem Club. Draußen angekommen schlug ihnen die kühle Nachtluft entgegen, Calum hielt Ausschau nach einem Taxi, während Sebastian seinen Kopf auf dessen Schulter legte.

"Weißt du, Calum", murmelte Sebastian und gähnte kurz. "Ich habe noch nie mit einem Jungen rumgemacht." Er hob seinen Kopf, sah Calum mit einem undefinierbaren Blick an. Calum sah verwirrt zurück und wusste nicht ganz, was er darauf antworten sollte. In diesem Moment hielt ein Taxi vor Calum und Sebastian, Calum riss die Tür auf und schubste Sebastian hinein. "Cali, ich hab auch Gefühle."

"90th Avenue", teilte Calum dem Fahrer mit. Dieser nickte und fuhr wieder los.

"Caluuum!"

"Sebbi, was willst du?"

"Mhm", brummte Sebastian und ließ seinen Kopf wieder auf Calums Schulter sinken. Es vergingen einige Minuten, in denen nur das Geräusch der Reifen und die Musik aus dem Radio zu hören waren. Anscheinend mochte der Fahrer Dubstep.

"37,27", murmelte der Fahrer, als er schließlich vor einem riesigen Penthouse zum Stehen kam. Calum kramte einen Fünfziger aus seinem Portemonnaie, murmelte ein 'Passt schon' und stieg aus dem Wagen. Sebastian folgte ihm in den großen Komplex und in den Fahrstuhl.

"Calum, mir ist langweilig", murrte Sebastian, als sich die Fahrstuhltüren schlossen. Calum zog eine Augenbraue hoch, grinste.

"Was willst du denn machen?"

"Weiß nicht", nuschelte Sebastian und legte seine Arme um den Jüngeren. "Hast du eine Idee?" Bevor Calum auch nur die Chance hatte, zu antworten, fing Sebastian an, Calums Gesicht mit Küssen zu versehen. Calum kicherte, nahm das Gesicht des kleineren in die Hände.

"Besitzt du überhaupt so etwas wie einen Koordinationssinn?", grinste er und kam Sebastians Gesicht immer näher.

"Nein, wieso?"

Calum lachte noch einmal kurz auf, als er auch schon seine Lippen auf die von Sebastian legte. Der kleinere erwiderte sofort, schlang seine Hände um Calums Nacken und zog ihn näher zu sich. Kaum sprangen die Türen wieder auf, lenkte Calum den Kleineren in Richtung der Treppe.

"Oben ist es doch viel gemütlicher", wisperte er und zog den dunkelhaarigen in den zweiten Stock. Kaum waren sie in Calums Schlafzimmer angekommen, wurde Sebastian auf das große dunkle Bett gestoßen. Calum stützte sich rechts und links von ihm ab, grinste verschmitzt. "Bereit, alles zu vergessen?"

"Das habe ich schon längst."

Sebastian | SDV FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt